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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tabakfeld und der Gemüsegarten waren von Unkraut überwuchert, und der Hausgarten war offensichtlich niedergetrampelt worden. Alles bis auf Sägblattpflanzen und Federkronen lag braun und zertreten am Boden.
    Er dachte gar nicht daran, einen Pfeil aufzulegen. Das Feuer mußte schon Wochen her sein. Das angesengte Holz war von den Regenfällen der letzten Zeit deutlich ausgewaschen und glanzlos. Die Brennesseln zwischen den Trümmern waren bestimmt schon einen Monat alt. Egge und Pflug, die am Ackerrain weiter hinten standen, waren beinahe von ihnen überwuchert, und unter den Blättern zeigten sich bereits Rostflecken an den Ackergeräten.
    Die Aiel suchten das Gelände gründlich ab, die Speere bereitgehalten und die Augen wachsam. Systematisch schritten sie den ehemaligen Bauernhof ab und stierten selbst in der Asche herum. Als Bain aus dem Trümmerhaufen des Wohnhauses kletterte, sah sie Perrin an und schüttelte den Kopf. Also war Tam al'Thor wenigstens nicht hier ums Leben gekommen.
    Sie wissen Bescheid. Sie wissen es, Rand. Du hättest mitkommen sollen. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und Traber nicht in vollem Galopp den ganzen Weg zum Hof seiner Familie zurücklegen zu lassen. Selbst dieses ausdauernde Pferd konnte das nicht durchhalten und wäre vermutlich tot umgefallen. Vielleicht waren es Trollocs gewesen, die das angerichtet hatten. Falls ja, dann arbeitete seine Familie vielleicht noch unbehelligt und sicher auf ihrem Hof. Er atmete tief durch, aber der Rußgestank ging ihm nicht aus der Nase.
    Gaul blieb neben ihm stehen. »Wer das auch angerichtet haben mag, ist schon lange weg. Sie haben einige Schafe getötet, und der Rest ist weggelaufen. Später ist jemand gekommen, um den Rest der Herde wieder einzufangen und nach Norden zu treiben. Zwei Männer, glaube ich, aber die Spuren sind zu alt, um sicherzugehen.« »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, wer das getan hat?« Gaul schüttelte den Kopf. Es könnten Trollocs gewesen sein. Seltsam, daß er sich wünschte, es sei das Werk von Trollocs. Und dumm obendrein. Die Weißmäntel kannten seinen Namen und, wie es schien, auch den Rands. Sie kennen meinen Namen. Er blickte versonnen auf die Asche des al'Thor-Hauses, und Traber schritt vorwärts, als die Zügel in seiner Hand zitterten.
    Loial war bei den Obstbäumen abgestiegen, und sein Kopf befand sich zwischen den Zweigen. Faile ritt auf Perrin zu und musterte seine Gesichtszüge. Ihre Stute schritt graziös einher. »Ist das... ? Kennst du die Leute, die hier wohnten?« »Rand und sein Vater.« »Oh. Ich dachte, es sei... « Erleichterung und Mitgefühl schwangen in ihrem Tonfall mit. »Wohnt deine Familie hier in der Nähe?« »Nein«, sagte er schroff, und sie zuckte zurück, als habe er ihr eine Ohrfeige verpaßt. Doch sie blickte ihn weiterhin an und wartete. Was mußte er denn noch anstellen, um sie zu vertreiben? Mehr, als er fertigbrachte jedenfalls, wenn er es bis jetzt noch nicht geschafft hatte.
    Die Schatten wurden länger, und die Sonne wanderte auf die Baumwipfel zu. Er ließ Traber umdrehen und wandte ihr unhöflich den Rücken zu. »Gaul, wir werden heute nacht hier in der Nähe lagern. Ich will früh am Morgen aufbrechen.« Er riskierte einen schnellen Blick nach hinten. Faile ritt zu Loial zurück. Sie saß steif und hoch aufgerichtet im Sattel. »In Emondsfeld werden sie wissen... « Wo sich die Weißmäntel befanden, so daß er sich ihnen freiwillig stellen konnte, bevor sie seiner Familie etwas antaten. Falls es seiner Familie überhaupt noch gutging. Falls der Hof, auf dem er geboren war, nicht schon genauso aussah wie dieser. Nein. Er mußte rechtzeitig kommen, um das zu verhindern. »Sie werden wissen, was los ist.« »Also, dann früh am Morgen.« Gaul zögerte. »Du wirst sie nicht loswerden. Sie ist beinahe wie eine Far Dareis Mai, und wenn eine Tochter des Speers dich liebt, dann kannst du ihr nicht entkommen, so schnell du auch wegzulaufen versuchst.« »Überlaß das ruhig mir.« Er atmete durch und bemühte sich, freundlicher zu sprechen, denn Gaul wollte er ja nicht verscheuchen. »Sehr früh. Während Faile noch schläft.« Unter den Apfelbäumen war es diese Nacht in beiden Lagern ruhig. Mehrmals stand die eine oder andere der Aielfrauen auf und blickte hinüber zu dem kleinen Feuer, an dem er mit Gaul saß, aber die einzigen Laute waren das gelegentliche Schreien einer Eule und das Stampfen der Pferdehufe. Perrin konnte nicht einschlafen, und so schlüpfte er mit

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