Der Schatten erhebt sich
letzten Tagen angetan hatte. Zweifellos würde sie eine Möglichkeit finden, ihn dafür bezahlen zu lassen.
»Hast du nun diese Idee aufgegeben, dich den Weißmänteln zu stellen?« fragte sie. In ihrer Stimme lag kein Hinweis darauf, daß sie zugesehen hatte, wie er wie ein kleines Kind weinte.
»Es scheint, damit würde ich nichts erreichen. Sie werden hinter Rands Vater und dem Mats hersein, was ich auch mache. Meine Familie...« Er lockerte schnell seinen Griff in ihren Händen, aber sie lächelte nur, anstatt das Gesicht erleichtert zu verziehen. »Ich muß Meister Luhhan und seine Frau befreien, wenn ich kann. Und Mats Mutter und Schwestern. Ich habe ihm versprochen, mich um sie zu kümmern. Und ich muß alles nur Mögliche gegen die Trollocs unternehmen.« Vielleicht hatte dieser Lord Luc eine Ahnung, was man da machen konnte. Wenigstens war das Wegetor blockiert, und es würden keine mehr auf diesem Weg herkommen. Er wollte vor allem gegen die Trollocs etwas unternehmen. »Ich kann das nicht fertigbringen, wenn ich mich von ihnen aufhängen lasse.« »Ich bin sehr froh, daß du das einsiehst«, sagte sie trocken. »Noch weitere dumme Anwandlungen, mich wegzuschicken?« »Nein.« Er bereitete sich auf den Sturm vor, der nun folgen würde, doch sie nickte lediglich, als habe sie nur dieses eine Wort erwartet und wolle gar nicht mehr hören. Eine Kleinigkeit und nicht wert, sich deshalb in die Haare zu geraten. Sie würde ihn für Größeres bezahlen lassen.
»Wir sind zu fünft, Perrin, sechs, falls ich auf Loial zählen kann. Und wir können Tam al'Thor und Abell Cauthon dazugewinnen... Können sie mit dem Bogen genausogut umgehen wie du?« »Besser«, sagte er der Wahrheit entsprechend. »Viel besser.« Sie nickte leicht, aber zweifelnd. »Das macht dann acht. Ein Beginn auf jeden Fall. Vielleicht werden sich uns andere anschließen. Und dann gibt es ja noch diesen Lord Luc. Vielleicht will er die Führung übernehmen, aber wenn er nicht gerade gehirnamputiert ist, spielt das keine Rolle. Na ja, nicht jeder ist auch vernünftig, der den Eid auf das Horn ablegte. Ich habe ein paar kennengelernt, die glauben, alles zu wissen, und nebenher auch noch so stur wie Maulesel sind.« »Ich weiß.« Sie warf ihm einen strengen Blick zu und er brachte es gerade noch fertig, ein Lächeln zu unterdrücken. »Daß du einige von der Sorte kennengelernt hast, meine ich. Ich habe einst auch ein solches Pärchen gesehen. Denkst du noch daran?« »Ach, die. Na ja, hoffen wir, daß Lord Luc kein Lügner und Angeber ist.« Ihr Blick wurde eindringlich, und ihr Griff an seinen Händen festigte sich. Es war nicht unangenehm, eher so, als wolle sie ihre Kraft der seinen hinzufügen. »Du wirst bestimmt den Hof deiner Familie besuchen wollen, deine Heimat. Ich werde mitkommen, wenn du mich läßt.« »Wenn ich kann, Faile.« Aber nicht jetzt. Noch nicht. Wenn er jetzt diese Reihe von Gräbern unter den Apfelbäumen betrachtete... Es war seltsam. Er hatte immer seine Kraft als gegeben hingenommen, und nun stellte sich heraus, daß er überhaupt nicht stark war. Aber er hatte die Flennerei satt. Es war höchste Zeit, etwas zu unternehmen. »Das Wichtigste zuerst. Ich denke, wir müssen vor allem Tam und Abell aufspüren.« Meister al'Vere steckte seinen Kopf zur Tür herein, und als er sah, daß sie wieder ganz gewöhnlich dasaßen, trat er in den Schankraum. »In der Küche sitzt ein Ogier«, sagte er mit einem verwirrten Blick zu Perrin. »Ein Ogier. Trinkt Tee. Die größte Tasse sieht bei ihm...« Er hielt zwei Finger hoch, als halte er damit einen Fingerhut. »Vielleicht kann Marin so tun, als kämen jeden Tag Aiel hier herein, aber als sie diesen Loial sah, ist sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Ich habe ihr einen doppelten Schnaps gegeben, und sie hat ihn wie Wasser runtergekippt. Hat sich danach fast zu Tode gehustet. Normal trinkt sie höchstens mal ein Glas Wein. Ich glaube aber, wenn ich ihn ihr gegeben hätte, dann hätte sie noch einen gekippt.« Er schürzte die Lippen und tat so, als interessiere ihn irgendein nicht existierender Fleck auf seiner langen, weißen Schürze. »Geht es dir jetzt wieder besser, mein Junge?« »Ich bin in Ordnung, Meister al'Vere«, sagte Perrin schnell. »Meister al'Vere, wir können nicht lange hierbleiben. Es könnte jemand den Weißmänteln erzählen, daß Ihr mich beherbergt.« »Ach, es gibt nicht viele, die das tun würden. Nicht einmal alle Coplins, und auch ein paar der Congars
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