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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würden das nicht tun.« Doch er schlug nicht vor, daß sie dableiben sollten.
    »Wißt Ihr, wo ich Meister al'Thor und Meister Cauthon finden kann?« »Gewöhnlich irgendwo im Westwald«, sagte Bran bedächtig. »Mehr kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Sie bleiben in Bewegung.« Er faltete die Hände über dem runden Bauch und neigte den grau umrahmten Kopf ein wenig. »Ihr wollt doch nicht wirklich weggehen, oder? Also, ich habe Marin gesagt, ihr würdet nicht gehen, aber sie glaubt mir nicht. Sie glaubt, es sei das Beste für dich und für euch alle, wenn ihr geht, und wie die meisten Frauen denkt sie, ihr würdet das schon einsehen, wenn sie euch lange genug bequatscht.« »Aber Meister al'Vere«, sagte Faile in süßlichem Tonfall, »ich meinerseits habe immer festgestellt, daß Männer vernünftige Geschöpfe sind, denen man nur einmal den klügsten Weg zeigen muß, und dann halten sie sich daran.« Der Dorfvorsteher lächelte sie amüsiert an. »Also werdet Ihr Perrin dazu überreden, wegzugehen, ja? Marin hat recht: Das ist am klügsten, wenn er das Henkerseil vermeiden will. Der einzige Grund hierzubleiben wäre der, daß ein Mann manchmal nicht weglaufen kann. Nein? Tja, zweifellos wißt Ihr es am besten.« Er beachtete ihren säuerlichen Blick nicht. »Komm mit, Junge. Wir teilen Marin die guten Nachrichten mit. Beiß die Zähne aufeinander und halte an deiner Absicht fest, weil sie nicht aufgeben und weiter versuchen wird, dich umzudrehen.« In der Küche saßen Loial und die Aiel im Schneidersitz auf dem Boden. Es gab in der Schenke wohl auch keinen Stuhl, der groß genug für den Ogier gewesen wäre. Er saß da, hatte einen Arm auf den Küchentisch gelegt und war im Sitzen noch groß genug, um Marin al'Vere in die Augen zu blicken. Bran hatte die Winzigkeit der Tasse in Loials Händen allerdings übertrieben, fand Perrin. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte er, daß es keine Tasse war, sondern eine weiß-glasierte Suppenschale.
    Frau al'Vere gab immer noch ihr Bestes, um allen weiszumachen, daß Aiel und Ogier für sie etwas ganz Normales darstellten. Sie eilte geschäftig mit einem Tablett umher, brachte Brot und Käse und Gurken, überzeugte sich davon, daß jeder etwas aß, aber jedesmal, wenn ihr Blick Loial streifte, wurden ihre Augen größer. Dabei bemühte er sich, ihre Nervosität zu beseitigen, indem er ihr Komplimente über ihre Bäckerei machte. Seine behaarten Ohren zuckten unruhig, wenn sie ihn so ansah, und dann fuhr sie jedesmal leicht zusammen. Danach schüttelte sie den Kopf, daß ihr dicker, ergrauter Zopf lebhaft wackelte. Nach ein paar Stunden würden sie vielleicht die besten Freunde werden.
    Loial seufzte in tiefstem Baß erleichtert auf, als er Perrin hereinkommen sah. Er stellte seine Tasse - seine Schüssel - Tee auf den Tisch, aber im nächsten Augenblick sackten seine Mundwinkel wieder traurig herunter. »Es tut mir so leid, von deinem Verlust zu hören, Perrin. Frau al'Vere... « Seine Ohren zuckten wild, obwohl er sie nicht einmal ansah, und sie zuckte daraufhin wieder zusammen. »... hat mir gesagt, daß du wieder fort willst, jetzt, wo dich hier nichts mehr halten kann. Wenn du willst, werde ich die Apfelbäume besingen, bevor wir abreisen.« Bran und Marin tauschten einen überraschten Blick, und der Dorfvorsteher bohrte tatsächlich ungläubig mit einem Finger in seinem Ohr herum. »Danke, Loial. Ich würde mich darüber freuen, wenn es an der Zeit ist. Aber ich habe noch einiges zu tun, bevor ich gehen kann.« Frau al'Vere stellte das Tablett mit einem Ruck auf dem Tisch ab und blickte ihn scharf an, doch er fuhr nun fort und erklärte seinen Plan, soweit er eben einen hatte: Tam und Abell zu finden und die Gefangenen der Weißmäntel zu befreien. Er erwähnte die Trollocs nicht, obwohl er auch diesbezüglich vage Pläne hatte. Vielleicht sogar überhaupt nicht so vage. Er hatte nicht vor, wieder zu gehen, solange noch ein Trolloc und ein Myrddraal in den Zwei Flüssen am Leben war. Er hakte die Daumen im Gürtel ein, um nicht ständig die Axt zu befühlen. »Es wird nicht leicht«, beendete er seine Ausführungen. »Ich würde mich freuen, wenn du mitkämst, aber ich verstehe dich, wenn du lieber gehen willst. Das ist nicht dein Krieg, und du hast schon genug Schlimmes gesehen, weil du in der Nähe von uns Emondsfeldern geblieben bist. Und hier kannst du auch kaum an deinem Buch weiterschreiben.« »Hier oder woanders, es ist doch immer der gleiche Krieg, glaube

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