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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Befriedigung abzulesen. »Ich haben sie gefunden«, sagte er, und dann fuhr er zusammen, als er Egeanin entdeckte. »Ihr!« Zu Elaynes Schreck warf Egeanin ihren Stuhl um, als sie aufsprang, und knallte Domon so schnell eine Faust in den Magen, daß sie es fast nicht gesehen hätte. Irgendwie jedoch fing Domon ihr Handgelenk in seiner dicken Pratze und drehte ihr den Arm um. Einen atemlosen Moment später schien jeder dem anderen ein Bein stellen zu wollen. Egeanin versuchte, ihn mit einer Handkante am Hals zu treffen, doch plötzlich lag sie mit dem Gesicht nach unten am Boden. Domon hatte einen Stiefel auf ihrer Schulter und ihren Arm verdreht und bis an sein Knie hochgezogen. Trotzdem bekam sie mit der anderen Hand ihr Messer heraus.
    Elayne webte Stränge aus Luft um das Pärchen, bevor ihr überhaupt bewußt wurde, daß sie nach Saidar gegriffen hatte. Sie erstarrten auf dem Fleck. »Was soll das bedeuten?« fragte sie mit eisiger Stimme.
    »Wie könnt Ihr es wagen, Meister Domon?« Auch Nynaeves Stimme klang kalt wie die Elaynes. »Laßt sie los!« Etwas wärmer und besorgt fragte sie: »Egeanin, warum habt Ihr versucht, ihn zu schlagen? Ich habe Euch doch gesagt, Ihr sollt sie loslassen, Domon!« »Er kann nicht, Nynaeve.« Elayne wünschte sich wirklich, die andere könne wenigstens die Stränge sehen, auch wenn sie gerade nicht wütend war. Und sie hatte schließlich zuerst versucht, ihn zu schlagen. »Egeanin, warum?« Die dunkelhaarige Frau lag mit geschlossenen Augen und zusammengepreßten Lippen da. Ihre Knöchel wirkten blutleer, so fest hatte sie den Messergriff gepackt.
    Domon blickte von Elayne zu Nynaeve. Sein eigenartiger Bart, wie man ihn in Illian trug, schien beinahe zu knistern vor Zorn. Elayne hatte nur seinem Kopf Bewegungsfreiheit gelassen. »Diese Frau sein Seanchan!« grollte er.
    Elayne tauschte einen verblüfften Blick mit Nynaeve. Egeanin? Seanchan? Das war unmöglich. Das mußte einfach unmöglich sein.
    »Seid Ihr da sicher?« fragte Nynaeve bedächtig und leise. Sie klang genauso erschlagen, wie sich Elayne fühlte.
    »Ich werden niemals vergessen ihr Gesicht«, erwiderte Domon standhaft. »Ein Schiffskapitän. Es sein gewesen sie, die mich bringen nach Falme, mich und mein Schiff, als Gefangene der Seanchan.« Egeanin gab sich keine Mühe, es abzuleugnen. Sie lag nur da und hatte ihr Messer in der Hand. Seanchan. Aber ich mag sie!
    Sorgfältig verschob Elayne das Gewebe von Luftsträngen, bis die Hand Egeanins, die das Messer hielt, fast, aber noch nicht ganz frei war. »Laßt es los, Egeanin«, sagte sie und kniete neben der Frau nieder. »Bitte.« Nach einem Moment öffnete sich Egeanins Hand. Elayne hob das Messer auf und stand wieder auf. Nun löste sie die Stränge ganz. »Laßt sie aufstehen, Meister Domon.« »Sie sein Seanchan, Herrin«, protestierte er, »und so hart wie Eisenstacheln.« »Laßt sie aufstehen.« Er knurrte leise etwas, ließ aber doch Egeanins Arm los und trat so schnell von ihr weg, als erwarte er, daß sie wieder auf ihn losgehen werde. Die dunkelhaarige Frau -die Seanchan-Frau - stand aber lediglich auf. Sie rollte die Schulter, die er ihr verdreht hatte und musterte ihn nachdenklich. Anschließend blickte sie kurz zur Tür hinüber, hob dann den Kopf und wartete äußerlich völlig ruhig und gelassen. Es fiel schwer, sie nicht zu bewundern.
    »Seanchan«, grollte Nynaeve. Sie hatte eine ganze Handvoll ihrer dünnen Zöpfe gepackt, blickte diese Hand dann jedoch überrascht an und ließ wieder los. Doch die Stirn war noch gerunzelt und ihr Blick hart. »Seanchan! Und habt Euch unsere Freundschaft erschlichen. Ich glaubte, Ihr wärt alle zurückgefahren, woher Ihr gekommen seid. Warum seid Ihr hier, Egeanin? War unser Zusammentreffen wirklich ein Zufall? Warum habt Ihr gerade uns kennenlernen wollen? Habt Ihr uns irgendwohin locken wollen, wo Eure schmutzigen Sul'dam ihre Leinen an unseren Hälsen festmachen können?« Egeanin riß doch ein wenig die Augen auf, als sie das hörte. »O ja«, sagte Nynaeve in scharfem Ton zu ihr. »Wir wissen eine Menge über Euch Seanchan und Eure Sul'dam und Damane. Wir wissen mehr als Ihr selbst. Ihr kettet Frauen an, die mit der Macht arbeiten können, aber diejenigen, die ihre Leinen in Händen halten, können das ebenfalls, Egeanin. Auf jede Frau mit diesem Talent, die Ihr wie ein Tier an die Leine gelegt habt, kommen zehn oder zwanzig andere, die Ihr nicht als solche erkennt.« »Ich weiß«, sagte Egeanin einfach,

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