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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bei Nacht. »Kann ich allein mit Euch sprechen, Frau al'Meara?« sagte er, als er Egeanin am Tisch entdeckt hatte.
    »Ach, kommt herein«, sagte Nynaeve ärgerlich zu ihm. »Nach dem, was sie schon gehört hat, spielt es keine Rolle mehr, ob sie noch mehr hört. Habt Ihr sie auch im Panarchenpalast entdeckt?« Er war bereits dabei, die Tür zu schließen, und warf Domon einen undefinierbaren Blick zu. Seine Lippen hatte er aufeinandergepreßt. Der Schmuggler lächelte ein wenig zu breit. Einen Augenblick lang schien es, die beiden wollten sich gegenseitig an den Kragen.
    »Also ist mir der Illianer zuvorgekommen«, knurrte Juilin bedauernd. Er ignorierte Domon und sagte zu Nynaeve: »Ich sagte Euch ja, daß die Frau mit der weißen Strähne mich zu ihnen bringen werde. Das ist ja doch etwas sehr Auffallendes. Und ich habe dort auch die Domanifrau gesehen. Aus der Entfernung zwar nur, da ich ja nicht ein solcher Narr bin, um direkt in einen Schwarm Barrakudas hineinzuschwimmen, aber ich glaube nicht, daß sich außer Jeaine Caide noch eine andere Frau aus Arad Doman in ganz Tarabon aufhält.« »Ihr wollt damit sagen, daß sie tatsächlich im Panarchenpalast sind?« rief Nynaeve.
    Juilins Gesichtsausdruck änderte sich nicht, doch weiteten sich seine dunklen Augen ein wenig, und sein Blick huschte zu Domon hinüber. »Also hatte er keinen Beweis«, murmelte er befriedigt.
    »Ich haben Beweis.« Domon vermied es, den Tairener anzublicken. »Wenn Ihr es nicht glauben, bevor dieser Fischer hier kommen, Frau al'Meara, dann es sein kein Fehler von mir.« Juilin plusterte sich auf, doch Elayne schnitt dem Diebfänger das Wort ab: »Ihr habt sie beide aufgespürt und beide hattet Ihr Beweise. Höchstwahrscheinlich hätte es bei keinem allein gereicht, sehr wohl aber gemeinsam. Jetzt wissen wir, wo sie sich aufhalten, und das haben wir Euch beiden zu verdanken.« Nun wirkten die beiden noch mürrischer als zuvor. Männer benahmen sich manchmal auch zu töricht.
    »Der Panarchenpalast.« Nynaeve riß an einer Handvoll ihrer Zöpfe und schleuderte sie dann mit einem scharfen Ruck ihres Kopfes über die Schulter zurück. »Was sie suchen, muß sich also dort befinden. Aber wenn sie es schon haben, warum sind sie dann noch in Tanchico? Der Palast ist riesengroß. Vielleicht haben sie es noch nicht gefunden? Nicht, daß uns das weiterbringt, solange sie drinnen sind und wir hier draußen!« Thom kam wie gewöhnlich ohne anzuklopfen herein und überblickte mit einem Blick alles. »Frau Egeanin«, grüßte er mit einer eleganten Verbeugung, der sein Hinken keinen Abbruch tat. »Nynaeve, ich würde gern mit Euch allein sprechen. Ich habe wichtige Neuigkeiten.« Die frische Schramme an seiner ledernen Wange machte Elayne noch zorniger als der Riß in seinem guten braunen Umhang. Der Mann war zu alt, um sich ständig auf den Straßen Tanchicos herumzutreiben. Oder überhaupt auf Straßen, in denen es rauh zuging. Es wurde Zeit, daß sie ihm irgendwo einen sicheren und bequemen Platz besorgte, an dem er seinen Lebensabend in Ruhe verbringen konnte. Keine Wanderschaft mehr als Gaukler von Dorf zu Dorf. Sie würde schon dafür sorgen.
    Nynaeve blickte Thom scharf an. »Ich habe jetzt keine Zeit für so etwas. Die Schwarzen Schwestern befinden sich im Panarchenpalast, und es kann durchaus sein, daß Amathera ihnen hilft, den Palast vom Keller bis zum Dachboden abzusuchen.« »Das habe ich vor weniger als einer Stunde herausgefunden«, sagte er ungläubig. »Wie habt Ihr...?« Er sah Domon und Juilin an, die immer noch dreinblickten wie zwei Jungen, die beide den ganzen Kuchen beansprucht hatten.
    Es war offensichtlich, daß er nicht glaubte, Nynaeve habe ihre Informationen von diesen beiden erhalten. Elayne hätte am liebsten gegrinst. Er war immer so stolz darauf, alle Hintergründe zu kennen, alle verborgenen Aktivitäten zu durchschauen. »Die Burg hat ihre eigenen Methoden, Thom«, sagte sie kühl und geheimnisvoll zu ihm. »Es ist am besten, wenn man die Nase nicht zu tief in die Methoden von Aes Sedai steckt.« Er verzog das Gesicht, und seine buschigen, weißen Augenbrauen zogen sich unsicher herunter. Sehr befriedigend. Ihr wurde bewußt, daß auch Juilin und Domon sie mit gerunzelter Stirn anblickten, und mit einemmal hatte sie Mühe, ein Erröten zu unterdrücken. Falls sie plauderten, würde sie wie eine Närrin dastehen. Das würden sie wahrscheinlich auch irgendwann; Männer klatschten so gern. Am besten schnell das Thema

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