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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Liandrin und ihre Schwarzen Genossinnen wollten es dazu benützen, Rand in ihre Gewalt zu bringen, ihn zum Schatten zu führen, ihn zu zwingen, dem Dunklen König zu dienen. Jemand aus ihrem Dorf, der von Aes Sedai beherrscht und benutzt wurde! Schwarze Ajah, sicher, aber doch genauso Aes Sedai wie Moiraine mit ihren Intrigen. Egeanin macht aus mir schon beinahe eine schmutzige Seanchan!
    Mit einemmal wurde ihr klar, wie unzusammenhängend dieser letzte Gedanke gewesen war, und sie erkannte, daß sie sich im Moment absichtlich bemühte, sich in Wut hineinzusteigern, um die Macht benützen zu können. So griff sie nach der Wahren Quelle, und die Macht erfüllte sie. Und dann betrat eine Dienerin mit dem Baum-und-Blatt-Emblem auf der Schulter die Säulenhalle.
    Nynaeve bebte vor Verlangen, die Macht zu benützen, doch sie zwang sich, zu warten, hob sogar den Staubwedel und wischte über das Halsband und die Armbänder. Die Dienerin schritt über den hellen Steinboden. Noch ein Augenblick, dann würde sie verschwinden, und Nynaeve konnte... Was eigentlich? Die Sachen in ihre Gürteltasche stecken und mitnehmen, aber...
    Die Dienerin würde gehen? Warum habe ich geglaubt, sie werde gehen, anstatt ihre Arbeit zu tun? Sie warf der Frau einen heimlichen Seitenblick zu. Sie kam auf sie zu. Natürlich. Kein Besen oder Mop, kein Staubwedel, nicht einmal ein Staubtuch. Weswegen sie auch hier sein mag, es wird nicht lange...
    Plötzlich erkannte sie das Gesicht der Frau ganz eindeutig. Kantig, aber gutaussehend, von dunklen Zöpfen eingerahmt, so lächelte sie auf beinahe freundlich zu nennende Art, obwohl sie Nynaeve offensichtlich gar nicht weiter beachtete. Auf jeden Fall wirkte sie überhaupt nicht bedrohlich. Das Gesicht war ein wenig verändert, doch sie erkannte es.
    Ohne nachzudenken, schlug sie zu, webte einen wahren Hammerschlag aus Luft, um dieses Gesicht zu zerschmettern. Innerhalb eines Wimpernschlags wurde die andere Frau vom Glühen Saidars umgeben, und ihre Gesichtszüge veränderten sich, wirkten auf einmal edler, stolzer, eine Erinnerung an Moghediens wirkliches Gesicht. Doch auch überrascht wirkten diese Züge, weil sie sich nicht wie geglaubt unbemerkt genähert hatte. Nynaeves Schlag zerfaserte, und sie taumelte unter dem Rückschlag, der sich wie ein physischer Schlag auswirkte. Die Verlorene schlug mit einem komplexen Gewebe aus Geist mit Beimischungen von Wasser und Luft zurück. Nynaeve hatte keine Ahnung, welche Wirkung dieser Schlag haben sollte, doch sie versuchte, ihn genauso zu zerfasern, wie sie es bei der anderen Frau erlebt hatte, und zwar mit einem scharfkantigen Gewebe aus Geist. Einen Herzschlag lang empfand sie Liebe, Hingabe, Anbetung für diese prachtvolle Frau, die sich dazu herablassen würde, ihr zu gestatten...
    Das kunstvolle Gewebe spaltete sich, und Moghedien kam ins Stolpern. In Nynaeves Verstand blieb ein schwacher Hauch haften, das Gefühl, gehorchen zu wollen, zu kriechen und zu Gefallen zu sein, all das, was bei ihrem ersten Zusammentreffen eingetreten war, und das heizte ihren Zorn noch an. Die messerscharfe Abschirmung, die Egwene benutzt hatte, um Amico Nagoyin einer Dämpfung zu unterziehen, war ganz plötzlich da. Es war eher eine Waffe als eine Abschirmung, die auf Moghedien zufuhr -und abgeblockt wurde. Gewebe aus Geist stand gegen Gewebe aus Geist. Es hätte nicht viel gefehlt, und Moghedien wäre für immer von der Wahren Quelle abgeschnitten gewesen. Wieder schlug die Verlorene zurück. Wie ein Axthieb kam der Schlag, um Nynaeve auf die gleiche Art von der Quelle abzuschneiden. Auf immer und ewig. Verzweifelt blockte Nynaeve ihn ab.
    Mit einemmal war ihr bewußt, daß unter der Oberfläche ihres Zorns die nackte Angst brodelte. Den Versuch der anderen Frau abzublocken, ihre Fähigkeiten auszubrennen, und dabei das gleiche bei ihr zu versuchen, beanspruchte all ihre Kräfte. In ihr kochte die Macht, bis sie glaubte, platzen zu müssen. Ihre Knie bebten; sie konnte kaum noch stehen. Und immer noch floß alle Energie in diese beiden Aktivitäten. Sie hätte nicht einmal genug übrig gehabt, um eine Kerze anzuzünden. Moghediens aus Geist gewebte Axt war einmal schärfer und dann wieder stumpfer, doch das war im Grunde gleichgültig, falls die Frau mit ihrem Schlag Erfolg hatte. Nynaeve sah kaum eine andere Möglichkeit, wie dieses Duell ausgehen würde, als entweder durch die Frau ausgebrannt zu werden, oder zumindest - zumindest! - abgeschirmt und ihr damit ausgeliefert

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