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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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mehr hatte. Ich habe ihn versorgt, ihn getröstet.« Ägidius Bonaventuras Augen leuchteten, als hätte er die Jungfrau Maria persönlich gesehen.
    Fran spürte, dass er etwas offenbaren wollte, aber sich nicht traute. Sie musste ihm helfen. »Sie waren nie verheiratet?«
    Ägidius Bonaventuras Kopf ruckte hoch, er atmete kurz und heftig. Sein Körper versteifte sich, Fran wusste, dass er sich jetzt entscheiden würde: wütend werden oder beichten.
    Ägidius Bonaventuras Stimme war kaum zu hören. »Ich habe ihn geliebt. Nicht wie einen Bruder. Nicht wie einen Sohn.«
    »… wie einen Geliebten«, ergänzte Fran.
    Ägidius Bonaventura nickte, ein seliges Lächeln überzog sein Gesicht, er senkte seinen Blick auf den Teppich. »Es war Liebe auf den ersten Blick. Aber ich merkte es erst, als diese Frau mich verführte. Es war ekelerregend. Ich habe nie wieder eine Frau angefasst. Ich hätte nie heiraten können.«
    »Aber Friedrich war verheiratet?«, fragte Senior.
    Ägidius Bonaventura blickte nicht auf. »Ja. Marlene Hagenau. Eine schöne Frau, aber kalt wie Eis. Er hat sie sich nicht ausgesucht, das können Sie mir glauben.«
    Fran kratzte sich am Kinn. »Wie ist Friedrich damit fertig geworden? Er war doch sicher kein Kind von Traurigkeit?«
    Ägidius Bonaventura lachte kurz. »Das war er gewiss nicht.«
    Fran hörte ein leichtes Zittern in seiner Stimme. Er begab sich jetzt auf dünnes Eis. Wahrheit und Lüge, Erinnerung und Wunsch mischten sich. »Er ging fremd, nehme ich an? Regelmäßig.«
    »Ja.«
    Das »Ja« war kurz, wie ausgespuckt. Ein Ausdruck seinesLeidens, das nie enden würde. Fran war es ein Rätsel, wie dieser Mann es Jahrzehnte ausgehalten hatte, seine große Liebe nicht zu erreichen. Ja, noch schlimmer. Sein Friedrich hatte es ständig mit für ihn ekelerregenden Frauen getrieben, Ägidius musste zusehen. Fran musste fragen. »Wie haben Sie das ausgehalten?«
    Ägidius Bonaventura hob seinen Kopf. Tränen schimmerten in seinen Augen. »Ich hatte doch eine Aufgabe.«
    Friedrich zu beschützen, dachte Fran. Also doch. Du warst nicht sein Knecht. Du warst sein Beschützer. Du warst sein Schutzengel. Hier der Engel   – Ägidius, da der Teufel   – Friedrich? Ein neues Bild formte sich in Frans Gedanken.
    »War Friedrich zufrieden mit seinem Leben?«
    Ägidius Bonaventura hustete. »Zufrieden? Aber nein. Er war nie zufrieden. Mit nichts. Am wenigsten mit sich selbst. Immer ist er irgendetwas hinterhergelaufen. Er hatte Geld, hatte Macht. Konnte sich alles kaufen.«
    »Alles?«, fragte Fran.
    »Nein. Nicht alles. Und das hat ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht.« Ägidius Bonaventura seufzte. »Wissen Sie, er hat nur so zum Spaß die Düsseldorfer Real-Invest an die Wand gefahren. Nur weil er es konnte. Er hat mir zwei Jahre vor Beginn des Prozesses vorausgesagt, was passieren würde.«
    Deshalb hatte Friedrich von Solderwein auf den Bildern so entspannt gewirkt. Er hatte den Prozess nicht verloren. Er hatte gewonnen auf der ganzen Linie. Er hatte einen ganzen Staat an der Nase herumgeführt, hatte ein marodes System entlarvt, und niemand hatte es begriffen. Milliarden waren verloren gegangen, und es war nur der Anfang gewesen. Aber Satanisten waren keine Globalisierungsgegner, und sie gehörten auch nicht zur Occupy-Bewegung.
    Friedrich von Solderwein hatte sein Spiel gewonnen, aberdanach war er in der Bedeutungslosigkeit versunken. Wie passte das zusammen?
    »Was hat er nach dem Prozess gemacht? Er hatte keine Macht mehr und kein Geld.«
    »Sie unterschätzen Friedrich. Er hatte vorgesorgt. Er hat ein paar Millionen verschwinden lassen«, er lachte laut auf, »die hat niemand vermisst, verstehen Sie? Buchgeld, Geld, das sowieso nie existiert hat. Von dem auch niemand wollte, dass es jemals existiert hat.«
    »Aber   …«
    Ägidius Bonaventura ließ Fran nicht zu Wort kommen. »Wie naiv sind Sie? Muss ich Ihnen wirklich erklären, wie unser Banksystem funktioniert und warum es unausweichlich ist, dass wir in ein paar Jahren so richtig den Bach runtergehen? Und dass das immer wieder passieren wird?«
    Obwohl Fran sich das gerne hätte erklären lassen, schüttelte sie den Kopf.
    »Gut. Ich hoffe, sie haben ihr Geld unter der Matratze. Der Crash kann jeden Moment kommen. Und dann ist es wie immer: Die Armen werden ärmer, die Reichen reicher.«
    »Und Friedrich?«
    »Er hatte gedacht, dass die Leute aufwachen. Aber er hat sich gründlich getäuscht. Also hat er ein anderes Projekt

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