Der Seelenschluessel
Moment widmen würde, hätte mich nicht Euer Ruf ereilt.«
»Sie müssen mich nicht an Dinge erinnern, die ich bereits weiß«, knurrte Martok. Verachtung brannte in seinem Blick. »Ich kenne Ihre Erfolge. Sie haben den terranischen Abschaum aus seinen Verstecken zwischen den Plasmastürmen verjagt … Aber ich weiß auch, dass das nicht
alles
ist, was Sie getan haben.«
Iliana hob die Hände zu einer Geste der Offenheit. »Ich habe keinerlei Geheimnisse vor Euch, mein Regent.«
»Dann erklären Sie Ihr Interesse an Ataan Rhukal«, erklang ein Ruf vom anderen Ende des Raumes. Die Anklage sollte sie aus der Fassung bringen. Doch Iliana hatte ihn erwartet, denn sie wusste von der Anwesenheit der dunkel gekleideten Person, die schon bei ihrem Eintreten in den Schatten gelauert hatte.
Martok jedoch schien die Unterbrechung zu erzürnen. »Legat, wenn Sie Ihre Leute nicht beherrschen können …«
»Natima!«, schimpfte Dukat sichtlich beschämt. »Ich habe Sie ausdrücklich angewiesen, während unserer Befragung zu schweigen!«
»Ich bitte um Vergebung, hohe Herren.« Direktorin Lang vom Obsidianischen Orden trat auf das Podium zu. Die Absätze ihrer schwarzen Stiefel klackten laut. »Man hat mich mit der Sicherheit unserer Allianz betraut. Daher kann ich nicht stumm bleiben, wenn diese bajoranische Verräterin ihre Unschuld beteuert.«
»Halten Sie Ihre Zunge im Zaum«, grollte Martok mit einer Stimme wie geriebener Kies. »Sonst schneide ich sie Ihnen persönlich ab.«
Eingeschüchtert trat Lang zur Seite und stellte sich links des Podiums neben Dukats Thron. Iliana betrachtete die Cardassianerin genauer. Lang war älter als sie, doch schlank und attraktiv. Ihr schimmerndes schwarzes Haar war zu einer Frisur arrangiert, die zweifelsfrei verlockend wirken sollte, und ihre dunkle Zivilkleidung genau richtig geschnitten, um ihre Figur zu betonen und sie bestmöglich aussehen zu lassen. Außerdem bot sie ihr genügend Stauraum für technische Ausrüstung außer dem Komm-Armband und dem Padd, die Iliana sehen konnte. Sie schätzte, dass Lang mindestens sechs kleinere Waffen am Körper trug, dazu einen Ortungssender, einen Minitrikorder und ein Gerät, mit dem sie die Geschehnisse im Audienzraum aufzeichnete.
Es war offensichtlich, dass Lang erst kürzlich in eine Führungsposition befördert worden war. Sie hatte die Kämpferin in sich noch nicht abgelegt. Vermutlich fehlte ihr noch das Selbstvertrauen, mit »leichtem Gepäck« zu reisen.
Lang bemerkte Ilianas Blicke. Iliana hauchte ihr einen Kuss zu und hoffte, dass das eine typische Provokation der Intendantin war. Um ganz sicherzugehen, hob sie auch eine Augenbraue. Lang entlohnte ihre Mühe mit einem wütenden, letztlich aber wirkungslosen Blick.
»Direktorin Langs Verhalten ist ungebührlich«, sagte Dukat und wandte sich wieder an Kira. »Aber sie spricht die Frage aus, die Sie heute zu uns führt, Kira Nerys. Welches Interesse hegen Sie an Ataan Rhukal?«
»Nur das einer loyalen Untertanin der Allianz, mein Legat«, antwortete Iliana geschickt.
»Halten Sie das hier für ein Spiel?«, fragte Dukat wütend und stand auf. »Ich warne Sie, Intendantin! Ihre Plattitüden verstärken nur den Verdacht, der bereits auf Ihnen lastet.«
Ilianas Augen verengten sich. Sie analysierte die Miene des cardassianischen Anführers, seine Körperhaltung, das Timbre seiner Stimme. Dukats Zorn war nicht rein beruflicher Natur, begriff sie. Er war persönlich involviert.
Natürlich ist er das
. Jahrelang waren die Klingonen der dominante Partner in der Allianz gewesen, nicht zuletzt dank Bajors Unterstützung. Und an der war Ilianas Vorgängerin, die Intendantin, alles andere als unschuldig gewesen. Vor etwa einem Jahr war Kira aber in Ungnade gefallen. Dukat hatte daraufhin kurzzeitig seine bajoranische Konkubine Ro Laren zur Intendantin ernannt, und während dieser Phase wandte sich Bajors Loyalität deutlich Cardassia zu.
Kiras Rückkehr war Ros Niedergang gewesen, und schon bald votierte der Rat der Allianz wieder weitaus klingonenfreundlicher.
Mir scheint, der Legat nimmt Intendantin Kira das noch immer übel
, dachte Iliana.
Dukats verletzter Stolz mochte auch erklären, warum er heute ständig ihren Titel betonte. Er hoffte, sie auf diese Weise zu verhöhnen und ihr zu zeigen, dass sie ihn seiner Ansicht nach nicht verdiente.
Besser gesagt, dass die Kira dieses Universums ihn nicht verdiente.
Aber die Herrschaft der Kira, die er meint, ist vorbei
, sagte sich
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