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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Hilfspriester oder besser gesagt mehrere, die alle drei Monate wechseln, wie in anderen Tempeln auch, sodass ich mich richtig wichtig fühle.«
    Er grinste, und Huy lächelte zurück. Ich liebe dich, dachte Huy, als Methen rasch hinausging. Du hast mir das Leben gerettet. Du hast mich vom Haus der Toten zum Haus meiner Eltern getragen. Du hast den Glauben an mich bewahrt, während sich mein eigener Vater abgewendet hatte.
    Obwohl der Stuhl hart war, döste Huy ein und fuhr erst hoch, als Methen die Tür hinter sich schloss. »Wasser, kalte Ente, kalte Linsensuppe, kaltes Brot«, zählte er entschuldigend auf. »Iss und trink, während ich deine Sachen hereinhole. Der Wächter geht abends gleichfalls nach Hause. Ich rechne in dem heiligen Bezirk sowieso nicht mit Dieben.«
    Huy stürzte das Wasser hinunter und machte sich über das Essen her. Er riss das Brot in Stücke und tunkte es in die würzige Suppe. Als Methen seine Beutel und die Kiste an die Wand lehnte, hatte er seine Mahlzeit bereits beendet. »Ich habe unter dem Kessel im Badehaus Feuer angezündet«, fügte Methen hinzu. »Du findest es außerhalb der Hauptmauer rechts. Jetzt ist auch niemand da, der dich rasieren und einölen kann, aber das kann warten. Es kommt jeden Tag ein Mann, der sich um uns Priester kümmert, denn wir dürfen kein einziges Haar am Körper haben, wenn wir unseren Pflichten nachgehen.«
    Huy stand von dem Stuhl auf und umarmte ihn fest. »Götter, was bin ich glücklich, hier zu sein!«, murmelte er. »Bei jemandem, dem ich ganz und gar vertrauen kann. Bei jemandem, der nichts Außergewöhnliches von mir verlangt. Du weißt, was ich meine.«
    »Das tue ich.«
    Auf dem Weg über das Gras zur Pforte sah Huy hoch. Der Mond war fast noch dreiviertel voll und überstrahlte die Sterne in seiner Nähe. In der Luft lag ein leichter Geruch nach Rauch und Eselsmist. Das Badehaus war warm und voller Dampf und duftete angenehm nach Ben-Öl. In einer kleinen Dose fand Huy Soda. Er löste sein staubiges, zerzaustes Haar und begann, die Spuren seines langen Marsches abzuwaschen.
    Eine ganze Weile später kehrte er nackt in Methens Haus zurück, die schmutzigen Sachen und die Sandalen unter dem Arm. Methen nahm sie ihm ab und deutete auf seinen Schlafraum. »Schlaf heute Nacht in meinem Bett. Mir reichen ein Kissen und eine Decke hier vorn. Das ist immer noch angenehmer als die Nachtwache im Tempel vor den hohen Feiertagen!«
    Huy war zu müde, um zu widersprechen. Er nickte dankbar und taumelte in das andere Zimmer. Methens Laken waren grob, aber sauber, das einzige Kissen war mit Gänsedaunen gestopft. Huy merkte nicht einmal mehr, wie er das Laken über sich zog.
    Am nächsten Morgen wurde er von Stimmen geweckt. Einen Moment lang glaubte er, in seiner Kammer in Iunu zu sein, und fuhr hoch. Doch den Mann, der warmes Brot, ein großes Stück Käse und einen Becher Milch neben ihm auf den Boden stellte, hatte er noch nie gesehen. Der Fremde lächelte. »Der Oberpriester zelebriert die Morgenriten für Chenti-Cheti«, erklärte er dem erschöpften Huy. »Er hat dir Kleidung von sich hingelegt und mich gebeten, deine Sachen zu waschen und zu stärken. Ich nehme an, sie sind in einem der Beutel dort.« Er zeigte in den anderen Raum. »Wenn du dich beeilst, ist das Wasser im Badehaus noch warm. Und der Leibdiener der Gottesdiener kann einen Moment länger bleiben, um dich zu rasieren und zu zupfen, wenn du das wünschst.«
    Huy blinzelte ihn an. »Danke«, brachte er heraus. »Meine Kleider sind in dem größeren Beutel. Aber ich kann dich nicht bezahlen.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Das ist ein Dienst für Methen«, sagte er einfach und ging.
    Als Huy gegessen, sich gewaschen, rasiert und Methens weite Gewänder angezogen hatte, kam der Priester, in eine Wolke Kupit-Parfüm gehüllt, aus dem Tempel zurück. Er lachte, als er Huy aus dem Schlafraum kommen sah. »Du brauchst nur noch ein Leopardenfell über der Schulter und einen geweihten Stab in der Hand haben, um selbst den Oberpriester zu spielen«, sagte er und betrachtete die Leinenfalten, die um Huys Knöchel spielten. »Macht nichts. Bald bekommst du deine Schurze zurück.« Er ging zum Tisch, um zu frühstücken. »Das Lied zum Tagesanbruch für Chenti-Cheti ist gesungen«, fuhr er fort. »Die Rituale des Fütterns, Waschens und Anziehens für den Gott sind durchgeführt worden. Nun kannst du mir berichten, während ich esse.«
    Huy setzte sich auf den Stuhl gegenüber und erzählte

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