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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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jetzt mit Bewohnern der Stadt bevölkert war, die dem Gott ihre Reverenz erwiesen und Neuigkeiten austauschten, und bogen hinter dem Tor links in eine schmale Gasse mit schiefen kleinen Bauten. »In all diesen Häusern befinden sich zur Straße hin ein oder zwei Läden«, erklärte Methen. »Nichts Großartiges. Ein Töpfer, der Weinbecher herstellt, eine Frau, die Besen bindet. Dummerweise ist ein Bierhaus direkt neben deinem, ihr habt eine gemeinsame Wand. Die Abende können also laut sein, aber die paar Huren, die davor herumlungern, gehen mit ihren Kunden ein Stück weiter die Straße hinauf. Das ist Welten von deiner stillen Kammer oder Nachts Anwesen in Iunu entfernt.«
    Huy dachte an das Haus der Rechet in genau so einer Straße. Was gut genug für sie ist, ist sicher auch gut genug für mich. Und wenn ich dem Lärm und dem Dreck entfliehen will, gehe ich hinaus auf die Felder. Vorbei an einer Gruppe nackter Kinder, die Knöchelwürfeln spielten, traten sie in einen niedrigen Durchgang, der fast eine Gasse für sich war.
    Das Haus hatte drei winzige Räume, die nach Mäusen und der merkwürdigen Muffigkeit stanken, die der Haut älterer Menschen so oft anhaftet. Die Wände und der Boden waren nackt. Das Zimmer zur Straße war am größten, aber bei weitem nicht riesig. Fast die gesamte rechte Wand nahmen zwei türlose Durchgänge ein, die in die beiden anderen Räume führten, die gleich winzig und durch eine Wand getrennt waren. Methen zeigte auf die gegenüberliegende Wand. »Das Bierhaus liegt dahinter. Es gibt nicht viel Platz, aber es wäre am besten, das Bett in die Mitte zu stellen. Du solltest im hintersten Raum schlafen. Lehmziegelmauern sind dick und halten viel, aber nicht allen Lärm ab.«
    Insgeheim war Huy entsetzt. Auf was in Atums Namen habe ich mich da eingelassen, fragte er sich trübsinnig. Dies ist viel schlimmer als Henenus Haus. Keine Hintertür, kein Garten, und wenn ich der Düsterkeit entfliehen und in der Sonne sitzen will, muss ich einen Stuhl auf die Straße stellen. Unter seinen Sandalen knirschten Staub und Sand, als er die wenigen Schritte von Raum zu Raum machte. Methen beäugte ihn besorgt. Huy brachte ein Lächeln zustande. Das ist, was ich verdient habe, wollte er sagen. Stattdessen flüchtete er sich in einen Scherz. »Das Saubermachen wird mich nicht gerade den ganzen Tag aufhalten. Ich werde mir einen Besen bei meiner Nachbarin kaufen und ihn mit Elan schwingen. Das geht in Ordnung, Methen.«
    Der Priester sah erleichtert aus. »Später schaust du dich vielleicht nach etwas Besserem um, aber du kennst die Stadt, Huy – abgesehen von den Anwesen des Adels am Flussarm ist Hut-Herib hässlich.« Er ging wieder zu dem Lichtviereck, das durch das Fenster zur Straße fiel. »Gehen wir zurück in den Tempel und schauen im Lagerhaus nach. Vielleicht finden sich dort Bett, Tisch und ein oder zwei Stühle. Und dann solltest du deine Familie besuchen.«
    »Meine Familie?« Zu seinem Ärger stellte Huy fest, dass ihm bislang kein Gedanke an seine Eltern gekommen war. Er fragte sich, was sie sagen würden, wenn sie hörten, dass er in Hut-Herib arbeiten wollte. Seine Mutter würde einfach glücklich sein, ihn in der Nähe zu haben, aber sein Vater würde sicher einen trockenen Kommentar über Bauern machen, die am Ende doch ihren Platz kennen – oder über wichtigtuerische junge Männer, die gedemütigt werden. Huy mochte gar nicht an die Begegnung denken. »Natürlich hast du recht«, erklärte er Methens Rücken, als sie durch die Gasse wieder in Richtung des wunderbar sauberen Tempelhofs unterwegs waren. »Doch was soll ich ihnen sagen? Und was Onkel Ker, der die Verantwortung für meine Ausbildung abgelehnt hat, nachdem du mich aus dem Haus der Toten nach Hause gebracht hast? Er zieht heute meinen Bruder Heby mir vor. Das wird ein schwieriges Wiedersehen.«
    Sie gingen über den Rasen des Hofs. Methen sah ihn an. »Schwierig, aber notwendig«, erklärte er knapp. »Diese Leute sind dein eigen Fleisch und Blut, Huy. Nacht konnte ihre Stelle nicht einnehmen und wollte das letztlich auch nicht. Vergiss das nicht. Es stand mir nicht zu, ihnen zu sagen, dass du vielleicht zurückkommst. Also erwarten sie dich nicht. Möchtest du sie vorher benachrichtigen?«
    »Nein«, sagte Huy zögernd. »Ich möchte ihre Reaktionen sehen. Ich möchte wissen, ob mich außer meiner Mutter noch jemand liebt.«
    Methen sah ihn von der Seite an. »Du hast es sehr oft vorgezogen, in Iunu zu bleiben statt

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