Der Sohn des Apothekers (German Edition)
seinen Block ein. »Wäre es möglich,
mit Ihrem Sohn zu sprechen?«
Der Apotheker hob abwehrend die Hand. »Nein, das auf keinen
Fall. Sven hat die Sache damals stark mitgenommen. Ich bin froh, dass er
einigermaßen darüber hinweg ist.«
»Danke, Herr Thiele, Sie haben mir sehr geholfen.«
Der Apotheker reichte Justin die Hand. »Bitte, und schreiben
Sie, dass wir nichts, rein gar nichts mit der Sache zu tun haben und jeden Tag
dafür beten, dass die Verbrecher endlich gefasst werden.«
»Das werde ich tun«, sagte er und folgte dem Apotheker zur Tür.
Als Justin Belfort in seinen Wagen stieg, den er auf dem
Parkplatz der Apotheke abgestellt hatte, befiel ihn das eigenartige Gefühl,
dass er beobachtet wurde. Er blickte sich um, doch außer zwei Radwanderern, die
gegenüber der Apotheke standen und eine Straßenkarte studierten, war niemand zu
sehen. Justin schüttelte das bedrückende Gefühl ab und ließ sich in seinen
Fahrersitz fallen. Kurz blickte er in den Rückspiegel, doch die Straße war
frei. Er schnallte sich an und startete den Wagen.
*
Trevisan zog sich in sein Büro zurück und holte sein Notizbuch
aus der Schreibtischschublade. Er blätterte, bis er auf die Nummer der
Kommissarin Holt von der Polizei in Arhus stieß. Bedächtig wählte er die
Telefonnummer, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. Es
dauerte eine Weile, bis sich Kristina Holt meldete.
»Hallo, hier ist Martin Trevisan aus Deutschland.«
»Hallo, Martin, wie geht es dir«, antwortete die dänische
Kollegin, die er kennengelernt hatte, als er gegen den Sektenführer ermittelt
hatte.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete Trevisan. »Ich bin
derzeit beim Landeskriminalamt in Hannover, nachdem es mich erwischt hat.«
»Was heißt erwischt?«, fragte Kommissarin Holt.
Trevisan erzählte ihr seine Geschichte. Schließlich hatte er
ihr sein Leben zu verdanken, nachdem der Mann damals versucht hatte, Paula und
ihn zu töten.
»Das tut mir leid. Ich hoffe, dass es deiner Tochter bald
wieder besser geht. Und natürlich auch dir.«
Trevisan nickte. »Ich komme eigentlich schon wieder ganz gut
zurecht. – Ich habe da eine Sache, wo ich deine Hilfe bräuchte. Es geht um eine
Geschichte, die schon ein paar Jahre zurückliegt. Wir suchen einen alten weißen
VW-Bus, ich denke, ein T3-oder T4-Modell, mit einem dänischen Kennzeichen.
Möglicherweise wurden zwei deutsche Mädchen hier in der Nähe von Hannover
entführt und nach Dänemark verschleppt. Es könnte eine Rockerbande
dahinterstecken, die kürzlich bei Padborg verhaftet wurde.«
»Padborg«, wiederholte Holt. »Das ist im Grenzland, da ist das
Polizeiamt in Esbjerg zuständig. Hast du Details?«
»Ich würde sie dir zusenden, außerdem noch das Teilkennzeichen.
Es ist, wie gesagt, schon eine Weile her.«
»Martin, du weißt, für meine Freunde tue ich, was ich kann.
Schick es mir per E-Mail, meine Adresse hast du ja bestimmt noch. Ich rufe dich
zurück, sobald ich ein Ergebnis habe. Und grüße Paula von mir, wünsch ihr alles
Gute. Sie muss einfach stark sein.«
»Ich weiß, aber das Gefühl
spielt unserem Verstand allzu oft einen Streich, und schon gerät man aus dem
Gleichgewicht.«
»Ich weiß, aber trotzdem alles Gute und vielleicht sehen wir
uns bald einmal wieder.«
»Möglicherweise schneller, als du denkst«, antwortete Trevisan.
»Dann lade ich dich auf einen Kaffee ein.«
»Ich nehme dich beim Wort.«
Trevisan ging zurück zu Lisa, die vor dem Computer saß und
einen ersten Entwurf eines Fahndungsplakates erstellt hatte.
»Was hältst du davon?«, fragte sie.
»Sieht gar nicht schlecht aus, nur die Fotos sollten noch ein
klein wenig größer sein. Ich will, dass die Leute in die Augen der Mädchen
sehen, das macht Eindruck.«
»Fotos größer, alles klar.« Lisa griff nach der Maus.
Trevisan legte seine Hand auf ihre Schulter. »Okay, lass gut
sein, das reicht für heute. Es ist schon nach sechs, wir machen morgen weiter.«
Lisa schaute auf und lächelte ihn an. »Das ist gut. Ich dachte
schon, ich versäume heute Abend das Konzert.«
»Du gehst ins Konzert?«
»Na ja, nicht direkt ein Konzert. Es ist eine Rockband. Mein
Freund spielt dort Gitarre.«
Trevisan trat einen Schritt zur Seite. »Also dann, los geht’s,
worauf wartest du noch.«
*
Nachdem Lisa das Büro verlassen hatte, setzte sich Trevisan
noch einmal an seinen Schreibtisch. Aufmerksam blätterte er in den Akten.
Schließlich rief er im Computer das
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