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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ihren Feriengast. »Zurück
von Ihrem Spaziergang? Sie werden Hunger haben.«
    Trevisan nickte und setzte sich auf die Eckbank.
    Sie warf einen Blick auf seine weißen Tennissocken, dann trug
sie Brot, Butter, Wurst, Käse und Gurken auf. »Es stört Sie doch nicht, wenn
ich mich mit an den Tisch setze? Außerdem sollten Sie sich ein Paar Schuhe
anziehen, man erkältet sich leicht auf den Fliesen, am Abend kühlt es schon
ganz schön ab.«
    »Leider habe ich meine Schuhe heute bei meinem Spaziergang
ruiniert und vergessen, ein zweites Paar einzupacken.«
    Rosi Meierling warf einen Blick auf seine Füße. »Vierundvierzig«,
schätzte sie und verschwand im Flur, um kurz darauf mit einem Paar Turnschuhe
aufzutauchen.
    »Gehörten meinem Mann«, sagte sie und stellte sie vor Trevisans
Füßen ab.
    »Aber ich kann doch nicht …«
    »Nehmen Sie sie ruhig, sie sind noch so gut wie neu. Haben Sie
etwas dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete Trevisan und schlüpfte in die
Schuhe. Sie passten wie angegossen.
    »Was wollen Sie trinken?«
    »Haben Sie Wein?«
    »Rot oder weiß?«
    »Rotwein, bitte.«
    Rosi Meierling verschwand in der Küche und kehrte kurz darauf
mit zwei gefüllten Gläsern zurück. »Ich hoffe, er schmeckt«, sagte sie und
stellte ein Glas vor Trevisan ab. »Greifen Sie zu!«
    Trevisan hob das Glas und prostete Rosi Meierling zu.
    »Sie leben hier alleine?«, fragte er.
    »Ja, leider ist mein Mann vor ein paar Jahren gestorben. Ab und
zu wohnt meine Tochter noch im Haus, aber die meiste Zeit bin ich hier
alleine.«
    »Ist das nicht ein klein wenig gefährlich, wenn Sie fremde
Leute beherbergen und bei sich verköstigen?«
    »Ach, wissen Sie, Herr Trevisan, ich mache das schon, seit wir
dieses Haus geerbt haben. Die Einliegerwohnung haben wir damals extra aufteilen
und mit separaten Eingängen versehen lassen. Mein Mann starb bei einem Unfall,
er war Mitte vierzig, Sie können sich vorstellen, was die Rentenversicherung
zahlt. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mit den Vermietungen
weiterzumachen. Über die Jahre bekommt man einen Blick für die Menschen und ich
schaue mir meine Mieter an, bevor ich sie in meine Wohnung lasse.«
    Trevisan griff nach einem Brot und nahm eine Scheibe vom
westfälischen Schinken.
    »Haben Sie sich schon in der Gegend umgeschaut? Der See ist um
diese Jahreszeit noch ruhig und beschaulich, aber in drei Wochen sind Ferien,
dann wimmelt es hier nur so vor Touristen.«
    »Ich bin in die andere Richtung gegangen, Richtung Bannsee«,
erklärte Trevisan.
    »Wieso, da gibt es doch nur stinkende Torfgruben?«
    »Ich gehe gerne im Wald spazieren«, antwortete Trevisan, der
nicht zu früh sein dienstliches Interesse am Bannsee offenbaren wollte. »Ihre
Tochter studiert?«
    Rosi Meierling schüttelte den Kopf. »Sie besucht eine
Hotelfachschule im Allgäu.«
    »Wie alt ist sie denn?«
    »Sie ist einundzwanzig. Ich bin ganz froh, dass sie ein klein
wenig Abstand zu all dem hier gewonnen hat und recht selbständig geworden ist.
Das Leben hier in einem kleinen Dorf ist nicht immer angenehm, vor allem, wenn
man seiner Tochter nicht viel bieten kann. Da geraten manche schnell auf die
schiefe Bahn, wenn das Umfeld nicht stimmt.«
    Trevisan neigte den Kopf ein Stück zur Seite. »Und ich dachte,
gerade auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung.«
    »Na ja, es gibt schon ein paar Rabauken hier, die einem das
Leben schwer machen können. Die feiern bis spät in die Nacht, trinken Alkohol
und – Sie wissen schon, das ist kein ideales Umfeld. Aber das hat Sarah nun hinter
sich. Wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat, dann will sie in eines der
großen Hotels im Ausland. Aber ich will Sie nicht mit meiner Familiengeschichte
langweilen. Haben Sie auch Kinder?«
    Trevisan nickte. Sie plauderten noch eine Weile und tranken ein
zweites Glas Wein, ehe sich Trevisan auf sein Zimmer zurückzog. Auf alle Fälle,
so dachte er, würde es sich lohnen, noch etwas mehr über die Menschen und den
Ort zu erfahren.
    *
    Justin Belfort war nach Neustadt zur Bank gefahren und hatte
fünfhundert Euro von seinem Konto abgehoben. Dann fuhr er zurück und über den
Wiesenweg hinaus zum Bannsee. Den Wagen stellte er in der Nähe ab und schlug
sich in die Büsche. Er hatte sich eine warme Decke mitgenommen, denn abends
fielen die Temperaturen noch immer unter zehn Grad.
    Er suchte sich einen Ort, von dem aus er trotz der Dunkelheit
den Wagen beobachten konnte, bei dem er die

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