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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Parkleuchte eingeschaltet ließ.
Justin breitete die Decke aus und legte sich auf den weichen Boden. Die Pistole
hielt er griffbereit. Die Webcam war ausgerichtet und eingeschaltet, nun konnte
der unbekannte Hinweisgeber ruhig kommen.
    Der aufkommende Wind rauschte in den Baumwipfeln. Ab und an
ließ ihn das Knacken eines Zweiges oder ein Rascheln im Gebüsch zusammenfahren.
Angespannt lauschte er in die Dunkelheit und langsam breitete sich in der Kühle
der Nacht die Feuchtigkeit auf dem Waldboden aus. Ein Blick auf seine
Armbanduhr verriet, dass es kurz vor Mitternacht war, als er Motorengeräusch
vernahm, das sich langsam näherte und plötzlich verstummte. Kein Zweifel,
jemand war im Anmarsch, die Nachricht war kein Scherz gewesen. Justin hob den
Kopf ein Stück und versuchte einen Blick auf den Weg zu erhaschen, doch die
Dunkelheit und das Buschwerk verwehrten ihm die Sicht.
    Er wartete und lauschte. Das Messer lag in seiner rechten Hand,
die Schreckschusspistole hatte er griffbereit neben sich gelegt. Er zuckte
zusammen, als er Schritte hörte. Leise, gedämpfte Schritte, dann ein Knacken.
Jemand näherte sich und benutzte nicht den Weg, sondern kam durch den Wald. Der
Strahl einer Taschenlampe schälte sich aus der Finsternis. Weit entfernt noch,
doch der Fremde kam direkt auf Justin zu.
    Justin drückte sich tief auf die Decke und vermied jegliches
Geräusch. Er beobachtete, wie der Strahl der Taschenlampe immer näher kam. Er
wagte es nicht zu atmen, als der Fremde kaum vier Schritte entfernt
vorüberstapfte. Der Mann verließ den Wald und ging mit schnellen Schritten auf
den Wagen zu. Justin folgte der schemenhaften Gestalt mit den Augen.
Schließlich umrundete der Fremde den Wagen und versuchte, die Fahrertür zu
öffnen, doch Justin hatte abgeschlossen. Der Mann blieb stehen und ließ den
Strahl seiner Taschenlampe über den Waldrand streifen. Justin duckte sich und
wartete einfach nur ab. Die Taschenlampe erlosch.
    »Hallo, wo sind Sie?«, flüsterte die dunkle Stimme in die
Nacht.
    Justin wollte erst sichergehen, dass der Fremde alleine war,
und ließ den Schatten nicht mehr aus den Augen. Der war knapp einen halben Kopf
größer als er selbst und erschien schlank. Da er nur flüsterte, ließ sich die
Stimmlage nicht genau einordnen, doch auf alle Fälle war es ein Mann.
    »Hallo!«
    Justin drehte den Kopf und musterte die Umgebung. Niemand
anders war zu sehen, nichts war zu hören. Er war mit dieser dunklen Gestalt
alleine hier im Wald.
    »Hallo, kommen Sie schon oder interessiert es Sie nicht, was
ich Ihnen zu sagen habe?«, flüsterte der Fremde erneut, der leichte Wind wehte
die Worte zu Justin herüber.
    Justin überlegte. Sollte er aufstehen und sich zu erkennen
geben oder sollte er einfach abwarten?
    »Gut, wenn Sie nicht wollen, dann eben nicht!«, flüsterte die
Gestalt erneut und knipste die Taschenlampe wieder an. »Das ist die letzte
Chance.« Die Taschenlampe bewegte sich auf den Waldweg zu. Der Fremde wollte
gehen.
    Justin holte tief Luft. »Was haben Sie für mich?«, fragte er.
    Die Gestalt blieb stehen, der Strahl der Taschenlampe wanderte
in seine Richtung, doch Justin blieb in seiner Deckung liegen und duckte sich
tief auf die Decke.
    »Verdammt, was soll das Spielchen, wo sind Sie?!«
    »Sagen Sie mir, was Sie für mich haben!«, rief Justin.
    Der Fremde zog einen Umschlag aus seiner Jacke und leuchtet ihn
an. »Das könnte Sie interessieren, aber ich sagte schon, es ist nicht umsonst.«
    »Was soll das sein?«
    »Darin befindet sich ein Tonband, das sicherlich interessant
für Ihr Käseblatt ist.«
    »Was wollen Sie dafür?«
    »Fünfhundert, das sagte ich bereits.«
    »Glauben Sie, ich nehme so viel Geld mit in den Wald? Und
außerdem, warum treffen wir uns nicht einfach bei Tag?«
    Justin hörte ein Knacken hinter sich. Blitzschnell wandte er
sich um und schaute in den gleißend hellen Strahl einer Taschenlampe. Er riss
die linke Hand hoch und versuchte sich zu erheben. »Was soll …«
    Das letzte Wort verklang in einem dumpfen Schlag. Es war, als
würde sein Kopf zerspringen, bevor es dunkel und still um ihn wurde.
    *
    Sina hatte zum vierten Mal vergeblich versucht, Justin über
das Handy zu erreichen. Als sie heute Morgen in die Redaktion gekommen war,
hatte sie auf dem Display des Redaktionstelefons gesehen, dass Justin am
gestrigen Abend mehrfach angerufen hatte.
    Außerdem hatte er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter
hinterlassen, die das Gerät etwa um 20 Uhr

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