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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wie der Mann den See von Hali von einer giftigen Kloake in seinen jetzigen eigentümlichen Zustand verwandelt hatte. Das Wissen darum, wie man diesen Energiewechsel bewirkte, wenn er denn möglich war, hatte sich Mikhail noch nicht offenbart. Aber es bedeutete zweifellos auch, dass Zerstörung möglich war, selbst während einer Heilung, und dieser Gedanke ließ ihn nicht ruhig schlafen. Die Aussicht, er könnte die Grenzen seiner Kräfte in naher Zukunft austesten müssen, stimmte ihn nicht eben fröhlich.
    Mikhail rückte Marguerida den Stuhl zurecht, dann nahm er neben ihr Platz. Donal stellte mit ruhiger, zuversichtlicher Miene einen Kelch mit Apfelwein neben seine linke Hand. Der junge Regent wünschte, er besäße etwas von der offenkundigen Gelassenheit seines Neffen. Jetzt musste er sich nur noch der hervorragenden Meinung würdig erweisen, die sein junger Friedensmann von ihm hatte. Seltsamerweise machte ihm dieser Gedanke Mut und linderte seine endlosen Zweifel. Er dachte daran, dass Donal gesagt hatte, er habe Danilo Syrtis-Ardais studiert und sich zum Vorbild genommen. Das war sehr klug, denn Danilo strahlte immer Ruhe und Gelassenheit aus. Selbst wenn andere die Stimme erhoben, schrie er nie oder schlug wutentbrannt auf den Tisch. Vielleicht gelang Mikhail das ebenfalls. Er blickte in das Gesicht seiner Mutter, dann in das von Dom Damon und erkannte, dass es ihm schwerer fallen würde, die Beherrschung zu wahren, als ihm lieb sein konnte. Sie waren beide zum Kampf bereit. Sein Vater, Dom Gabriel, wirkte alt und müde, vermutlich hatte Javanne den alten Herrn mit ihren Intrigen und Komplotten in den Wahnsinn getrieben.
    Wenigstens wusste Mikhail, er konnte auf seinen Vater zählen, egal was seine Mutter in ihrer Wut auch sagte.
Lew und Danilo Syrtis-Ardais betraten den Saal gemeinsam, rasch gefolgt von Dani Hastur und dessen Frau Miralys ElhalynHastur. Aus dem hübschen Mädchen, für das Mikhail vor sechzehn Jahren für kurze Zeit die Vormundschaft übernommen hatte, war eine atemberaubend schöne Frau geworden, selbstbewusst und heiter, statt scheu und ängstlich wie einst. Sie war zum dritten Mal schwanger, und ihre Haut glänzte vor Gesundheit und Lebenskraft, wie es diesem Zustand eigen ist. Die Ehe mit Dani bekam ihr sichtlich, so wie die Arbeit als zweite Bewahrerin in Arilinn ihrer jüngeren Schwester Valenta bekam. Es freute Mikhail zu sehen, dass wenigstens einige Leute im Raum glücklich waren, und er wünschte sehr, Valenta wäre ebenfalls anwesend. Sie war eine furchtlose Frau, scharfzüngig und kein bisschen eingeschüchtert von Javanne. Aber sie wurde im Turm gebraucht, um die Relais der Anwesenden zu überwachen und um – hoffentlich – zu verhindern, dass die Gruppen des Fahrenden Volks weiteren Ärger machten.
Mikhails Bruder Rafael half seiner Mutter auf ihren Platz und setzte sich dann zwischen sie und Mikhail. Javanne funkelte ihren zweiten Sohn finster an, als stellte sie sein Recht auf Anwesenheit in der Kristallkammer nach so vielen Jahren der Absenz in Frage. Es war ein gutes Gefühl, dass Rafael zwischen ihnen saß, auch wenn Mikhail wusste, dass ihn das nicht vor dem Zorn seiner Mutter bewahren würde. Dann bemerkte er, dass Dom Damon Rafael anstarrte und nicht sehr erfreut schien, ihn hier anzutreffen.
Mikhail überlegte noch, warum Dom Damon seinen Schwiegersohn wohl so böse ansah, als Marguerida ihre linke Hand mit der Matrix auf seine behandschuhte Rechte legte und sie rasch drückte. Diese stille Geste beruhigte ihn außerordentlich. Weitere Personen betraten den Raum. Dom Francisco nahm neben Javanne Platz, und Lady Marilla setzte sich auf die andere Seite von ihm. Dyan Ardais zögerte, dann ließ er sich auf einem der Stühle nieder, die normalerweise den Leroni aus den Türmen zustanden, und schuf so einen Abstand zwischen sich und seiner Mutter auf der einen Seite und dem Platz der Altons auf der anderen, den bereits Dom Gabriel eingenommen hatte.
Danilo Syrtis-Ardais, der für gewöhnlich auf dem Stuhl saß, den Rafael nun innehatte, erfasste die Situation mit einem raschen Blick und setzte sich rechts von Marguerida, neben Dani und Miralys, Dom Damon und Robert Aldaran machten es sich zwischen Dyan Ardais und Dom Gabriel bequem, wobei mehrere Stühle rechts und links von ihnen unbesetzt blieben, was sie ein wenig isolierte. Der Tisch war für dreißig Leute, ohne dass es eng wurde, aber die Bewahrer der verschiedenen Türme, die zu Mittsommer hier gewesen wären,

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