Der Sommer der Frauen
auch. Er kochte also schüsselweise Spaghetti mit selbstgemachter Soße, und sie saßen zusammen, drehten ihre Nudeln auf und redeten davon, wie es sein würde, wenn sie verheiratet waren. Laut Edward würde es nicht nur keine Kinder geben, sondern auch keinerlei Kummer mehr. Isabel machte sich für die Zukunft von Meryl und Jack keine allzu großen Hoffnungen.
«Wow!», sagte Griffin. «Sie hätten an der Stelle aufhören sollen, wo Meryl sagt, sie wird nie wieder heiraten, weil sie nicht an die Ehe glaubt, und Jack antwortet: ‹Das tue ich auch nicht›. Schnitt! Ende des Films.»
Alle sahen ihn an.
«Entschuldigung», sagte er. «Ist mir so rausgerutscht.»
«Ich glaube, wir sind hier alle Ihrer Meinung», sagte Lolly.
Isabel fragte sich, ob sie selbst jemals wieder an die Ehe glauben würde.
«Das kann doch nicht stimmen», sagte Kat. «Vierzig Prozent aller zweiten Ehen werden geschieden? Man sollte doch meinen, die Leute würden beim zweiten Mal genauer hinsehen. Dann müsste doch auch die Scheidungsquote niedriger sein.»
June nahm sich eine Handvoll Popcorn. «Oder aber, man hat beim zweiten Mal noch größere Erwartungen. Ich meine, wer beim ersten Mal betrogen wurde oder was auch immer, der lässt sich einfach nichts mehr gefallen. Oder zieht früher die Reißleine.»
Die Ehe von Meryl und Jack verläuft jedenfalls wunderbar. Und dann kommt auch schon das erste Kind.
Ein Kind. Isabel brannten Tränen in den Augen, als Meryl ihrem Verleger beim Mittagessen davon erzählt. «Du fühlst dich selbst wie neugeboren. Es ist fast, als ob du dich ausweitest.» Genau so stellte Isabel sich das Kinderkriegen vor. Sie würde June nachher danach fragen.
Kat schüttelte den Kopf. «Ist doch verrückt, dass sich alle den Kopf darüber zerbrechen, mit wessen Ehemann diese Promitante Thelma eine Affäre hat, und dann stellt sich raus, dass es ausgerechnet Jack Nicholson ist!»
«Kaum zu glauben, dass er Meryl betrogen hat», sagte Isabel. «Sie wirkten so glücklich. Ich kapiere das einfach nicht.»
June leckte die Cremehaube von ihrem Cupcake. «Ich wünschte, ich würde verstehen, was Menschen überhaupt dazu bringt, fremdzugehen. Ich meine, in manchen Fällen verstehe ich es natürlich schon, aber hier macht es für mich mal wieder überhaupt keinen Sinn.»
Kat nickte. «Und dass er es fertigbringt, bei diesem bescheuerten Gesellschaftsspiel die Attribute, die ihn ausmachen, vorzulesen, während seine Geliebte hinter ihm am Tisch vorbeigeht!
Ehebrecherischer Lügenbold
hätte auch mit dazugehört. Dass der keine Schuldgefühle hat!»
«Ich glaube, manche Menschen spalten sich quasi auf», sagte Isabel. «Um sich selbst zu schützen. Damit sie weiter mit ihrer Frau unter einem Dach leben und so tun können, als wäre alles wie immer.» So wie Edward es monatelang getan hatte, ehe sie ihn erwischt hatte. «Trotzdem glaube ich, eine Frau in Jacks Situation, also eine Frau, die ihren Mann betrügt, hätte ihren Zettel fallen lassen und wäre weinend davongerannt.»
«Meine Frau nicht», sagte Griffin. «Exfrau.»
Alle Augen richteten sich auf ihn.
«Sie hatte keine Schuldgefühle, meine ich», sagte er. «Sie fühlte sich
im Recht
. Reklamierte ihr Recht auf Glück. Sie hatte sich verliebt, und das hob sämtliche anderen Gefühle auf, die Loyalität zu ihrer Familie, ihrer Ehe.»
Oh. Nicht er hatte betrogen. Er war betrogen worden. Isabel hätte statt des Films am liebsten ihn angesehen, aber das ging natürlich nicht.
«Komisch, wie sie – Meryl Streep, meine ich – es plötzlich einfach weiß», sagte Griffin, eindeutig in dem Versuch, das Gespräch wieder auf den Film zurückzulenken, «in dem Augenblick, als die Friseuse anfängt, von einer Affäre im Freundeskreis zu erzählen.»
Pearl schüttelte den Kopf – doch es war zustimmend gemeint. «Ich habe das Gefühl, es ist häufig so. Meine Schwester, Gott sei ihrer Seele gnädig, ist eines Tages zur Tür reingekommen und
wusste
es einfach, und zwar auch, dass sie in der ganzen Nachbarschaft die Letzte war, die vom Betrug ihres Mannes erfuhr. Glaubt ihr, so läuft das? Alle wissen es, nur die Ehefrau nicht?»
«Ich habe es nicht gewusst», flüsterte Isabel.
«Ich auch nicht», flüsterte Griffin zurück.
Sie sahen sich an, und Isabel war sich nur allzu bewusst, dass alle es mitbekamen.
«O Gott, diese Stelle hasse ich», sagte Lolly, als die Szene kam, wo Meryl Streep die Kreditkartenbelege für Geschenke und Hotelzimmer findet, ihr Verdacht
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