Der Sonntagsmann
diesem Namen gegeben haben?«, wollte Elina wissen.
»Nein. Ich bin schon lange genug hier«, antwortete die Dame. »Entweder ich bin senil, oder die Klarälvens Folkhögskola hat nie existiert.«
Vielleicht hat er sich verschrieben, dachte Elina. Ein Lapsus nach fünf Jahren. Sie wählte die Nummer der Klarälvdalens Folkhögskola. Die Dame in der Personalverwaltung bat sie zu warten, während sie in der Kartei nachsah. »Einen Angestellten namens Ulf Nyman haben wir nie gehabt.«
Weitere Telefonate: Nachdem sie sich dreimal von der Staatlichen Versicherung in Karlstad hatte durchstellen lassen, wurde ihr endlich geholfen. Ein Sachbearbeiter suchte Ulf Nymans alte Krankmeldungen heraus. »Mal sehen«, sagte er. Elina hörte, wie er in Papieren blätterte. »Ulf Nyman war bei uns hier in Karlstad vom 1. August 1981 bis zum 30. Juni 1986 registriert. Bis zum 25. August 1984 ist das Tingvalla Gymnasium als Arbeitgeber angegeben.«
»Und anschließend?«, fragte Elina.
»Warten Sie, ich sehe nach. Hier ist … hier hat er die Internationale Entwicklungshilfeschule in Oslo als neuen Arbeitgeber angegeben.«
»Wie lange?«
»Bis er 1986 von Karlstad wegzog.«
»Also von August 1984 bis Juni 1986?«
»Ja.«
»Hat dieser neue Arbeitgeber auch eine Adresse?«
»Nur ein Postfach. Und eine Telefonnummer.«
Elina notierte sich die Angaben und bedankte sich. Sie wählte die Nummer, die sie bekommen hatte. Kein Teilnehmer unter dieser Nummer. Erneut rief sie bei der Auskunft an. Eine neue Nummer der Internationalen Entwicklungshilfeschule gab es weder in Oslo noch sonstwo in Norwegen oder Schweden.
Elina lehnte sich zurück. Eine internationale Entwicklungshilfeschule, dachte sie. Das klingt doch sehr vorzeigbar, wenn man sich um eine Stelle bei Sida bewirbt. Wieso hat er dann angegeben, bei einer Klarälvens Folkhögskola gearbeitet zu haben, die gar nicht existierte? Hatte er gehofft, dass niemand seine Angaben überprüfen würde? Wie beim Doktortitel des Betrügers Refaat El-Sayed und dem Publizisten Jesús Alcalá, der behauptet hatte, sein Großvater sei Präsident gewesen? Was hatte er zu verbergen?
Sie sah auf die Uhr. Es war Spätnachmittag. Die Behörden machten Feierabend, und alle gingen nach Hause. Es würde nicht leicht werden weiterzusuchen.
Ulf Nyman, dachte sie. Wohnhaft in Täby. Ganz in der Nähe von Mama und Papa in Märsta. Ein Besuch bei den beiden war ohnehin überfällig. Und vielleicht auch ein Blick auf Ulf Nyman.
34. KAPITEL
Der Pfarrer wusste nicht, wer Leif Oskar war. Er wusste nicht, dass Reidar und Berit Solbakken einen Pflegesohn gehabt hatten. »Fragen Sie Johannes«, sagte er.
Kari und Robert klopften bei Jan Egil Laursen, dem pensionierten Polizisten an. Er erinnerte sich vage, dass in den Sechzigerjahren oder Anfang der Siebziger ein oder zwei Jungen bei den Eheleuten Solbakken gewohnt hatten. Aber wer sie gewesen waren, wusste er nicht. »Fragen Sie Johannes«, hatte auch er geraten.
Der Hund bellte, als sie sich dem Haus auf der Anhöhe näherten. Kari klopfte an die Tür, aber niemand öffnete. Eine Gardine flatterte in einem Fenster. Robert sah gerade noch eine Hand. Kari wandte sich zum Gehen. Da wurde die Tür geöffnet. »Was wollt ihr?«, fragte Johannes.
»Eine Frage stellen«, antwortete Kari.
»Wartet«, erwiderte Johannes und schloss die Tür wieder. Kari und Robert wussten nicht, wie lange sie warten sollten. Dann wurde sie wieder geöffnet. Johannes trat ins Freie. Er trug Gummistiefel. »Kommt mit«, sagte er. Sie folgten ihm zur Bucht hinunter. Er machte ein Boot los. »Setzt euch ins Boot«, sagte er, »wir machen einen kleinen Ausflug.«
Er ruderte mit gleichmäßigen, kräftigen Schlägen. Es windete ziemlich stark, und die Wellen schwappten hart an den Bug. Das Boot schlug unsanft in den Wellentälern auf. Kari und Robert saßen achtern nebeneinander. Beide schwiegen. Als sie so weit vom Land entfernt waren wie nur möglich, hörte Johannes auf zu rudern. »Also«, sagte er, »was willst du von mir?«
»Ich weiß nicht«, sagte Kari mit leiser Stimme. Sie war im Lärm der Wellen kaum zu hören. »Ich dachte … dass Sie vielleicht etwas über mich wüssten.«
»Zum Beispiel was?«
»Vielleicht … wer ich bin.«
»Das ist eine große Frage.«
»Wer meine Eltern waren?«
»Schwer zu sagen.«
»Ich habe erfahren, dass Reidar und Mama Pflegekinder angenommen hatten.«
»Das ist lang her.«
»Wer ist Leif Oskar?«
Johannes betrachtete sie aus
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