Der sterbende König (German Edition)
wurden, sich zusammenrollten, knackten und verbrannten. «Ihr habt betrogen», sagte ich, «und das hat jetzt ein Ende.» Pater Cynrig öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch dann überlegte er es sich besser. «Oder muss ich einen von Euch aufhängen?», fragte ich. «Oder gar alle beide?»
Finan durchsuchte die Häuser von Fulk und Pater Cynric und fand einen Teil ihres gehorteten Silbers, das ich nahm, um Bauholz zu kaufen und Æthelflæds Verwalter das Geld zurückzuzahlen, das er mir geliehen hatte. Bauen war immer eine meiner Leidenschaften, und in Fagranforda wurde ein neuer Palas gebraucht, neue Lagerhäuser und eine Palisade, alles Vorhaben, die im Winter durchzuführen waren. Ich schickte Finan nach Norden, um die Grenze zwischen den Sachsen und den Dänen zu beobachten, und er nahm neue Männer mit, Männer, die zu mir gekommen waren, weil sie gehört hatten, dass ich wohlhabend war und mit Silber zahlte. Finan schickte alle paar Tage eine Nachricht, und in allen hieß es, die Dänen verhielten sich überraschend ruhig. Ich war mit Sicherheit davon ausgegangen, dass auf Alfreds Tod ein Angriff erfolgen würde, doch es kam keiner. Sigurd war anscheinend krank, und Cnut wollte ohne seinen Freund keinen Vorstoß im Süden unternehmen. Ich dachte, dies wäre eine gute Gelegenheit für uns selbst, im Norden anzugreifen, und schickte eine Botschaft mit diesem Vorschlag an Edward, allerdings erhielt ich nie eine Antwort darauf. Gerüchten zufolge war Æthelwold nach Eoferwic gegangen.
Giselas Bruder war gestorben, und als König von Northumbrien war ihm ein Däne gefolgt, der nur regieren konnte, weil Cnut es zuließ. Cnut hatte aus welchem Grund auch immer kein Verlangen danach, König zu sein, hatte jedoch den Thron mit einem seiner Männer besetzt, und Æthelwold war wohl nach Eoferwic geschickt worden, weil es so weit von Wessex entfernt und so tief auf dänischem Gebiet lag und deshalb ein sicherer Ort war. Cnut musste geglaubt haben, Edward könnte einen Kampfverband schicken, um Æthelwold zu töten, und deshalb brachte er seine Trophäe hinter die gewaltigen römischen Wälle von Eoferwic.
Æthelwold hielt sich also in Deckung, Cnut wartete ab, und ich baute. Mit kräftigen Balken und einer starken Palisade errichtete ich einen Palas, der so hoch war wie eine Kirche. Ich nagelte Wolfsschädel an den Giebel, der dem Sonnenaufgang zugewandt war, und ich heuerte Männer an, um Tische und Bänke zu machen. Ich hatte einen neuen Verwalter, einen Mann namens Herric, der bei Beamfleot eine Hüftverletzung davongetragen hatte und nicht mehr kämpfen konnte. Herric war tatkräftig und überaus ehrenhaft. Er schlug vor, dass wir eine Mühle an den Fluss bauen sollten, und das war ein guter Einfall.
Der Priester tauchte auf, als ich gerade auf der Suche nach einer guten Stelle für die Mühle war. Es war ein kalter Tag, ebenso kalt wie der Tag, an dem mich Pater Willibald in Buccingahamm aufgesucht hatte, und die Ufer des Stroms waren mit einer dünnen, knackenden Eisschicht überzogen. Vom Hochland im Norden kam ein kalter Wind, und von Süden kam ein Priester. Er ritt auf einem Maultier, stieg aber eilig aus dem Sattel, als er in meiner Nähe angekommen war. Er war jung und sogar noch größer als ich. Dazu war er mager wie ein Skelett, seine schwarze Priesterrobe war schmutzig, und ihr Saum starrte vor getrocknetem Schlamm. Sein Gesicht war lang, seine Nase wie ein Schnabel, seine Augen glänzend und sehr grün, sein helles Haar strähnig, und sein Kinn war nicht vorhanden. Er trug den dünnsten, lachhaftesten Bart, und dieser wehte ihm vor einen langen, mageren Hals, um den er ein großes Silberkreuz mit fehlendem Querbalken gehängt hatte. «Seid Ihr der große Herr Uhtred?», erkundigte er sich ernst.
«Das bin ich», sagte ich.
«Und ich bin Pater Cuthbert», stellte er sich vor, «und überaus beglückt, Euch kennenzulernen. Soll ich mich verbeugen?»
«Ihr könnt auch auf dem Bauch vor mir kriechen, wenn es Euch gefällt.»
Zu meiner Überraschung ging er vor mir auf die Knie. Er beugte den Kopf fast bis zu dem reifüberhauchten Gras hinab, dann richtete er sich wieder auf und kam auf die Füße. «So», sagte er, «ich bin vor Euch gekrochen. Euer neuer Kaplan, Herr, entbietet Euch seinen Gruß.»
«Mein was?»
«Euer Kaplan, Euer persönlicher Priester», sagte er strahlend. «Das ist meine Strafe.»
«Ich brauche keinen Kaplan.»
«Ich bin sicher, dass Ihr keinen braucht, Herr. Ich bin
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