Der Stern des Untergangs
schwang sich in den Sattel und machte sich auf den Weg aus dem Sumpf. Er wirkte bereits weniger unheimlich und trostlos, selbst die Luft schien reiner zu sein.
Im Reiten sah sie Leichen in dem dichten Riedgras liegen und in dunklen Tümpeln treiben – Leichen, die nun endlich wirklich leblos waren.
Mitra! Wie lange hatte die Hexe in diesem Sumpf ihr Unwesen getrieben?
Alle Leichen waren die von Menschen – von Männern, Frauen, einige sogar von Kindern –, nicht ein Ungeheuer war darunter, nein, alle stammten von Menschen, die nun endlich frei von dem Grauen waren, das ihr Fleisch zur Falle ihrer Seele gemacht hatte. Wie lange mochten diese armen Seelen gelitten und gehorcht und gewartet haben – über jegliche Hoffnung hinaus –, dass Sonja oder jemand wie sie sie befreien würde?
Die Sonne brach durch die Wolken in all ihrer Pracht und schien auf den Sumpf. Ein leichter Wind blies. Er trug keine üblen Gerüche mit sich, es war frische, saubere, gute Luft, die er brachte, die neue Kraft bescherte.
Sonja hielt ihr Pferd an, blieb jedoch im Sattel sitzen und blickte auf ein ganz bestimmtes Stück Sumpfland. Auch dort drang die Sonne nun durch das Laubdach und erhellte es. Dort war der Stein, auf dem Daron gesessen hatte, der Baum, wo er sich verteidigt und wo er bei ihrer Verteidigung geholfen hatte.
Nun saß sie ab.
»Daron?«
Sie blickte hoch, überrascht von etwas, von dem plötzlichen Gefühl, dass sie nicht allein war … Sie schüttelte den Kopf. Ein ihr ungewohnter Friede erfüllte sie.
Es war noch Zeit genug für den Weg. Zeit genug für Sonja, die freie Schwertkämpferin, Sonja, die Söldnerin, und für den Sonnenschein und den Wind. Und für Erinnerungen an Daron.
Sie schaute sich um, gab sich diesen Erinnerungen hin und schien sein Lachen zu hören. War es nur Einbildung? Sie lächelte, warf den Kopf zurück und blickte hoch zu den sonnenhellen Wipfeln. Dann, langsam, kehrte sie zu ihrem Pferd zurück, saß auf und ritt weiter, ihrer Bestimmung entgegen.
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