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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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blieb, sie musterte und sagte: »Ich suche meinen Vater. Ich bin Daron.«
    »O ja, natürlich.« Osylla lächelte ihn an. Ihre Stimme war auf klangvolle Weise rauchig.
    »Mein Vater ist Odurac, der Zauberer …«
    »Ich weiß. Ich spürte, dass Ihr kämt.«
    »Ich muss ihn finden, Osylla. Ich brauche Eure Hilfe.«
    »Das ist mir klar. Aber Odurac ist tot.«
    Daron erstarrte. Sonja sah ihn vor Schrecken schwanken. Dann stieß er gepeinigt und mit angespannter Stimme hervor: »Tot? Nein! Er kann nicht tot sein … Ihr lügt! Ihr müsst lügen!«
    Osyllas klirrendes Gelächter hallte über den Sumpf, ehe sie Daron mit einem betörenden Lächeln bedachte. »Ja, vielleicht lüge ich. Vielleicht lebt Odurac noch.«
    Sonja verzog finster das Gesicht. Die Frau genoss es offensichtlich, andere zu quälen. Urrim neben ihr begann zu brummeln und zu husten. Rasch legte sie ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen und zu mahnen, vorsichtig zu sein:
    »Weshalb lügt Ihr?« fragte Daron gepresst und ballte die Fäuste an den Seiten. Er trat näher, wütend, doch unsicher, nervös, aber drohend.
    Osylla schüttelte den Kopf, schmollte flüchtig, dann lächelte sie wieder. Ihre grünen Augen sprühten wie bei einem guten Witz. »Tretet ein, Daron! Euer Vater ist nicht tot. Ich log – oder vielleicht lüge ich jetzt. Entschuldigt meine Launen und tretet ein.« Sie warf einen Blick auf Sonja und Urrim. »Sind das Eure Freunde?«
    »Ja, gute Freunde, Hexe.« Darons Stimme war jetzt fest. »Kann ich Euch trauen, was sie anbelangt?«
    Wieder das Gelächter. »Oh, tretet ein, tretet ein!« forderte sie auf, als nähme sie Darons. Zweifel nicht ernst. »Ihr alle, kommt herein! Ich weiß von eurem Unternehmen. Verzeiht den kleinen Spaß! Odurac lebt, Daron. Ihr seid sein Sohn, das lässt sich nicht verleugnen – diese Augen, das Kinn …«
    Die Hütte war innen so schlicht wie außen. Ein Holztisch, ein paar einfache Stühle, Kerzen da und dort, ein Strohsack als Bett, einige grob gewebte Kleidungsstücke und Kochgeschirr am Herd an der Wand – das war alles, außer ein paar Büchern und Schriftrollen und einer großen eisenbeschlagenen Truhe in einer Ecke. Eine Einsiedlerbehausung, nichts weiter.
    So zumindest sah es aus. Sonja fühlte sich unbehaglich, wie sie so mit Daron und Urrim herumstand. Ihr Blick schweifte umher, während sie den Worten der Hexe lauschte. Wachsam achtete sie auf Geräusche oder Bewegungen, die auf eine Falle deuten mochten.
    Auch Urrim fühlte sich sichtlich nicht wohl hier. Doch im Gegensatz zu Sonja, die gemessen in der Stube umherwanderte und da und dort einfache Gerätschaften wie hölzerne Löffel, Schreibpinsel und dergleichen betrachtete, saß der Junge reglos auf dem Boden neben dem Tisch, die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen, und beobachtete angespannt Daron und Osylla, die sich unterhielten.
    »Euer Vater ist böse«, sagte Osylla zu Daron. »Ja, er lebt noch, doch was seine Verbindung zur Welt betrifft, könnte er genauso gut tot sein. Ihr seht also, ich habe nicht völlig gelogen. Odurac hat sich selbst eine gewaltige Aufgabe gestellt. Zuletzt erfuhr ich von ihm, dass er versucht eine Verbindung zu den Jenseitigen herzustellen. Hin und wieder öffnete ich meine magischen Spiegel und suchte seinen Geist, doch seine Kraft ist so gut geschützt, dass selbst meine Zaubermittel ihn nicht, aufzuspüren vermochten – das ist zweifellos, wie er es beabsichtigt.«
    »Trotzdem muss ich ihn finden!«
    »Ihr habt gewiss ein wenig von seiner Veranlagung«, schmeichelte ihm Osylla schnurrend wie eine Katze. »Nicht wahr, Daron?«
    »Ich muss ihn aus bestimmten Gründen finden.« Er wich ihrem Blick aus.
    »Hmm, ja.« Osylla schien einen eigenen Gedankengang zu verfolgen. »Diese Gabe käme Euch gerade recht, nicht wahr?«
    »Ihr müsst mir helfen, ihn zu finden«, sagte Daron fest.
    »Muss ich?«
    »Ihr könnt gekauft werden, das weiß ich. Oder überzeugt. Oder gezwungen!«
    »Durch Euch?« fragte Osylla jetzt ohne die Spur eines Lächelns. »Durch diesen Geistesgestörten und diese Frau in Männerrüstung?«
    Sonja, die hinter der Hexe stand, blickte von einem mit magischen Zeichen versehenen Tuch auf, das sie interessiert studiert hatte. Osylla spürte ihren durchdringenden Blick und drehte sich zu ihr um.
    »Ihr nennt Euch die Rote Sonja, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Ein – interessanter Name.«
    »Ich bin interessant!«
    Osyllas Lächeln verschwand. »Genau wie ich! Ja, genau wie

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