Der Sternenkavalier
mein Stöckchen gewiß bestens besorgen. Ungewiß ist hingegen, ob außer dem Zweiten Hüter auch alle übrigen auf Regenschirme versessen sind. Womöglich machen die anderen sich gar nichts daraus.“
„Glaub’ ich nicht“, sagte As. „Eine allgemeine Verblödung besteht doch gerade darin, daß alle auf das gleiche reinfallen. Das ist auf allen Sternen so, ob diesseits oder jenseits der Milchstraße. Im Blödsinn sind sich alle Menschen gleich.“
„Wollen wir’s hoffen“, sagte Eto, „das würde uns die Sache erleichtern.“
An diesem Punkte der Erörterungen wurde As von einer großen Müdigkeit befallen. Da es noch hellichter Tag war, wollte As wissen, wie beides zusammenpasse, und sah sich nach dem Zweiten Hüter um. Doch der war wohl schon früher müde geworden und hatte sich inmitten seines Tempelchens wie eine Schlange zusammengerollt, was, da er mehr Gliedmaßen als diese besaß, einen noch verwickelteren Eindruck als bei einer Schlange machte.
„Die haben hier keine Sonne“, stellte As fest, „also haben sie auch keine Nacht; aber schlafen muß jeder mal.“
Das leuchtete auch Eto ein. Sie streckten sich beide auf dem weichen Waldboden aus und fielen bald in einen tiefen Schlaf, der allerdings, wenigstens was As anbetraf, voller Traumgestalten war, die, wie nicht anders zu erwarten, Kartoffelgespenstern glichen und mit zusammengeklappten Regenschirmen zwischen den Beinen wie Hexen hin und her schwirrten oder mit aufgespannten Schirmen wie Fallschirmspringer umhergaukelten.
Da sich Gespenster, auch wenn sie einem im Traum erscheinen, in der Regel jedoch äußerst still verhalten, hatte As trotz alledem einen ruhigen Schlaf, wenigstens so lange, wie sich die Kartoffelgespenster an die Regel hielten. Doch plötzlich begannen sie wie ein gereizter Bienenschwarm zu summen, wovon As vor Schreck aus dem Traum erwachte. Das Summen war aber noch immer zu hören, und auch der aufgeregte Schwarm von Kartoffelgespenstern gaukelte um As herum. As glaubte noch immer zu träumen. Erst als er feststellte, daß die ihn umringenden Gespenster keine Regenschirme hatten, fand er in die Wirklichkeit zurück. Die aber war, daß der Hüter der Innenschau nicht minder von Regenschirmen geträumt hatte, aber früher als As erwacht und sogleich zum Obersten Hüter gelaufen war, um diesem von dem erträumten Gegenstände zu berichten. Der Oberste hatte die übrigen Hüter zusammengerufen, und nun waren alle da, um Genaueres zu erfahren. Also hatte der Großmeister sich nicht geirrt, als er auf die Neugier gesetzt hatte. Und wer neugierig ist, der kann noch nicht gänzlich verblödet sein.
As war nun völlig wach geworden, und er faßte Eto an der Schulter, um auch ihn wachzurütteln.
„Die Hüter sind alle da“, rief As, „Ihr hattet Euch nicht geirrt!“
„Ich irre mich selten“, sagte Eto, schlug die Augen auf und erkundigte sich, worum es sich handele.
Da die Hüter in ihrer Aufregung ein unverständliches Stimmengewirr erzeugten und Eto nicht wie As von Kartoffelgespenstern mit Regenschirmen geträumt hatte, brauchte er einige Zeit, bis er begriff, wieso er sich nicht geirrt hatte. In der Tat wurden sämtliche Hüter von einer geradezu kindischen Neugier geschüttelt, was jedoch nicht hieß, daß sie einer Meinung waren. Obwohl sie noch gar nicht recht wußten, was ein Regenschirm ist, hatten sie sich bereits in zwei Parteien gespalten, indem die vom Hüter der Innenschau geführte Partei sich für, die vom Hüter des Tabus geführte aber gegen den Regenschirm erklärte. Und das war kein Zufall, denn der Hüter des Tabus hatte im Gegensatz zum Hüter der Innenschau sein Leben lang ein Amt betreut, worin es nichts zu verrichten und folglich auch kein Ansehen zu erwerben gab. Und ausgerechnet jetzt, wo das Auftauchen von Eto und As ihm das erste Mal die Möglichkeit bot, sich wichtig zu machen, sollte wieder der Hüter der Innenschau den Vorteil haben. Also machte er gegen diesen Partei und forderte das Verbot der Regenschirme, auch wenn es noch gar keine gab und keiner von beiden wußte, was das eigentlich war.
Allmählich begriffen Eto und As, worum es im Streit der Hüter wirklich ging, und nun wunderten sie sich nicht mehr darüber, wozu der Hüter der Innenschau einen Regenschirm brauchte. Er sollte ihm als Waffe gegen den Rivalen dienen. Nachdem die Geomanen diesen Zusammenhang begriffen hatten, kamen ihnen die Gedanken der Kartoffelgespenster schon etwas vertrauter vor.
Wie der Kampf zwischen
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