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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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von Jed Starnes dort eingeführt hatten. Er wollte unter solchen Bedingungen und für solche Leute nicht arbeiten. Aber da war noch etwas anderes. Ich hatte immer das Gefühl, dass bei Twentieth Century Motors etwas vorgefallen war, das er mir nicht sagen wollte.“
    „Ich würde gerne unbedingt alle Details erfahren, die Sie bereit wären, mir mitzuteilen.“
    „Ich habe keinen Schimmer. Ich habe versucht, dahinterzukommen, aber ich habe es aufgegeben. Ich kann es weder verstehen noch erklären. Und doch weiß ich, dass etwas vorgefallen ist. Als mein Mann die Twentieth Century verließ, zogen wir hierher, und er nahm eine Stelle als Leiter der Maschinenbauabteilung bei Acme Motors an. Das war damals ein aufstrebender, erfolgreicher Konzern. Er gab meinem Mann die Art von Arbeit, die ihm gefiel. Er war kein Mensch, der zu inneren Konflikten neigte, er war sich seiner Handlungen immer sicher und mit sich selbst im Reinen. Aber nachdem wir Wisconsin verlassen hatten, schien es ein ganzes Jahr lang, als quälte ihn etwas, als kämpfte er mit einem persönlichen Problem, das er nicht lösen konnte. Am Ende dieses Jahres kam er eines Morgens zu mir und teilte mir mit, er habe bei Acme Motors gekündigt, werde sich zur Ruhe setzen und nirgends mehr arbeiten. Er liebte seine Arbeit; sie war sein Leben. Und doch wirkte er ruhig, selbstbewusst und glücklich, zum ersten Mal, seit wir hierher gekommen waren. Er bat mich, ihn über die Hintergründe seines Handelns nicht zu befragen. Ich fragte nicht, und ich protestierte nicht. Wir hatten dieses Haus, wir hatten unsere Ersparnisse, wir hatten genug, um für den Rest unserer Tage bescheiden zu leben. Ich habe seinen Grund nie erfahren. Wir haben weiter hier gelebt, in Frieden und sehr glücklich. Er schien eine tiefe Zufriedenheit zu empfinden. Er hatte diese ungewöhnlich heitere Gemütsruhe, die ich bis dahin an ihm nicht kannte. An seinem Verhalten oder seinem Handeln war nichts Außergewöhnliches, außer dass er manchmal – sehr selten – aus dem Haus ging, ohne mir zu sagen, wohin er ging und mit wem er sich traf. In den letzten beiden Jahren seines Lebens ging er jeden Sommer einen Monat lang fort, er sagte mir nicht, wohin. Ansonsten lebte er wie immer. Er studierte viel und verbrachte seine Zeit mit eigenen technischen Forschungen unten im Keller unseres Hauses. Ich weiß nicht, was er mit seinen Aufzeichnungen und Prototypen gemacht hat. Ich habe nach seinem Tod keine Spur davon gefunden. Er ist vor fünf Jahren an einem Herzleiden gestorben, an dem er bereits seit einiger Zeit gelitten hatte.“
    Ohne Hoffnung fragte Dagny: „Wussten Sie, welcher Art seine Experimente waren?“
    „Nein. Ich weiß sehr wenig über Technik.“
    „Kannten Sie irgendeinen seiner beruflichen Freunde oder Mitarbeiter, die mit seinen Forschungen vertraut sein könnten?“
    „Nein. Als er bei Twentieth Century Motors war, arbeitete er so viel, dass wir die wenige verbleibende Zeit miteinander verbrachten. Wir hatten keinerlei gesellschaftliches Leben. Er brachte seine Kollegen nie mit nach Hause.“
    „Als er noch bei Twentieth Century war, hat er jemals einen Motor erwähnt, den er erfunden hatte, einen völlig neuen Typus, der die Entwicklung der gesamten Industrie hätte verändern können?“
    „Einen Motor? Ja. Ja, er hat mehrmals davon gesprochen. Er sagte, es sei eine Erfindung von unschätzbarer Bedeutung. Aber nicht er hat ihn erfunden. Es war die Erfindung eines seiner jungen Assistenten.“
    Sie sah den Ausdruck auf Dagnys Gesicht und fügte langsam, spöttisch, ohne Vorwurf, eher traurig erheitert hinzu: „Ich verstehe.“
    „Oh, es tut mir leid!“, sagte Dagny, als sie erkannte, dass die Gefühle ihr ins Gesicht geschossen und dort zu einem Lächeln geworden waren, das so offensichtlich war wie ein Ausruf der Erleichterung.
    „Das ist schon in Ordnung. Ich verstehe. Sie interessieren sich für den Erfinder dieses Motors. Ich weiß nicht, ob er noch am Leben ist, aber ich habe auch keinen Grund anzunehmen, dass er es nicht ist.“
    „Ich würde mein halbes Leben geben, um zu wissen, dass er lebt, und um ihn zu finden. So wichtig ist es für mich, Mrs. Hastings. Wer ist er?“
    „Ich weiß es nicht. Ich kenne weder seinen Namen, noch weiß ich irgendetwas über ihn. Ich kannte die Mitarbeiter meines Mannes nie. Er erzählte mir nur, dass er einen jungen Ingenieur hätte, der eines Tages die Welt auf den Kopf stellen würde. Mein Mann interessierte sich bei seinen

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