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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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sie das Gefühl hatte, als wären Sicherheit und Denkvermögen ihr abhanden gekommen –, dass sie von ihm keine Hilfe erhalten würde, dass Fragen sinnlos waren, dass er sie weder über das Schicksal des Erfinders noch über sein eigenes aufklären würde.
    „Geben Sie auf, Miss Taggart“, sagte er ruhig, wie sie erwartet hatte, als wollte er beweisen, dass er ihre Gedanken erraten konnte. „Es ist eine aussichtslose Suche, umso aussichtsloser, als Sie keinen Schimmer haben, was für eine unmögliche Aufgabe Sie sich vorgenommen haben. Ich möchte Ihnen die Mühe ersparen, mich mit irgendeinem Argument, einem Trick oder einer Bitte dazu bringen zu wollen, Ihnen die Information zu geben, die Sie suchen. Nehmen Sie mich beim Wort: Es ist unmöglich. Sie haben gesagt, ich sei das Ende ihrer Spur. Es ist eine Sackgasse, Miss Taggart. Versuchen Sie nicht, Ihr Geld und Ihre Kraft für andere, konventionellere Ermittlungsmethoden zu verschwenden: Heuern Sie keine Detektive an. Sie werden nichts herausfinden. Vielleicht ignorieren Sie meine Warnung, aber ich glaube, Sie sind eine hochintelligente Person, die in der Lage ist zu verstehen, dass ich weiß, was ich sage. Geben Sie es auf. Das Geheimnis, das Sie zu lösen versuchen, dreht sich um etwas Größeres, etwas viel Größeres als die Erfindung eines Motors, der mit atmosphärischer Elektrizität betrieben wird. Es gibt nur einen sinnvollen Hinweis, den ich Ihnen geben kann: Dem Wesen und der Natur der Existenz nach können keine Widersprüche existieren. Wenn Sie es unerklärlich finden, dass eine geniale Erfindung in einem Trümmerhaufen zurückgelassen wird und dass ein Philosoph entscheidet, als Koch in einem Speiselokal zu arbeiten – überprüfen Sie Ihre Prämissen. Sie werden sehen, dass eine von ihnen falsch ist.“
    Sie erschrak. Sie erinnerte sich, dass sie diesen Satz schon einmal gehört hatte und dass es Francisco gewesen war, der ihn ausgesprochen hatte. Und dann fiel ihr ein, dass dieser Mann einer von Franciscos Lehrern gewesen war.
    „Wie Sie wünschen, Dr. Akston“, sagte sie. „Ich werde nicht mehr versuchen, Sie darüber zu befragen. Aber erlauben Sie, dass ich Ihnen eine Frage zu einem völlig anderen Thema stelle?“
    „Selbstverständlich.“
    „Dr. Robert Stadler erzählte mir einst, dass Sie an der Patrick-Henry-Universität drei Studenten hatten, die Ihre und seine Lieblingsschüler waren, drei geniale Köpfe, von denen Sie sich eine große Zukunft erwarteten. Einer davon war Francisco d’Anconia.“
    „Ja, und ein weiterer war Ragnar Danneskjöld.“
    „Das ist eigentlich nicht meine Frage, sondern … Wer war der dritte?“
    „Sein Name würde Ihnen gar nichts sagen. Er ist nicht berühmt.“
    „Dr. Stadler sagte, Sie und er seien Rivalen gewesen, wenn es um diese drei Studenten ging, weil Sie beide sie als Ihre Söhne betrachteten.“
    „Rivalen? Er hat sie verloren.“
    „Sagen Sie, sind Sie stolz darauf, wie sich diese drei entwickelt haben?“
    Sein Blick schweifte ab in die Ferne, in das erlöschende Feuer des Sonnenuntergangs auf den Felsen am Horizont. Sein Gesicht hatte den Ausdruck eines Vaters, der seine Söhne auf einem Schlachtfeld verbluten sieht. Er antwortete: „Stolzer, als ich mir jemals erhofft hatte, sein zu dürfen.“
    Es war fast dunkel. Er drehte sich mit einem Mal um, zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Tasche, nahm eine Zigarette, hielt aber inne, als er sich an ihre Anwesenheit erinnerte, als hätte er sie einen Augenblick lang vergessen, und hielt ihr das Päckchen hin. Sie nahm eine Zigarette, er ließ ein Streichholz kurz aufflackern und löschte es mit einer flinken Handbewegung wieder aus, sodass in der Dunkelheit eines glasumschlossenen Raumes mit Meilen von Bergen im Hintergrund nur noch zwei kleine glühende Punkte übrig blieben.
    Sie erhob sich, bezahlte ihre Rechnung und sagte: „Danke, Dr. Akston. Ich werde Sie nicht mit Tricks und Bitten belästigen. Ich werde keine Detektive anheuern. Aber ich glaube, ich sollte Ihnen sagen, dass ich nicht aufgeben werde. Ich muss den Erfinder dieses Motors finden. Und ich werde ihn finden.“
    „Nicht bis zu dem Tag, an dem er entscheidet, Sie zu finden – und das wird er.“
    Als sie zu ihrem Wagen ging, knipste er das Licht in seinem Lokal an. Sie sah den Briefkasten am Straßenrand und stellte ungläubig fest, dass der Name „Hugh Akston“ offen daraufstand.
    Sie war bereits ein gutes Stück die kurvige Straße hinuntergefahren, und die

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