Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
Vom Netzwerk:
das!«
    »Det muss ick mir ja wohl nich sagen lassen!« »Tierquälerei, jawohl!«
    »Fräulein Voss!«
    »Hörense mal, jute Frau! Ick tu Ihnen hier 'nen Jefallen. Wennse nich wollen - bitteschön! Kann meene Zeit auch sinnvoller verbringen. Denn versuchense man selber ihr Jlück!« Und damit reichte er der verdutzten Erika Voss die Hundeleine und ging zur Tür. »Einen schönen Tag noch!«
    Fast wäre er mit Andreas Lange zusammengestoßen, der gerade hereinkam.
    »Wer war denn das?«, fragte der Kriminalassistent.
    »Ein Kollege von der Hundestaffel, den Fräulein Voss gerade erfolgreich vergrault hat«, meinte Rath.
    Die Sekretärin schaute etwas bedröppelt aus der Wäsche. »Tschuldigung, Herr Kommissar, aber Sie haben doch gesehen, wie der Kerl mit dem armen Hund umgegangen ist.«
    »Es ist eine Sie und sie heißt Kirie.«
    »Eine Hundedame! Deswegen hat sie auch gleich gewusst, dass sie mit so einem Halunken nicht mitgehen darf!«
    »Und was machen wir nun mit der Dame?«, fragte Rath.
    »Ganz einfach«, sagte die Sekretärin, »einer von uns nimmt sie mit nach Hause.«
    »Ich nehme sie bestimmt nicht«, meinte Lange. »Unmöglich! In meiner Wohnung ... «
    » ... sind zwei Katzen, ich weiß«, sagte Rath. »Dann springen Sie eben ein, Fräulein Voss. Sie haben uns die Suppe ja auch eingebrockt.«
    »Würde ich ja gerne. Aber bei uns im Haus sind Tiere verboten.«
    Rath schaute seine beiden Mitarbeiter an, wie sie dastanden mit gesenktem Blick. Und den Hund, der ihn aus dem schwarzen, struppigen Fell heraus mit seinen unschuldig glänzenden Augen ins Visier nahm. Als Kirie dann noch den Kopf ein wenig schiefer legte und tatsächlich zu lächeln schien, war Raths Widerstand gebrochen.
    »Also gut«, sagte er. »Bevor der Hund ins Tierheim muss, nehme ich ihn eben zu mir. Solange, bis sein Frauchen wieder auftaucht.« Über das Gesicht von Erika Voss huschte ein Lächeln. »Aber«, fuhr Rath fort, »die Futterkosten stelle ich dem Freistaat Preußen in Rechnung. Und Sie, Fräulein Voss, kümmern sich persönlich darum, dass Preußen auch bezahlt.«
    »Mit Vergnügen, Herr Kommissar.«
    Erika Voss verschwand wieder im Vorzimmer und ließ die beiden Kriminalbeamten allein. Lange setzte sich an Gräfs Schreibtisch. »So kann man also auf den Hund kommen«, meinte er.
    »Sie sind mindestens der Siebenundzwanzigste, der das heute sagt.«
    »Ich hoffe nur, Sie bringen das Tier jetzt nicht jeden Tag ins Büro.«
    »Jetzt haben wir erst mal Wochenende. Und Montag ist Frauchen hoffentlich wieder aufgetaucht.«
    »Daran glauben Sie doch selbst nicht, oder?«
    Rath schwieg. »Nein«, sagte er schließlich und schüttelte den Kopf. »In der Wohnung hat es anders ausgesehen.«
    »Diese Einschätzung habe ich auch an Böhm weitergegeben. Der hat sich übrigens furchtbar aufgeregt, dass Sie bei unserem Gespräch nicht zugegen waren.«
    »Was haben Sie ihm denn gesagt?«
    »Dass Sie fleißig bei der Arbeit sind, natürlich.« »Bei welcher Arbeit genau.«
    »Den Umkreis der Fastré abklappern, ausfragen, wer sie zuletzt wo gesehen hat. Das Übliche.«
    »Und genau das machen wir jetzt. Mit dem Produzenten habe ich schon gesprochen, war nicht sehr ergiebig. Aber wir haben eine ganze Namensliste, die das Vermisstendezernat heute Morgen schon angelegt hat. Menschen, die der Verschwundenen hier in der Stadt nahestanden oder mit ihr enger zu tun hatten. Und die klappern wir systematisch ab: Wann und wo haben Sie Frau Fastré zuletzt gesehen? Die üblichen Fragen.«
    »Ich fürchte, ihr ist etwas zugestoßen.«
    »Das glaube ich auch, Lange, aber das erspart uns nicht die unangenehmen Routinearbeiten. Sieht Böhm eigentlich eine Verbindung zum Fall Franck?«
    »Nein.« Lange schüttelte den Kopf. »Er hofft jedenfalls, dass es da keine gibt. Wenn die Presse weitere Nahrung für ihre Serienmördergeschichte bekommt, fürchtet er für Berlin eine Hysterie, noch schlimmer als die in Düsseldorf.«
    »Wenn die Leute hysterisch werden wollen, werden sie hysterisch. Dagegen hat selbst Gennat nichts machen können.« »Oberkommissar Böhm hat mir noch einmal eingeschärft, dass wir so diskret wie möglich vorgehen sollen. Um keinen Preis darf etwas an die Öffentlichkeit dringen.«
    »Leichter gesagt als getan. Das hängt nicht nur von uns ab, das sollte Böhm inzwischen auch wissen. Was hält er von unserem Vorschlag, alle leer stehenden Kinos in der Stadt zu durchsuchen?«
    »Nichts. Zu aufwendig und außerdem zu voreilig, sagt er, so

Weitere Kostenlose Bücher