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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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nicht irgendwo auf einem Parkplatz mit irgendeinem Jungen aus der Zwölften, um mir anzuhören, wie er über seinen Notendurchschnitt schwadroniert, während er versucht, meinen BH aufzufummeln. Und deshalb haben wir den dreigeteilten Winkel zu unserem Emblem gemacht.«
    Und das geflügelte Pferd?, wollte ich fragen. Ich wäre wohl erleichtert gewesen, ermutigt sogar, angesichts ihrer Verachtung, mit der sie über solche Jungen sprach … wenn sich der Spalt direkt vor mir nicht gerade um gut hundert Meter verbreitert hätte.
    »Wann kriegst du deinen Führerschein?«, fragte sie. »Nein, ich meine nicht, wann du sechzehn wirst. Julian hat mir schon erzählt, was wir deswegen unternehmen.«
    Sie sah Julian an. Er nickte.
    »Mach deinen Führerschein«, sagte sie. »Sobald wie möglich. Dann können wir los nach Coral Gables und Umgebung. Mal sehen, was wir da finden, wir zwei.«
    »Es könnte bedeuten, dass du ein paar Wochen Schule verpasst«, sagte Julian zu mir. »Damit kannst du doch leben, oder?«
    Oh ja, das sollte ich hinbekommen. Ein paar Wochen ohne Langeweile, ohne Spötteleien. Ohne das Gefühl, es gäbe auf der ganzen Welt niemanden, der so war wie ich. Rochelle stand auf, streckte sich. Sie drückte den Rücken durch, faltete die Hände hoch über ihrem Kopf. Ich wandte mich von ihren vorgereckten
Brüsten ab, wenngleich ich wusste, dass sie meinen Blick genau darauf hatte lenken wollen.
    »Ich kann nicht die ganze Strecke allein fahren«, sagte sie.

KAPITEL 10
    Bei dem Turm, den Rochelle erwähnt hatte und in den wir zum »Beobachten« gehen wollten, handelte es sich um das siloartige Gebäude, das mir schon bei unserer Ankunft aufgefallen war. Eine Wendeltreppe führte vom ersten Stock hinauf. Sie war unbeleuchtet, sodass Julian mit einer Taschenlampe vorausgehen musste. Die Stufen waren hoch und schmal, und es gab keinen Treppenabsatz. Als wir oben ankamen und auf eine runde Plattform unter freiem Himmel hinaustraten, war ich völlig außer Atem.
    Gut, dass es hier ein Geländer gibt, war mein erster Gedanke, als ich mich im Mondlicht auf der Plattform umsah. Sonst hätte man im Dunkeln leicht abstürzen können.
    Ich war so desorientiert, so abgelenkt von meiner Umgebung, dass ich einen Moment brauchte, bis ich merkte, dass die anderen irgendwo verschwunden waren und mich zurückgelassen hatten. Ich geriet in Panik, fürchtete, sie hätten eine Tür hinter mir geschlossen, und ich sei im Mondschein ausgesperrt. Schon wollte ich etwas rufen, doch in diesem Moment leuchtete ein Licht aus einer kleinen, kuppelförmigen Hütte in der Mitte der Plattform. Von drinnen hörte ich Gelächter.
    Ich ging auf den Eingang der Hütte zu und sah dort zwei Menschen, die sich aneinanderschmiegten. Ich glaubte zu hören, wie sich ihre Kleider aneinanderrieben. Wieder hörte ich ein Lachen. Eine leuchtend weiße Hand streichelte einen Nacken und fuhr über kurzes, blondes Haar.

    Julian kam um die Hütte herum. Offenbar hatte er auf der anderen Seite gestanden. »Tom sorgt schon mal für die richtige Ausrichtung«, sagte er. »Auf den nordwestlichen Quadranten.«
    Ich war nicht sicher, was er meinte, und in diesem Moment war es mir auch völlig egal. Ich fühlte nur, wie sich mein Magen vor Enttäuschung zusammenkrampfte, angesichts der Erkenntnis, dass sie wohl doch zu Tom gehörte.
    Rochelle und Tom kamen heraus. Der Durchgang war niedrig; Rochelle musste sich bücken, Tom aber nicht. Sie hielten Händchen. Toms Haare waren verwuschelt, und ein Träger von Rochelles Abendkleid war von ihrer Schulter gerutscht. Tom gab ein lautes Lachen von sich und kehrte wieder in die Hütte zurück. Rochelle schob ihren Träger hoch und lächelte mich an.
    »Es ist grausam  …«, erklärte sie. »Da drinnen ist nur Platz für zwei. Einer am Teleskop und einer am Tisch. In manchen Nächten könnte man hier draußen glatt erfrieren.«
    Ich blickte zum Mond auf. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen.
    »Okay, Danny«, sagte Julian. »Du kannst jetzt reingehen. Versuch mal, ob du was sehen kannst.«
     
    Tom saß an einem Holztisch, mit einem großen Notizbuch vor sich. Eine Kerosinlampe brannte auf dem Tisch. Das Teleskop gab ein lautes Ticken von sich.
    »Siehst du, wo das Okular ist?«, fragte Tom. »Ich hatte es für mich eingestellt. Vielleicht musst du dich etwas bücken.«
    Ich brachte mein rechtes Auge – oder genauer gesagt: das rechte Glas meiner Brille – ans Okular des Teleskops. Ich sah nur verwaschenen

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