Der Tag an dem ich erwachte
war viel zu alt, genau wie du bereits sagtest. Deswegen bekam er sofort eine Einzelzelle. Dank dem Scheißrespekt vor dem Scheißalter! Ich hoffe, dass meine Tante und er gemeinsam in der Hölle schmoren und dass er ihre jungfräuliche Rosette mit seinem alten, verschrumpelten Schwanz so richtig schön durchbohrt! Sie ist zwar, rein biologisch gesehen, eine Frau, aber, was soll’ s, sie sah schon immer eher wie ein Mann aus.“
Derweil entkorkte ich eine Flas che Wein, die ich aus der Minibar befreite und goss uns zwei volle Gläser ein. „Auf die Zukunft!“, sagte ich, während ich mit Ryan anstieß. Bevor ich mein Glas bis auf den letzten Tropfen austrank. Er tat es mir nach.
„Auf die Zukunft!“, wiederholte er meinen Trinkspruch, und ich goss nach.
Als die Flasche leer war, entkorkte ich eine zweite. Goss nach. Wir tranken und tranken und liebten uns schließlich auf dem Fußboden, unfähig, die Leidenschaft, die wir füreinander empfanden, länger zu zügeln. Dieses Mal ging Ryan nicht so sanft vor, wie ich es von ihm gewohnt war, er war sehr stürmisch, fast schon grob. Als wollte er sich selbst und mir beweisen, dass er „keine Schwuchtel“ war. Bevor wir nebeneinander einschliefen, machte Ryan meine Augenlieder mit seinen Fingern gewaltsam auf, sodass ich auf einmal in sein besorgtes Gesicht blickte. „Ryan. Lass mich schlafen, Liebling“, murmelte ich schlaftrunken und befreite mich aus seinem Klammergriff.
„Gail. Gail, sieh mich an!“, verlangte er, ich roch den Alkohol in seinem Atem und interpretierte sein Anliegen falsch.
„Es tut mir leid, Süßer, ich bin vollkommen geschafft, lass uns morgen weitermachen.“
„Gail. Sieh mich an!“, wiederholte er, und ich tat schließlich wie mir geheißen. „Was ich dir vorhin erzählt hatte… Ich möchte, dass du es auf der Stelle vergisst! Kriegst du es hin?“
Seine Stimme klang so ernst, dass ich augenblicklich vollkommen wach wurde. Ich sah ihm in die Augen und sagte leise: „Was hast du mir erzählt, Ryan? Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Was das Vergessen betrifft, bin ich so etwas wie ein Weltmeister! Außerdem habe ich schon wieder viel zu viel getrunken und habe einen Filmriss.“ Er schmiegte sich dankbar an meinen warmen Körper, legte seinen Kopf auf meine Brust und schlief ein. Ich hauchte einen Kuss auf seine Haarmähne, atmete den vertrauten Duft ein und folgte seinem Beispiel. In dieser Nacht blieb ich von den jeglichen Träumen und Alpträumen verschont.
Am nächsten Morgen blieben wir sehr lange im Bett. Wir wachten auf, widmeten uns auf eine ganz besonders liebevolle, zärtliche Weise dem Körper des Anderen, um gleich danach wieder einzuschlafen. Als wir uns schließlich dazu zwangen, die sichere, wohlige Wärme unseres Bettes zu verlassen, war e s schon fast Mittag. Die unfreundliche Frau am Empfang klärte uns mit unübersehbarer Schadenfreude darüber auf, dass wir das Frühstück verpasst hatten.
„Nix Problem, Ma`am“, schenkte „Pedro“ ihr ein versöhnliches Lächeln, zahlte der Rest der Rechnung und frühstückte mit seiner Frau Maria in dem Café nebenan. Wir genossen ein klassisches englisches Frühstück, mit Rührei, Toast, gebratenen Speckscheiben und gebackenen Bohnen.
„Irgendwie schmeckt das alles nach nichts“, flüsterte Ryan diskret, und ich nickte zustimmend. „Das miese Essen war für mich ein Grund mehr, meine Heimat zu verlassen“, kicherte er. „Ich würde wirklich gern wissen, was dein Grund war, auszuwandern!“ Als ihm klar wurde, was er da sagte, räusperte er sich verlegen. „Tut mir leid, Gail“, entschuldigte er sich, „was bin ich nur für ein Esel! Heute sind die Schulen und die Cafés dran. Ich hoffe, wir stoßen endlich auf eine Spur“, seufzte er tief.
„Und wenn nicht, Ryan?“, fragte ich verzweifelt, während ich in dem geschmacklosen, schlabberigen Rührei lustlos mit meiner Gabel stocherte.
„Geh doch nicht immer vom Negativen aus, Schatz“, tadelte er mich. „Wir gehen langsam und sorgfältig vor, einen Schritt nach dem anderen. Erst, wenn wir wissen, was Sache ist, überlegen wir uns den nächsten Schritt. Was habe ich zu dir gesagt, Gail? Entspanne dich und überlasse alles mir.“
„Ich weiß, ich weiß“, lächelte ich, „du hast immer einen Plan.“
„Da hast du, verdammt noch mal, recht“, grinste er sein teuflisches Lächeln, das ich mittlerweile so sehr liebte. „Misses, wir bezahlen!“, rief er nach der Bedienung, die höchstens
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