Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
streite.«
    »Das ist richtig«, stimmte Gulbert ihm zu. »Die Fürsten von Bitan wollen keinen König. Sie schätzen ihre Unabhängigkeit. Deswegen mache ich meinen Rang auch so auffällig geltend. Als Vorsitzender des Rates sitze ich als Erster neben Königen. Ein einfacher Fürst kann mir nicht auf Augenhöhe gegenübertreten. Ein König jedoch könnte das, denn er würde für ganz Bitan sprechen. Ich bin mir sicher, schon jetzt liebäugeln viele der Fürsten, die ich verärgert habe, mit diesem Gedanken. Ein König könnte die Gewichte im Kriegsrat verschieben. Die Bitaner würden an Einfluss gewinnen gegenüber den Zwergen und den Elfen, die mich unterstützen.«
    »Hm«, sagte Sukan. »Aber warum sollten sie ausgerechnet mich wählen? Sie mögen mich nicht. Ihr selbst habt mir einmal zu verstehen gegeben, dass die meisten der Fürsten mich belächeln. Dass sie mich für altmodisch, ja sogar für dumm halten!«
    »Überlegt doch, Fürst Sukan.« Gulbert beugte sich näher zu seinem Verbündeten und flüsterte. »Wir haben einen Haufen eifersüchtiger Fürsten. Keiner traut dem anderen, keiner gönnt dem anderen auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel. Jetzt bringe ich sie in eine Lage, wo es für sie günstig wäre, einen König zu haben. Wen also werden sie wählen? Gewiss keinen ihrer Rivalen; niemanden mit echter Macht, dem sie zutrauen, das Reich zu einen.
    Aber ein Fürst, der unter allen anderen Fürsten abseits steht. Den keiner ernst nimmt. Den sie in ihrem Herzen verachten und belächeln. Auf so einen Kandidaten könnten sie sich einigen. Es dürfte also ein Leichtes sein, Fürst Sukan, die Fürsten von Bitan in Eure Richtung zu stoßen. Sie wollen einen König, der es nur dem Namen nach ist, einen Titel ohne Befugnisse. Sie halten Euch für schwach. Man muss sie nur noch glauben machen, dass Ihr eine geeignete Marionette für ihre Zwecke abgäbet.«
    Sukan sprang erregt auf. »Ich bin niemandes Marionette!«
    Gulbert erhob sich und legte Sukan beruhigend die Hand auf die Schulter. »Wir beide wissen das, mein Fürst«, säuselte er. »Aber die Fürsten von Bitan wissen es nicht. Und wenn dieser Irrtum sie dazu bringt, Euch die Krone anzutragen, dann sollten wir sie darin bestärken. Wenn Ihr erst einmal auf dem Thron sitzt, könnt Ihr ihnen schon zeigen, wie Ihr diesen Platz ausfüllt. Aber jetzt müssen wir erst einmal, ganz behutsam, die Fürsten dazu bringen, dass sie von selbst auf den Gedanken kommen, den ich Euch gerade erläutert habe.«
    »Hrm.« Sukan schnaubte. »In mir lebt der alte Rittergeist von Bitan fort. Ich bin ein Nachfahre von Lukar. Ich werde Bitan in ein goldenes Zeitalter zurückführen! Die Führung über diesen Kriegszug obliegt mir, und ich werde den Fürsten schon zeigen, was für ein König ich bin.«
    »Ja«, sagte Gulbert. »Das klingt gut. Ich glaube, Ihr werdet die Fürsten davon überzeugen können, dass Ihr der Richtige für die Königswürde seid. Wenn sie in den nächsten Tagen vor der Wahl stehen, diesen Feldzug in Chaos und Auflösung enden zu sehen und mit geteilten Kräften nach Daugazburg zu marschieren oder mit Hilfe eines Königs die Führung über das ganze Heer zu erringen, dann schlägt Eure Stunde.«
    Sukan setzte sich langsam wieder. Nachdenklich starrte er auf die Korbflasche mit dem Wein. »Ich frage mich nur …«, hob er an. »Was springt für Euch dabei heraus? Wenn es Euch gar nicht ernst ist damit, das Heer hier in den Bergen festzuhalten, dann könntet Ihr es doch genauso gut selbst gegen Daugazburg führen und den Ruhm erringen!«
    Gulbert strich sich den langen weißen Bart. »Ich bitte Euch, Sukan. Wir sind doch keine Krämer, die für jeden Handel einen Preis vereinbaren. Wir sind alte Verbündete!«
    Sukan beäugte ihn misstrauisch.
    »Natürlich«, fügte Gulbert hinzu, »erwarte ich von Euch, dass Ihr Euch in Zukunft auch wie ein Verbündeter verhaltet. Wenn Ihr König seid, werdet Ihr meine Stellung als Vorsitzender des Rats festigen und für mein Ansehen Sorge tragen.«
    »Das versteht sich von selbst«, sagte Sukan. »Ich bin ein Mann von Ehre.«
    »Das beruhigt mich ungemein«, sagte Gulbert. Mir waren schon Zweifel an Eurer Aufrichtigkeit gekommen. Es gibt da hässliche Gerüchte unter Euren Leuten.«
    »Was für Gerüchte?«, fragte Sukan.
    »Ich wäre mit der Finsternis im Bunde. Eure Soldaten erzählen, ich trüge eine Kette mit den Ohren ermordeter Feinde um den Hals. Solche hässlichen Verleumdungen gehen da um! Ich habe mich

Weitere Kostenlose Bücher