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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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Schrotflinte fester. „Aber für mich sieht es so aus, als sollte Albert dafür büßen.“
    Gutenberg nahm seine Brille ab und putzte sie energisch. Dann setzte er sie wieder auf und schob sie mit dem Zeigefinger den Nasenrücken hinauf. „Sie wissen, weshalb wir hier sind, Herr Strauss.“
    „Um mir zu helfen?“
    „Helfen? Wobei?“ Gutenberg lächelte irritiert. „Wir sind hier, um Sie mitzunehmen. Sie, Ihre Frau, und, wenn es sein muss, den Jungen. Wir können ihn wohl kaum hier lassen.“
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte Wagner. „Ein Sturm soll kommen.“
    „Ein Sturm wird kommen, verlassen Sie sich drauf. Der Deutsche Wetterdienst war da sehr bestimmt. Mit etwas Pech wird es ein ausgewachsener Orkan. Warum sind Sie nicht zu mir in die Praxis gekommen? Wir haben auf Sie gewartet.“
    Erik senkte den Kopf. „Wir haben es versucht“, sagte er leise. „Die Brücke ist eingestürzt. Mein Wagen liegt jetzt auf dem Grund des Schmelzwasserflusses.“
    „Sie waren das also“, murmelte Wagner. „Wir haben uns schon gefragt, wo die verdammte Brücke abgeblieben ist.“
    „Wie kommen wir von hier weg? Der Junge schafft es zu Fuß niemals bis ins Tal.“
    „Wenn ich mir Sie so ansehe, Herr Strauss, würde ich sagen, er ist nicht der einzige.“ Gutenbergs Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Aber ich habe gute Neuigkeiten für Sie: Wir haben einen Schneepflug. Er steht unten am Fluss.“
    „Sie haben einen Schneepflug?“ Erik spürte plötzlich einen Funken Hoffnung in sich aufflackern, so als habe jemand in der dunklen Leere seiner verstörten Seele eine Lampe entzündet. „Sie haben einen verdammten Schneepflug?“, flüsterte er.
    „War nicht leicht, ihn zu or ganisieren“, sagte Karl Wagner.
    „Hauen wir ab“, sagte Erik nur.
    „Das werden wir.“ Gutenberg blickte über die Schulter zum Haus der Sonnleitners hinüber. Rotes Licht fiel durch die Eingangstür nach draußen auf den Schnee. „Geben Sie mir und Wagner fünf Minuten. Wir müssen uns selbst ein Bild davon machen, was hier geschehen ist.“
    Erik sah kurz zum Eingang hinüber. „Erwarten Sie nicht von mir, dass ich dieses Haus noch einmal betrete.“
    „Ist es so schlimm?“
    Erik antwortete nicht.
    Gutenberg nickte. „Halten Sie unsere Freunde in Schach. Wir sind bald zurück.“
    Gutenberg und Wagner betraten das Haus der Sonnleitners. Erik hob den Lauf der Schrotflinte. Benedikt, der Pfarrer und Kathi Brechenmacher standen ihm wortlos gegenüber. Der Wind peitschte dichte Schneewolken vor sich her.
    „Sie haben nur eine Patrone im Lauf“, sagte Benedikt leise.
    Erik richtete die Waffe auf seine Brust. „Sie können sie haben, wenn Sie wollen.“
     
    Nach einigen Minuten kamen Gutenberg und Wagner zurück. Gutenberg wirkte angespannt. Wagner war kreidebleich. „In vierzig Jahren Dienstzeit habe ich etwas Derartiges nicht gesehen“, sagte er mit tonloser Stimme. Dann deutete er auf Albert und starrte den Pfarrer ungläubig an. „Und Sie wollen mir erzählen, dieser Junge hätte das getan?“
    Der Pfarrer presste die Lippen aufeinander, stieß die Eisenspitze seines Stocks in den Schnee und schwieg.
    „Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, hatte Albert eine Schwester.“ Gutenberg fixierte den Pfarrer. „Sie ist nicht da drin. Wo ist sie?“
    Der Pfarrer deutete auf den schneebedeckten Acker neben dem Haus. „Klara liegt dort drüben auf dem Feld. Auf der anderen Seite des Weges, gleich hinter dem Graben. Es scheint, als wollte sie fliehen. Das arme Kind.“
    „Ich will sie sehen“, sagte Gutenberg. „Gehen wir.“
    Gutenberg bedeutete dem Pfarrer, vorauszugehen. Der Schnee, über den sie liefen, war platt getr ampelt. Schließlich blieb der Pfarrer stehen. „Hier liegt sie.“
    Erik hob die Petroleumlampe hoch über seinen Kopf. Ihr runder Lichtkegel zeigte ihnen eine große, dunkle Mulde im Schnee. Ein undefinierbarer roter Klumpen lag darin. Er glänzte roh und feucht im Schein der Lampe. Ein Arm ragte über den Rand der Mulde hinaus. Die Hand war zu einer Klaue verkrampft. Gefrorene Ha utfetzen hingen daran herunter.
    Gutenberg ging in die Knie, um Klaras Leichnam in Augenschein zu nehmen. Er schob die rotgetränkten Reste ihrer Bluse zur Seite. Der gefrorene Stoff knirschte leise. Zahlreiche Einstich e kamen darunter zum Vorschein.
    Erik presste die Zähne zusammen. „Haben Sie genug gesehen?“
    „Ja, ich denke, das haben wi r“, gab Gutenberg ruhig zurück.
    „Die Körper sind übersät mit

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