Der Teufel trägt Prada
sollte sie sagen? Aan-dreh-aa, ich verbiete Ihnen, mir zu danken. Verschonen Sie mich mit Ihren Dankbarkeitsbekundungen! Na ja eigentlich war ihr ein solcher Anpfiff durchaus zuzutrauen.
Le Cirque, Le Cirque, Le Cirque , sagte ich mir im Stillen immer wieder vor, entschlossen, die Reservierung möglichst sofort zu erledigen, um mich wieder der wesentlich diffizileren Harry-Potter-Herausforderung widmen zu können. Binnen Minuten hatte ich für Mr. Tomlinson und Irv einen Tisch ergattert. Null Problemo.
Emily kam von einem kleinen Spaziergang durch die Redaktion zurück und wollte natürlich als Erstes wissen, ob Miranda angerufen hatte.
»Nur dreimal, und sie hat mir kein einziges Mal gedroht, mich zu feuern«, sagte ich stolz. »Angedeutet hat sie diese Möglichkeit schon, aber nicht richtig damit gedroht. Ein ziemlicher Fortschritt, was?«
Sie lachte so, wie sie nur lachte, wenn ich mich über mich selbst lustig machte, und dann fragte sie, was die große Miranda von mir gewollt habe.
»Dass ich BTBs Lunchreservierung ändere. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, warum ich dafür zuständig sein sollte, wo er doch schließlich seine eigene Assistentin hat, aber egal. Wer bin ich denn, dass ich hier Fragen stelle?« BTB war unser Spitzname für Mirandas dritten Ehemann, eine Abkürzung für blind, taub und blöd. Obwohl er ein netter Kerl war und nach außen hin ganz normal wirkte, musste er, das war allen Eingeweihten klar, sowohl blind als auch taub und blöd sein, um es mit einem Drachen wie Miranda aushalten zu können.
Als Nächstes musste ich BTB Bescheid geben. Wenn ich ihn nicht früh genug erreichte, schaffte er es vielleicht nicht mehr rechtzeitig in das richtige Restaurant. Er hatte den Urlaub unterbrochen und war für ein paar Tage in der Stadt, um einige Geschäftstermine wahrzunehmen. Das Arbeitsessen mit Irv Ravitz – dem Chefmanager von Elias-Clark – war eine seiner wichtigsten Verpflichtungen.
BTB hieß eigentlich Hunter Tomlinson. Miranda und er waren erst seit dem Sommer verheiratet, nach einer, wie man munkelte, eher ungewöhnlichen Romanze: Sie hatte gebaggert, er hatte sich geziert. Laut Emily war sie ihm wie ein Bluthund auf den Fersen geblieben, bis er schließlich ja gesagt hatte, zu erschöpft um weiter vor ihr Reißaus zu nehmen. Aus heiterem Himmel hatte sie ihrem zweiten Ehemann (Lead-Sänger einer berühmten Rock-Band aus den 60er-Jahren und Vater der Zwillinge)
den Laufpass gegeben. Zwölf Tage nach der Scheidung war sie wieder unter der Haube. Mr. Tomlinson tat, was man ihm sagte, und zog zu ihr in die Park Avenue. Ich hatte Miranda erst einmal gesehen und ihren neuesten Ehemann noch gar nicht, aber ich telefonierte so oft mit den beiden, dass es mir vorkam, als wären wir alle eine große Familie.
Ich ließ es einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal klingeln. Wo nur seine Assistentin stecken mochte? Vielleicht war mir das Glück hold, und ich bekam nur den Anrufbeantworter. Ich war heute nicht in der Stimmung für das belanglose, freundliche Geplauder, mit dem BTB mich immer so gern eindeckte. Aber ich hatte Pech, seine Sekretärin meldete sich doch noch.
»Büro Mr. Tomlinson. Was kann ich für Sie tun?«, trällerte sie in ihrem ausgeprägten Südstaatenakzent. Ich schüttelte mich.
»Hallo, Martha. Andrea hier. Ich will nicht lange stören. Könnten Sie Mr. Tomlinson nur rasch etwas von mir ausrichten? Ich habe ihm einen Tisch reserviert, und zwar im...«
»Andrea, Sie wissen doch, dass Mr. T. für Sie jederzeit zu sprechen ist. Einen Augenblick, bitte.« Bevor ich mit einer Ausrede kontern konnte, wurde ich schon mit einer Fahrstuhldudelversion von Bobby McFerrins »Don’t Worry, Be Happy« beglückt. Typisch. Das passte, dass BTB so einen überoberoptimistischen Song aussuchte, um seine Anrufer zu unterhalten, während sie in der Warteschleife versauerten.
»Andy, meine Gute, sind Sie das?«, fragte er mit seiner sonoren, kultivierten Stimme. »Mr. Tomlinson soll doch sicher nicht denken, dass Sie ihm aus dem Weg gehen wollen, hm? Es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich das Vergnügen hatte, mit Ihnen zu plaudern.« Eine Ewigkeit? Genau anderthalb Wochen. Mr. Tomlinson war nicht nur blind, taub und blöd, er hatte auch die nervtötende Angewohnheit, von sich selbst des Öfteren in der dritten Person zu sprechen.
Ich schnaufte tief durch. »Hallo, Mr. Tomlinson. Miranda bittet mich, Ihnen auszurichten, dass Ihr Geschäftsessen heute
Mittag um eins im Le
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