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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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herumhackte, sich allerdings auch nicht groß darum scherte, dass ich vergeben war. Die Einladung würde ich so oder so nicht annehmen, aber ein kleiner, unschuldiger Telefonflirt tat keinem weh.
    »Nein, wirklich?«, fragte ich kokett. »Erzählen Sie mehr.«
    »Ich kann Ihnen gern alle Gründe herunterbeten, Andy, warum Sie mitkommen sollten, und Nummer eins lautet schlicht: Ich weiß, was gut für Sie ist. Punkt.« Gott, was war er doch arrogant. Warum sprang ich bloß so darauf an?
    Spiel eröffnet. Im vollen Galopp hinaus aufs Feld, und sämtlichen berechtigten Vorbehalten zum Trotz verblasste alles – die Parisreise, Lilys bedenkliche kleine Schwäche für Wodka und Alex’ trauriger Blick – vor den Funken, die aus unserer spritzigen Konversation schlugen.

16
    Geplant war, dass Miranda eine Woche lang mit vor Ort gestellten Assistentinnen die Modenschauen in Mailand absolvierte und dann gleichzeitig mit mir Dienstag früh in Paris eintraf, auf dass wir wie gute alte Freundinnen (ha, ha) gemeinsam ihre Party bis ins letzte Detail minutiös durchplanen konnten. Nachdem Delta nicht gewillt war, Emilys Ticket ohne viel Hin und Her auf mich umzuschreiben, hatte ich, um weiteren Streit und Frust zu vermeiden, einfach um Ausstellung eines neuen Flugscheins gebeten. 2200 Dollar – weil Modewoche war und ich Last Minute buchte. Ich musste ganz kurz schlucken, bevor ich mit der Nummer der Firmenkreditkarte herausrückte. Was soll’s, dachte ich dann. So viel haut Miranda in einer Woche locker für Friseur und Make-up auf den Kopf.
    Als Mirandas Juniorassistentin war ich bei Runway in der Kategorie menschlicher Lebensformen ganz unten angesiedelt. Andererseits rangierten Emily und ich ganz oben, wenn es um den Zugang zur Weltherrscherin über die Mode ging: Wir entschieden, wer Termine eingeräumt bekam und wann (vorzugsweise frühmorgens, dann war das Make-up noch frisch und die Garderobe faltenfrei) und wessen Nachrichten weitergeleitet wurden (wer es nicht bis ins Bulletin schaffte, war so gut wie tot).
    Das hieß, wenn eine von uns Hilfe brauchte, stand die gesamte Belegschaft Gewehr bei Fuß, uns beizustehen. Gleichzeitig waren wir uns natürlich der leise verstörenden Tatsache bewusst, dass genau dieses Gesocks nicht die mindesten Skrupel
hätte, uns mit einer Limousine von Elias-Clark plattfahren zu lassen, wenn wir nicht zufällig für Miranda Priestly arbeiteten. Doch nach Stand der Dinge apportierten sie gehorsam auf Befehl wie vorschriftsmäßig abgerichtete Hündchen.
    Die Arbeit an der bevorstehenden Ausgabe wurde abrupt eingestellt: Nun ging es einzig darum, mich ordentlich ausstaffiert nach Paris zu verschicken. Drei Klapperschnepfen aus der Modeabteilung stellten in Windeseile eine Ausstattung zusammen, die jedem Anlass Rechnung trug, zu dem Miranda meine Anwesenheit für erforderlich halten mochte. Bis zum Zeitpunkt meines Abflugs versprach mir Lucia, die Fashion-Chefin, noch ein komplettes Handbuch mit professionellen Kohleskizzen sämtlicher Teile aus dem eben kompilierten Fundus in jeder nur erdenklichen Zusammenstellung, mit maximalem Schick- und minimalem Peinlichkeitsfaktor. Anders gesagt: Solange ich bloß ja nicht auf mein eigenes Gespür in Sachen Auswahl und Kombination vertraute, bestand für mich eine – wenn auch verschwindend geringe – Chance auf eine präsentable Erscheinung.
    Würde ich unter Umständen Miranda in ein Bistro begleiten und dort steif und stumm wie eine Mumie in der Ecke stehen müssen, während sie an einem Glas Bordeaux nippte? Hose mit Aufschlägen von Theory in Graphit und ein schwarzseidener Rollkragenpullover von Celine. Im Tennisclub mit von der Partie sein, wenn sie ihre Privatstunden absolvierte, und sie dort mit Wasser sowie, auf Anforderung, mit weißen Schals versorgen, falls sie sche-witzen sollte? Sportliches Outfit, komplett von Kopf bis Fuß: Kapuzenjacke mit Reißverschluss (bauchfrei, natürlich), darunter ein halbes Netzhemd für 185 Dollar, Work-Out-Pants und Wildlederturnschuhe – alles von Prada. Und wenn ich vielleicht – ganz vielleicht – tatsächlich bei einer der Modenschauen in der ersten Reihe saß, wie mir alle unverdrossen prophezeiten? Den Möglichkeiten waren keine Grenzen gesetzt. Mein Favorit bisher (wir schrieben immerhin erst Montag,
spätnachmittags) war ein Schulmädchenfaltenrock von Anna Sui mit einer sehr durchsichtigen und sehr gerüschten weißen Bluse von Miu Miu, dazu höchst aufreizende, halbhohe Stiefel von

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