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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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verbesserte. Tatsächlich tat es dies, und sie sah sich nach etwas um, womit sie den Stoff feststecken konnte, entdeckte jedoch nichts Geeignetes. Schließlich beugte sie sich wieder über die Truhe und durchwühlte den Inhalt. Als sie auch dort nichts fand, wandte sie sich den beiden kleineren Kisten zu. Die erste enthielt die Kleider ihres Gemahls – Plaids und weiße Hemden. Die zweite Truhe aber barg eine seltsame Sammlung von Gegenständen, von denen einige Evelinde ein Rätsel waren.
    Sie entnahm der Truhe einen Pfeil, dessen Befiederung aus abwechselnd weißen und dunklen Federn bestand. Als sie bemerkte, dass an den Federn getrocknetes Blut war, verzog sie angewidert das Gesicht. Das meiste Blut war im Laufe der Zeit abgeblättert und bedeckte als roter Staub den Boden der Truhe. Als Evelinde den Pfeil beiseitelegte, um die anderen Gegenstände durchzusehen, fielen weitere rote Körnchen ab. Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie unter den restlichen Sachen auch eine Brosche fand. Sie ähnelte der, die ihr Gemahl verwendete, um seinen Plaid an der Schulter zu befestigen.
    Evelinde schloss den Deckel der Truhe, schob den Zapfen durch den Verschluss, raffte dann eilig den Rückenstoff des Kleids zusammen und schaffte es, wenn auch mit Mühe, ihn mit der Spange festzustecken.
    Zufrieden blickte sie sich nach einer Bürste um, damit sie ihr Haar richten konnte, doch natürlich besaß sie auch eine solche nicht. Also kniete sie erneut vor Cullens Truhe nieder und durchstöberte auf der Suche nach einer Haarbürste die kleinen Messer und anderen Dinge, wurde allerdings nicht fündig.
    Missmutig setzte sie sich auf die Fersen zurück und schloss den Deckel der Truhe erneut. Natürlich war sie froh, von Edda fortgekommen zu sein, aber …
    Kein Aber, sagte sie sich. Alles würde gut werden. Sie würde die Kleider von Cullens erster Gattin enger machen und eine Haarbürste auftreiben, denn sicherlich besaß ihr Gemahl eine solche. Er hatte langes Haar, und da es nicht verfilzt war, musste er eine Bürste besitzen. Es würde sich schon alles finden, ermunterte Evelinde sich selbst. Dies alles waren nur kleine Steinchen auf dem Weg zum Glück, und sie hatte wahrlich kaum Grund, sich zu beschweren. Diese kleineren Schwierigkeiten waren immer noch besser als ein grausamer, kaltherziger Ehemann, der sie schlug und sich keinen Deut darum scherte, ob er ihr im Ehebett Freude bereitete.
    Nachdem sie sich selbst Mut zugesprochen hatte, stand Evelinde auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. In der Hoffnung, einigermaßen annehmbar auszusehen, schritt sie zur Tür. Es war an der Zeit, dass sie sich umsah.
    Evelinde trat aus der Kammer und fand sich in einer nur spärlich beleuchteten Halle wieder. Das erklärte, warum es ihrem Gemahl keine Mühe bereitet hatte, diesen Saal bei ihrer Ankunft letzte Nacht im Dunkeln zu durchqueren. Da es keine Fenster gab, durch die das Sonnenlicht hereindringen konnte, war es hier tagsüber kaum heller. Offenbar war er daran gewöhnt, die Halle im Halbdunkeln zu durchschreiten. Evelinde beschloss umgehend vorzuschlagen, den Raum tagsüber mit Fackeln zu beleuchten, und tastete sich dann Schritt um Schritt auf die Treppe zu, die nach unten führte.
    Sehr zu ihrer Erleichterung waren die Lichtverhältnisse hier besser, da die Mauer der großen Halle in regelmäßigen Abständen von Schießscharten durchbrochen war. Evelinde raffte den ausladenden Rock ihres Gewandes, um zu verhindern, dass sie stürzte, und hatte gerade einen Fuß auf die Treppe gesetzt, als das Portal zum Wohnturm aufgestoßen wurde und Fergus eintrat. Der Mann sah sie nicht auf der Treppe stehen, sondern eilte mit großen Schritten quer durch die Halle. Auf seinen langen Beinen hatte er die Strecke rasch bewältigt, und so erreichte er die Tür, von der Evelinde annahm, dass sie zur Küche führte. Zu diesem Schluss zumindest war sie vergangene Nacht gekommen, als Cullen sie durch die Halle getragen hatte. Als Fergus durch den Zugang verschwunden war, lag die große Halle wieder verlassen da.
    Evelinde schritt die Treppe hinab. Den großen Raum menschenleer vorzufinden, war merkwürdig. Auf d’Aumesbery hielt sich immer irgendwer in der großen Halle auf. Wenn Burgbewohner und Bedienstete nicht gerade zu einer Mahlzeit an den Tischen saßen, so war gewiss eine Magd damit beschäftigt, sauber zu machen, oder einige Ritter genossen ein Bier, bevor sie wieder als Wache auf die Wehrmauer hinauf mussten, oder aber

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