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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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dreihundert Mark. Ein-
    facher Mord: tausend Mark. Mit Benzin übergießen und anstecken
    wurde teurer. Drei Schüsse für eine Person signalisierten angeblich eine Strafaktion, und das in etwa konnte auf den Toten im Hotel zutreffen, wenn man es großzügig auslegte. Konnte, mußte nicht.
    Die Mitglieder der Banden rekrutierten sich nicht nur aus ihren Mutterländern. Nach der Auflösung der russischen Standorte in
    den neuen Bundesländern waren Ex-Soldaten gestrauchelt, aus
    Angst, in ihrer Heimat keine Wohnung zu bekommen, aus Aben-
    teuerlust, was auch immer. Ein Motiv gab es stets. Meistens ging es um Geld. Sehr viel Geld oder nicht so sehr viel – auch das war
    schließlich relativ.
    Monica und Bernd Wedel sahen sich die Sendung ›XY – un-
    gelöst‹ zusammen an. Ihr ›Fall‹ war nachgestellt, soweit das nach 98
    den bisherigen Erkenntnissen möglich war.
    Sie hatten Schauspieler genommen, die ein bißchen den Phan-
    tombildern ähnelten. Eine Stimme im Off belehrte jeweils darüber, ob es sich gerade um eine Erkenntnis oder um eine Vermutung
    handelte.
    Das Erscheinen des Opfers wurde riesig ausgemalt, ein liebevoll inszenierter Mord. Die kleine Frau versteckte sich hinter dem Sessel, doch die Banditen zerrten die Schluchzende hervor und nah-
    men sie mit. Der reale, gefährliche Bastelkasten wurde gezeigt. »Wer kann Angaben dazu machen? Wer kennt einen der Beteiligten? Hinweise nimmt…« und so weiter.
    Wedel stöhnte auf: Jetzt trat doch wirklich sein Chef in Erscheinung! Das hatte das Aas sich nicht nehmen lassen. Einerseits war Wedel gekränkt, war es doch sein Fall. Andererseits aber, im Grunde seines Herzens, fühlte er sich auch erleichtert. Er war nun mal kein Mann der Öffentlichkeit.
    Sein Chef stellte sich in Positur und warnte: »Die Szene ist besonders gefährlich. Bitte, unternehmen Sie nichts auf eigene Faust.«
    Es tat Wedel wohl, daß Monica sagte, der Schlips von Herrn
    Brettschneider sei ja schauderhaft, und seine Haarsträhnen über der Glatze hätte er auch etwas geschickter färben können.
    »Der Kerl hat mich ausgetrickst«, sagte er.
    »Mensch, Bernd, mein Hase. Sei doch froh. Hättest dich da von
    jungen Schnöseln rumkommandieren lassen müssen. Du magst
    doch solche Sachen gar nicht. Hast du doch auch wirklich nicht
    nötig.«
    »Hast ja recht. Trotzdem …«
    »Hauptsache, es bringt etwas, irgendeine Erkenntnis.«
    »Na, da bin ich skeptisch.«
    Ausnahmsweise war sein Skepsis unangebracht.
    Es gab drei recht interessante Anrufe. Zwei der Tips erwiesen sich trotzdem als Fehlschläge, aber der dritte war endlich die Stecknadel 99
    im Heuhaufen.
    Eine Frau hatte angerufen. Wedel fand es in diesem Falle richtig, Mady Saparonsky mitzunehmen, denn so ein Gespräch von Frau
    zu Frau löste oft die Zungen.
    Die Frau hatte Angst. Das merkte er schon am Telefon. Sie wollte gar nicht bei sich zu Hause aufgesucht werden.
    »Lieber irgendwo im Café? Oder ich kann ja auch hinkommen?«
    Wedel beruhigte sie.
    »Meine Kollegin und ich sind in Zivil. Wir sehen ganz normal
    aus. Kein Mensch wird sich etwas dabei denken. Wir könnten von
    der Versicherung sein oder von den Zeugen Jehovas.«
    Er lachte probeweise, aber sie lachte nicht mit.
    »Na, meinetwegen.«
    Er schrieb die Adresse auf.
    Wedel und Saparonsky wurden vom Ehemann empfangen. Er
    hieß Klaus Weiss, und Mady scherzte später, sie fände, er müsse eigentlich Nase Weiss heißen. Er war der Typ, der in Berlin nicht eben selten ist: weiß alles, kann alles, sagt alles.
    Frau Weiss sagte, sie habe sich lange nicht getraut, die Polizei zu verständigen.
    »Man will ja in nichts reingezogen werden. Aber jetzt – es gibt doch eine Belohnung, nicht? Also, ich meine, mein Mann sagt
    auch … nicht, Klaus?«
    »Nu mach mal, Rita.«
    »Es bleibt unter uns, Frau Weiss.«
    Mady fügte hinzu: »Wenn der Tip zur Ergreifung des Täters oder
    der Täter führt, gibt es auch die versprochene Belohnung, Herr
    Weiss.«
    Frau Weiss gab sich einen Ruck. »Also, kurz bevor die Sache,
    also, dieses Verbrechen, im Fernsehen gemeldet wurde, hab' ich in unserer Straße was gesehen. Na, es kam mir irgendwie komisch vor, aber weiter hab' ich mir nichts dabei gedacht. Mir ist erst danach 100
    aufgegangen, daß das vielleicht die Frau war. Da wurde doch so
    eine Zeichnung gezeigt, ich sag' zu meinem Mann, du, die kenn'
    ich, na, ich kenn' sie nicht, aber gesehen hab' ich sie, wo bloß?«
    »Rita, nu quassel nich rum. Erzähl der Reihe nach.«
    »Na ja, ich

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