Der Tote im Kofferraum
gemütlich machen für Miss Hunt. Ihr hier sollen gefallen.«
»Nun, es gefällt mir prächtig. Wie lieb von ihr, daß sie sich um alles gekümmert hat und sogar die Treppen gestiegen ist. Sie sieht sehr krank aus. Ist es ihr Herz, Huia?«
Die alte Frau warf Delia einen seltsamen Blick zu, aber sie sagte nur: »Nicht Herz. Magen. Sehr schlechter Magen. Essen nicht drinbleiben. Immer sehr krank. Missus werden zu dünn, zu blaß. Jetzt auf sie aufpassen, ja?«
»Ich werde gewiß mein Bestes tun, und ich weiß, daß Sie mir helfen werden, Huia.«
Huia nickte zustimmend, und Delia fühlte, daß sie eine Verbündete gefunden hatte. Allerdings überraschte sie die Ursache jener Symptome, die sie an Grace beobachtet hatte. Eigentlich hatte Delia ein ernstes Leiden erwartet und nicht nur einfache Magenbeschwerden. Jene beängstigende Zerbrechlichkeit schien auf etwas Gefährlicheres hinzuweisen.
Sie trugen ihr Gepäck ins Zimmer, und dann ging Delia hinunter ins Eßzimmer, wo Huia bereits das Mahl serviert hatte. Aber Delia konnte nichts essen. Der schreckliche Schock, den sie am Morgen erlitten hatte, forderte seinen Tribut. Huia redete ihr sanft, aber entschlossen zu.
»Etwas essen, das am besten. Missus brauchen Sie jetzt. Nicht gut, wenn Sie auch krank.« Und nach wenigen Minuten trank Delia einen starken Kaffee und versuchte zu essen. Dann bettelte sie wie ein Kind: »Gehen Sie nicht fort, Huia. Bleiben Sie hier und sprechen Sie mit mir. Erzählen Sie mir alles über diesen Landsitz, was Ihnen einfällt, nur — sprechen Sie.«
Als müßte sie ein müdes, überreiztes Kind beruhigen, begann Huia Haus und Garten zu beschreiben. »Alles sehr gut, sehr schön. Eru und ich um alles kümmern, nur nicht um junges Mann.«
»Welcher junge Mann?«
Huias Stimme wurde leicht verächtlich. »Der mit Bart. Malt lustiges Bild. Viel sprechen, großes Mund. Pratt, Cornelius Pratt. Er helfen. Rasenmähen, Unkrautzupfen, Garten sehr schlecht.«
»Ein Künstler? Aber woher kommt er?«
»Aus das große Stadt, aber dort nicht gefallen. Leben in kleines Hütte neben See. Sehr arm. Häßliches Bild malen, sehr häßlich. Keiner wollen kaufen seine Bilder. An schönes Tag, bevor Missus krank sein, Missus ihn auf Spaziergang finden und heimbringen. Sagen, er hungrig sein. Der Mister nicht zu Hause, und Missus ihm großes Essen geben und sprechen, viel sprechen. Dann zu Eru sagen, Eru junges Mann Arbeit im Garten geben, damit armes Kerl Geld verdienen. Jetzt Cornelius jeder Tag kommen. Nicht viel Gutes machen, nicht viel schaden.«
»Oh, ich sehe. Er hat einen Job, der für ihn erst geschaffen wurde. Wie hilfsbereit von Mrs. Warwick-Smith. Sie scheint wirklich eine liebenswürdige Person zu sein. Als das — heute früh geschah, Huia, wollte ich nicht hierbleiben. Ich wollte heimfahren. Aber jetzt — jetzt bin ich anderer Meinung.«
»Sie Missus nicht verlassen. Wir gut für sie sorgen, Sie und Eru und ich.«
»Und Cornelius Pratt«, fügte Delia kichernd hinzu. Er hatte einen lächerlichen Namen. Und ob er wohl wirklich einen Bart trug? Hoffentlich verliebte er sich nicht in sie. Schließlich kannte sie ihre fatale Anziehungskraft auf Bärte.
»Hm!« stöhnte Huia mit gespieltem Zorn. »Er nicht viel gut. Nicht schlecht. Nur — ein Nichts.« Und das Thema Cornelius Pratt wurde mit einer wegwerfenden Bewegung von Huias brauner, runzliger Hand beendet.
Weil sie das Gefühl hatte, daß sie Huia vertrauen konnte, wagte Delia, wenn auch scheu, zu fragen: »Und Mr. Warwick-Smith? War er auch so nett?«
Die alte Frau wirkte plötzlich sehr verschlossen. Sie antwortete reserviert: »Nicht so nett sein. Nicht wie die Missus. Böses kleines Mann. Manchmal sehr laute Stimme haben. Nicht verstehen die Maori, denken die Maori schmutzig. Einfach schmutzig sagen.« Huia imitierte den Ausdruck höchster Verachtung, wie sie ihr Arbeitgeber ihr und ihrem Mann entgegengebracht hatte.
Delia wechselte schnell das Thema. »Die Aussicht ist bezaubernd, Huia. Sagen Sie, ist das dort oben der Besitz von Mr. Wallace? Ich bin ihm heute früh begegnet, ihm und seinem verrücken Spaniel.«
»Ja, das dort Farm von Keith sein. Schön, Sie Keith kennen. Sehr guter Junge.«
Delia erzählte von ihrer Begegnung mit Keith, und Huia kicherte. »Sehr liebes Mann. Viele kranke Tiere haben. Leute nicht mehr wollen Katze — Keith bringen. Wollen nicht mehr Vogel — sagen >Keith wird nehmen<. Er viele Tiere haben. Wie im Zoo.« Huia lachte herzlich.
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