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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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anscheinend zu feige.«
    »Das hatten wir doch schon, vergessen?«, antwortete Thomas gelangweilt. »Und soweit ich mich erinnere, bist du beim letzten Mal ausgerissen.«
    Jetzt stand er auf, und plötzlich brodelte der Zorn nur so aus ihm heraus. »
Ich
werde
dich
töten, du Ratte! Doch nicht heute, denn dafür würde dein feiner Stiefvater blutig Rache nehmen an Leuten, die sich nicht wehren können. Und deshalb bin ich hier. Du wirst mir schwören, künftig gegen keinen Freiberger mehr die Hand zu erheben, die Mädchen und ehrbaren Frauen in Ruhe zu lassen und auf den Vogt und den Truchsess einzuwirken, hier etwas mehr Milde aufzubringen.«
    Nun stieß Rutger trotz seiner misslichen Lage ein verächtliches Lachen aus. »Deshalb bist du gekommen, nur für das zerlumpte Bettelpack? Dafür wagst du dich aus deinem Mauseloch in Weißenfels? Obwohl hier immer noch ein stattliches Kopfgeld auf dich ausgesetzt ist? Mehr Silber, als du je in deinem Leben besitzen wirst? Bist du so versessen darauf, den Helden zu spielen?«
    Wieder packte Thomas Rutgers Haarschopf und zog ihn ganz nah an sich heran. »Genau das ist der Unterschied zwischen Rittern wie mir und Abschaum wie dir!«, fauchte er. »Ich halte mich an meinen Eid, die Schwachen und Wehrlosen zu beschützen.«
    Jäh ließ er den anderen wieder los.
    »Dann sitzt du wahrlich in der Klemme«, meinte Rutger voller Hochmut, der sich nun seiner Sache sicher fühlte. »Ich werde es nicht tun. Entweder du ziehst unverrichteter Dinge ab, oder du musst mich töten, und das willst du nicht. Denn dann wird mein Stiefvater unweigerlich mit einem Blutgericht über Freiberg herziehen, von dem die Leute noch in hundert Jahren nur zu flüstern wagen.«
    »Du wirst mir schon Sicherheit leisten«, entgegnete Thomas zuversichtlich.
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich das hier mitnehmen werde«, erklärte Thomas und griff nach etwas, das auf einer Truhe lag. »Und falls mir zu Ohren kommt, dass du dich noch einmal schlecht betragen hast, schicke ich es an den Markgrafen von Meißen oder seinen Truchsess mit einem ausführlichen Bericht über die Umstände, wie ich es dir abgenommen habe.«
    Wütend starrte Rutger auf die Waffen, die Thomas ihm entgegenstreckte: das Schwert und den Dolch seines Vaters, beides kostbare Schmiedearbeiten, mit gleichen Verzierungen geschmückt. Erbstücke, die Albrecht sofort erkennen würde – und sein Stiefvater erst recht.
    Diese Demütigung konnte er nicht auf sich nehmen.
    Also leistete er zähneknirschend den Eid in der Hoffnung, seine Schmach würde danach ein Ende nehmen und vor allem niemals bekannt werden. Er musste sich unbedingt von den Fesseln befreien, bevor morgen früh das Gesinde hereinkam.
    Als Thomas schon an der Tür war, konnte Rutger sich allerdings nicht verkneifen, ihm etwas nachzurufen: »Dein Vater war ein Bastard, deine Mutter eine Hure. Ja, eine Hure! Mein Vater, Elmar, Ekkehart und Giselbert – sie alle haben sie gehabt, so oft sie wollten, bevor sie bei dem Bastard Christian unterkroch!«
    Thomas erstarrte mitten in der Bewegung. Dann drehte er sich mit unheimlicher Langsamkeit zu Rutger um, legte die erbeuteten Waffen auf dem Tisch ab und umklammerte das Heft seines Dolches.
    Nur zwei Gründe hielten ihn davon ab, diesem Dreckskerl die Kehle durchzuschneiden: Es war unritterlich, einen Feind abzustechen, der sich nicht wehren konnte, und Freiberger würden mit ihrem Blut dafür zahlen müssen. Doch es kostete ihn alle Kraft, sich zu beherrschen.
    Mit Genugtuung sah er die Angst in Rutgers Gesicht aufflackern, der sich gerade fragte, ob er den Bogen nicht überspannt hatte. Er zerschnitt den Gürtel, der Rutgers Bruche hielt. Nun wimmerte der Gefesselte und zog ängstlich die Beine an.
    Mit einem Ruck öffnete Thomas die Bruche.
    »Himmel, dein Schwanz ist ja so klein, dass ich gar nicht weiß, wo ich das Messer ansetzen soll«, meinte er verächtlich. Dann hieb er dem Überraschten noch einmal seine Faust ans Kinn und ließ ihn zurück, bewusstlos, in Fesseln und vollständig entblößt.
     
    Vor der Kammer warteten Peter und Elfrieda auf ihn.
    »Wir haben alles gehört«, flüsterte Peter begeistert. »Die Geschichte wird in der ganzen Stadt die Runde machen. Damit habt Ihr ziemlich vielen Leuten eine ziemlich große Freude bereitet!«
    »Pass lieber auf, vor wem ihr damit prahlt«, mahnte Thomas. »Wenn ihr ihn zu sehr reizt, könnte seine Rachsucht größer werden als seine Eitelkeit, und ihr müsst es

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