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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zuschwellen. Aber es machte ihren Auftritt glaubwürdiger, wenn er etwas mitgenommen aussah. Ich hoffe nur, Thomas beherrscht sich jetzt, dachte er. Wenn diese Ratte Rutger ihn erkennt, ist alles vorbei.
    Doch Thomas verhielt sich still in der Mitte der Gruppe.
    »Lasst noch etwas von ihm übrig, Hauptmann«, mahnte Gerald leicht spöttisch.
    Er wies mit dem Kopf zum Palas. »Da drin haben noch mehr Leute ein Hühnchen mit ihm zu rupfen – Euer Ziehvater allen voran, schätze ich. Und Fürst Albrecht natürlich.«
    »Gern, Marschall«, beteuerte Rutger und lächelte boshaft. »Ich hoffe, sie wählen einen besonders schmerzhaften Tod für den da. Und für den Muldentaler ebenso.« Verächtlich spie er Raimund vor die Füße.
    »Ja, das wird heute ganz gewiss ein interessanter Tag«, meinte Gerald vieldeutig. »Ich verlasse mich darauf, dass Ihr den Zugang zum Palas sichert, Rutger. Was auch passiert – niemand darf hinein, niemand darf heraus! Und lasst Ausschau halten, ob sich verdächtige Gruppen der Burg nähern!«
    »Das ist bei mir in besten Händen«, versprach Rutger und stolzierte davon, um ein paar Kommandos zu rufen.
    Diesen Pfau sind wir erst einmal los, dachte Lukas erleichtert. Und wenn die Wachen in den Wehrgängen in Erwartung möglicher Angreifer nach draußen spähen, hält das ihre Aufmerksamkeit vom Palas fern.
    Er spuckte Blut aus, tastete mit der Zunge nach einem Zahn, der durch den Schlag locker geworden war, und warf erneut einen kurzen Blick auf Thomas. Der schien ein Muster an Beherrschung. Seine eisige Miene ließ allerdings nichts Gutes für Rutger fürchten, falls sie es schafften, lebend wieder aus dem Palas herauszukommen.
    Doch zunächst einmal mussten sie hinein.
    Die Nachricht von der Gefangennahme der beiden Abtrünnigen sprach sich bereits auf dem Hof herum. Lukas ignorierte die Blicke der Wachmannschaft, die noch vor ein paar Jahren unter seinem Kommando gestanden hatte, und täuschte ein Humpeln vor, während er und Raimund unter vermeintlich starker Bewachung in den Palas geführt wurden.
     
    Als sie in der Halle waren, ließ Gerald die Türen verriegeln.
    Wie Lukas auch überschlug er sofort die Zahl der Bewaffneten. Wenn sich nur die Hälfte von ihnen aus der Sache raushält, können wir es schaffen, dachte er.
    Doch etwas an dem Verhalten der Männer stimmte ihn besorgt: Sie reagierten nicht wie zu erwarten auf das Erscheinen ihres Marschalls, und es saß auch niemand an den Tischen; sondern sie standen alle und wirkten irgendwie alarmiert.
    »Was ist hier los?«, brüllte Gerald. »Wo ist Fürst Albrecht? Ich komme mit zwei wirklich wichtigen …«
    »Der Vorkoster wälzt sich in Krämpfen am Boden …«, stammelte ein Knappe in seiner Nähe, der sichtlich vollkommen aus der Fassung war. »Das Frühmahl muss vergiftet gewesen sein.«
    Noch ehe Gerald etwas sagen konnte, kam Elmar die Treppe heruntergerannt und schrie: »Wo bleibt dieser elende Alchimist mit dem Gegengift?«
    »Hier!«, quiekte der dürre, weißhaarige Gelehrte vom Absatz der hinteren Treppe, die zu den Kellergewölben führte. »Diese Tölpel wollen mich nicht durchlassen.«
    Während Elmar die Wachen anschrie, den Magister gefälligst passieren zu lassen, raunte Gerald seinen angeblichen Gefangenen zu: »Verbergt euch hinter den anderen!«
    Er gab dem neben ihm stehenden Tammo die Schwerter der beiden, der sie unauffällig weiterreichte, und sah erleichtert, dass David Lukas seinen Nasalhelm überstülpte, damit er nicht erkannt wurde.
    Dann trat der Marschall drei Schritte vor, um die Aufmerksamkeit von seinen Begleitern abzulenken, und rief mit donnernder Stimme: »Jeder in der Halle bleibt an seinem Platz, niemand rührt sich von der Stelle! Wir finden heraus, wer der Giftmischer war!«
    Der Burgvogt sackte auf die Knie und beteuerte händeringend seine Unschuld, doch Gerald ging an ihm vorbei. Die Angst des Stiernackigen würde er sich später zunutze machen. Jetzt musste er erst einmal mit eigenen Augen sehen, wie es um Albrecht stand.
    Die dicke Ida, Heinrichs Frau, anlässlich des Besuchs des Markgrafen in ein grellgelbes Kleid gehüllt, fiel ihrem Mann heulend um den Hals. »Sie werden uns die Schuld geben, und dabei sind wir unschuldig …«, jammerte sie mit schriller Stimme.
    Aufs äußerste angespannt, stieg Gerald eilig hinter Elmar und dem Alchimisten die Treppe hinauf in Albrechts Kammer. Der junge Diener des Gelehrten folgte ihnen, ängstlich und ohne den Blick zu

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