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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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weiter entlang der syrischen Küste.
    »Wir sollen die Piratennester ausnehmen, die von Beirut aus die Seefahrt gefährden«, sagte Dietrich leise, der neben ihm stand. »Auf Befehl des Kaisers.«
    Er hätte diese Erklärung nicht geben müssen – ein Befehl war ein Befehl. Aber er hatte das Gefühl, an Christians Sohn etwas gutmachen zu müssen.
    Ich hätte selbst darauf kommen können, dachte Thomas voller Bitterkeit. Nachdem Heinrich auch Sizilien gehört, will er den Seehandel von Messina und Palermo fördern. Außerdem braucht er den Seeweg für den Transport von Truppen und Nachschub. Ob der Kaiser überhaupt jemals vorhatte, uns nach Jerusalem zu schicken? Zwei seiner wahren Ziele sind nun enthüllt – die syrische Küste und die Gründung eines Deutschen Ordens. Und jetzt spielt ihm der unglückliche Tod des Königs von Jerusalem auch noch die Gelegenheit in die Hände, einen Lehnsmann als Nachfolger auf diesen Platz zu stellen.
    Doch die Zeiten waren vorbei, in denen Thomas diese Zweifel gegenüber Dietrich laut geäußert hätte.
    Es ist wie letztes Mal, dachte er schlecht gelaunt, als er nach dem Frühmahl wieder zum Übungsplatz der Knappen ging. Ränke, verborgene Pläne, Streitigkeiten mit blutigem Ausgang, während sich der Feind über unsere Dummheit die Hände reibt.
    Nur, dass ich dieses Mal dafür auch noch mit dem Leben bezahle.
    Er hatte nicht vergessen, dass seine Mutter und seine Schwester nicht mit seiner Rückkehr rechneten.
    Um euch tut es mir leid, dachte er, nicht um mich. Es kümmert mich nicht mehr, wenn ich sterbe. Wofür soll ich noch leben? Ihr sollt nur nicht um mich trauern. Und wie gern hätte ich Eschiva noch einmal gesehen!
    Ihr Kuss, ihr Blick, ihre unerwartete Bitte füllten sein Denken immer noch aus.
    Und da war es geschehen – bei einem Übungskampf mit einem der älteren Knappen unterlief ihm ein so fataler Anfängerfehler, dass der Junge ihn besiegte.
    »Gut gemacht!«, lobte er den Achtzehnjährigen, der sich nun in der Bewunderung seiner Altersgenossen sonnte. Er hatte den für seine Strenge und sein Kampfgeschick berüchtigten Thomas von Christiansdorf bezwungen!
    Doch Thomas wusste, dass er einfach aus Unaufmerksamkeit seine Deckung vernachlässigt hatte. Für einen so groben Fehler hätte er schon einen Vierzehnjährigen zusammengestaucht! Bei einem ernstgemeinten Kampf wäre er jetzt tot.
    Zu seiner Beschämung musste er auch noch feststellen, dass Graf Dietrich die Szene beobachtet hatte. Mit langen Schritten kam er auf ihn zu.
    Schuldbewusst senkte Thomas den Kopf.
    Doch statt ihn zu ermahnen, wies Dietrich an: »Ihr reitet zum deutschen Hospital und geleitet fünf Heilkundige hierher, die ab morgen mit dem Heer Richtung Norden marschieren werden. Ich erwarte Euch bei Einbruch der Dämmerung zurück.«
    Mehr sagte er nicht, sondern ging zurück zu seinem Zelt.
    Verblüfft starrte Thomas ihm nach. Es war erst Vormittag – das heißt, er hatte beinahe den ganzen Tag Zeit … um Eschiva zu sehen!
    »Das ist für euch noch lange kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen!«, raunzte er die Knappen an, die schon gehofft hatten, endlich eine Pause einlegen zu können. »Ihr übt bei Heribert weiter.«
    Enttäuscht und mürrisch griffen die Burschen nach den Schilden, um sich der Gruppe anzuschließen, die ein Stück entfernt von einem der älteren Kämpfer durch Hitze und Staub getrieben wurden.
     
    »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden. Morgen reiten wir in den Kampf.«
    Eschiva erwiderte nichts auf Thomas’ Worte, sondern nahm einfach seine Hand und zog ihn mit sich.
    Er hatte gleich nach seiner Ankunft Heinrich Walpot mitgeteilt, dass er die fünf Brüder, die das Heer begleiten sollten, im Auftrag Dietrichs von Weißenfels kurz vor Sonnenuntergang ins Lager führen würde. Dann hielt er Ausschau nach ihr. Im Krankensaal fand er sie nicht, stattdessen im Kräutergarten, wo sie die Pflanzen goss.
    Jubelnde Freude stand auf ihrem Gesicht, als sie ihn entdeckte. Sie richtete sich rasch auf, stellte den fast leeren Bottich ab und rannte ihm entgegen. Unübersehbar wäre sie ihm am liebsten um den Hals gefallen und hielt sich gerade noch davon ab, denn Thomas stand starr und steif und rührte sich nicht.
    »Geht es dir gut?«, fragte er, als sie einen Schritt vor ihm verharrte und ihren Impuls bezwang, ihn stürmisch zu umarmen. So stand sie da mit hängenden Armen und sah ihn an, den Kopf leicht geneigt.
    »Ja«, sagte sie, und dann noch einmal: »Ja.

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