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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zuletzt stieg der Pilot aus und sagte auf Französisch:
    »Sind alle beisammen? Entschuldigen Sie, dass Sie einige Minuten warten müssen. Aber nein, ich sehe, da kommt er schon.«
    Er deutete auf einen kleinen Punkt am Horizont, der sich rasch vergrößerte.
    »Aber warum sind wir denn hier gelandet«, fragte Sylvia verwirrt, »und wie lange müssen wir hier bleiben?«
    »Da scheint ein größeres Auto zu kommen«, sagte der Franzose, »mit dem werden wir sicher weiterfahren können.«
    »Ist die Maschine defekt?«, fragte Sylvia.
    Andy Peters erwiderte heiter: »Nein, das glaube ich nicht, das Flugzeug schien mir ganz in Ordnung zu sein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
    Sylvia sah ihn verblüfft an, und Mrs Baker murmelte: »Unangenehm, diese Herumsteherei. So ist’s mit diesem Klima. Man glaubt, es sei sonnig und warm, aber sobald die Sonne untergeht, wird es eiskalt.«
    Der Pilot fluchte leise vor sich hin und sagte etwas, das klang wie: »Immer diese unerträglichen Verzögerungen.«
    Der Wagen näherte sich ihnen auf einem halsbrecherischen Weg. Der Fahrer, ein Berber, hielt das Gefährt mit Karacho an, sprang heraus und wurde sofort von dem Piloten in ein aufgeregtes Gespräch verwickelt. Zu Sylvias größter Überraschung mischte sich Mrs Baker in die Unterhaltung.
    »Verlieren wir keine Zeit«, sagte sie mit großer Bestimmtheit, »wozu die Streiterei? Wir wollen so rasch wie möglich von hier weg.«
    Der Fahrer zuckte die Achseln, ging zu seinem Wagen und ließ die bewegliche Rückwand herunter. In der Öffnung sah man eine riesige Kiste. Dass sie sehr schwer sein musste, merkte man an der Anstrengung, mit der der Pilot, unterstützt von Peters und Ericsson, sie herunterhob und auf den Boden stellte.
    Als der Deckel geöffnet wurde, legte Mrs Baker ihre Hand auf Sylvias Arm und sagte:
    »Ich würde nicht hinschauen, meine Liebe. Es ist kein schöner Anblick.« Und sie führte Sylvia auf die andere Seite des Wagens.
    Der Franzose und Peters schlossen sich ihnen an, und Ersterer fragte: »Was wird denn da eigentlich gespielt?«
    »Sie sind gewiss Dr. Barron?«, fragte Mrs Baker, worauf sich der Franzose zustimmend verbeugte.
    »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, und dabei reichte sie ihm die Hand, als wäre sie eine Gastgeberin, die einen Gast willkommen heißt.
    Immer noch völlig verwirrt, sagte Sylvia: »Aber ich verstehe gar nichts. Was ist in dieser Kiste? Und warum soll man nicht sehen, was darin ist?«
    Peters sah sie prüfend an. Dann sagte er: »Ich weiß, was die Kiste enthält. Der Pilot sagte es mir. Es handelt sich um keine sehr erfreuliche Sache, aber um eine notwendige.«
    Und ruhig fügte er hinzu: »Es sind Leichen in der Kiste.«
    »Leichen!« Sylvia starrte ihn entsetzt an.
    »Oh, die Leute sind nicht ermordet worden oder dergleichen«, beruhigte er sie. »Man hat sie auf ganz legale Weise erworben. Für medizinische Zwecke, müssen Sie wissen.«
    Aber er merkte, dass Sylvia immer noch nicht begriff.
    »Sehen Sie, Mrs Betterton, hier hat unsere Reise ein Ende. Wenigstens der eine Teil der Reise. Man wird die Toten in unser Flugzeug laden, dann wird der Pilot das Seinige tun, und wenn wir von hier wegfahren, so werden wir aus einiger Entfernung beobachten können, wie Flammen aus dem Flugzeug schlagen. Was ist denn schon dabei? Wieder einmal eine Maschine, die in Flammen aufgeht – keine Überraschung.«
    »Wie fantastisch das alles klingt. Aber warum?«
    »Aber Sie wissen doch sicher, wohin wir jetzt fahren?«
    Es war Dr. Barron, der diese Frage an Sylvia richtete.
    In liebenswürdigem Ton mischte sich Mrs Baker ein: »Natürlich weiß sie es. Aber vielleicht glaubte sie nicht, dass der Augenblick des Aufbruchs schon gekommen sei.«
    Nach kurzer Pause fragte Sylvia: »Wir haben also alle das gleiche Ziel?«
    »Gewiss«, erwiderte Peters freundlich, »wir sind Reisegefährten.«
    Und der junge Norweger bestätigte mit seltsamer Betonung: »Ja, wir sind Reisegefährten!«

9
     
    D er Pilot kam jetzt auf sie zu und sagte: »Sie sollten Ihre Reise nun fortsetzen, und zwar so rasch wie möglich. Es bleibt noch viel zu tun, und wir haben unseren Zeitplan nicht einhalten können.«
    Bei dem Wort »Zeitplan« zuckte Sylvia zusammen und griff sich nervös an den Hals. Die kleine Perlenkette, die sie trug, zerriss, und die Perlen fielen zu Boden. Sie sammelte sie auf und barg sie in ihrer Handtasche.
    Dann bestiegen alle nacheinander den Wagen, Sylvia saß auf einer langen Bank

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