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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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selbst an das Gerüst fesseln, wenn ich es befehle. Wenn sie wüsste, dass ich es weiß, Tarna, würde sie sofort die Flucht ergreifen, statt sich mir auszuliefern.« Elaida starrte noch immer in den Regensturm hinaus und trank ihren Wein.
    »Habt Ihr etwas Neues über die anderen erfahren?«
    »Nein, Mutter. Wenn ich die Sitzenden darüber informier en könnte, warum man sie beobachten soll…«
    »Nein!«, fauchte Elaida und wirbelte zu ihr herum. Ihr Kleid war so mit aufwändigem roten Stickwerk übersät, dass es beinahe die graue Seide darunter verbarg. Tarna hatte vorgeschlagen, dass eine weniger auffällige Zurschaustellung ihrer ehemaligen Ajah möglicherweise helfen würde, die Ajahs wieder zusammenzubringen. Sie hatte es natürlich diplomatischer ausgedrückt, aber das hatte sie gemeint. Elaidas Wutausbruch hatte gereicht, dass sie dieses Thema seitd em mied. »Was ist, wenn einige der Sitzenden mit ihnen zusammenarbeiten? Ich würde ihnen das zutrauen. Diese lächerlichen Gespräche an der Brücke werden trotz meiner Befehle fortgesetzt. Nein, ich würde ihnen das in der Tat zutrauen.«
    Tarna neigte den Kopf über ihrem Pokal, akzeptierte, was sie nicht ändern konnte. Elaida wollte einfach nicht einsehen, dass, wenn die Ajahs schon ihrem Befehl zum Abbruch der Verhandlungen nicht gehorchten, sie bestimmt nicht ohne jede Erklärung nur aufgrund ihres Befehls die eigenen Schwestern ausspionieren würden. Aber das zu erwähnen würde nur eine weitere Tirade herausfordern.
    Elaida starrte sie an, wie um sich zu vergewissern, dass sie keine Widerworte geben würde. Die Frau erschien noch härter als sonst. Und noch zerbrechlicher. »Eine Schande, dass die Rebellion in Tarabon gescheitert ist«, sagte sie schließlich. »Aber vermutlich lässt sich daran nichts ändern.« Seit die Nachricht eingetroffen war, dass die Seanchaner das Land wieder weitgehend unter Kontrolle hatten, erwähnte sie das häufig, völlig zusammenhanglos. Sie war nicht so resigniert, wie sie tat. »Ich will ein paar gute Neuigkeiten hören, Tarna. Was ist mit den Siegeln für das Gefängnis des Dunklen Königs? Wir müssen dafür sorgen, dass nicht noch mehr davon gebrochen werden.« Als wüsste Tarna das nicht!
    »Davon haben die Ajahs nichts berichtet, Mutter, und ich glaube nicht, dass sie das für sich behalten würden.« Sie hatte die letzten Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sie sich auch schon wünschte, sie niemals gesagt zu haben.
    Elaida grunzte. Die Ajahs gaben nur Bruchstücke dessen weiter, was ihre Augen-und-Ohren erfuhren, und sie hasste es. Ihre eigenen Augen-und-Ohren waren in Andor konzentriert. »Wie geht die Arbeit in den Häfen voran?«
    »Langsam, Mutter.« Da der Güterfluss behindert war, bekam die Stadt den ersten Hunger zu spüren. Falls man die Häfen nicht bald wieder würde öffnen können, würde sie bald richtig hungern. Selbst den Teil der Kette des Südhafens wegzuschneiden, der noch aus Eisen bestand, hatte nicht geholfen, genügend Schiffe nach Tar Valon zu lassen, um die Stadt zu versorgen. Nachdem Tarna Elaida von der Notwendigkeit überzeugt hatte, hatte die Amyrlin angeordnet, die Kettentürme abzureißen, damit man die riesigen Stücke aus Cuendillar entfernen konnte. Aber wie die Stadtmauern waren auch die Türme mit Hilfe der Macht gebaut worden, und nur die Macht konnte sie einreißen. Und selbst das war alles andere als leicht. Die damaligen Baumeister hatten gute Arbeit geleistet, und diese Schutzgewebe schienen keinen Deut geschwächt zu sein. »Im Augenblick leisten die Roten die meiste Arbeit. Gelegentlich kommen Schwestern von anderen Ajahs, aber es sind nur wenige. Allerdings erwarte ich, dass sich das bald ändert.« Sie kannten die Bedeutung dieser Arbeit, sosehr sie sie auch verabscheuen mochten - keine Schwester schuftete gern auf diese Weise; die Roten, die den Löwenanteil leisteten, murrten ziemlich laut -, aber der Befehl war von Elaida gekommen, und im Moment bedeutete das, dass man sich zierte.
    Elaida atmete tief ein, dann nahm sie einen großen Schluck. Sie schien ihn zu brauchen. Sie hielt den Pokal so fest umschlossen, dass ihre Sehnen auf dem Handrücken hervortraten. Sie schoss über den gemusterten Seidenteppich auf Tarna zu, als wollte sie sie schlagen. »Sie trotzen mir schon wieder. Schon wieder! Sie werden mir gehorchen, Tarna. Das werden sie! Schreibt einen Befehl und hängt ihn in jedem Ajah-Quartier aus, sobald ich ihn unterschrieben habe.« Sie blieb so

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