Der Vampir, den ich liebte
niemals bereuen, Antanasia«, flehte er und der Ausdruck in seinen
Augen war alles andere als kühl und distanziert. Plötzlich wirkte er fiebrig,
erschüttert, beinahe verzweifelt. »Sei nicht wütend, wenn ich fort bin oder
verändert. Dieser Augenblick bedeutet mir, bedeutet dem Mann, der ich jetzt,
in diesem Moment bin, alles. Bitte vergiss das nie.«
»Du wirst
dich nicht verändern, Lucius«, versprach ich und umklammerte seine Handgelenke.
Ich verstand ihn nicht. Was wir gerade geteilt hatten ... gemeinsam konnten
wir Pakte besiegeln und Kriege beenden und jede Herausforderung bestehen. Wir
waren Vampire von königlichem Geblüt. Und wir waren zusammen. »Du wirst nirgendwohin
gehen«, versicherte ich ihm. »Jetzt ist alles gut. Es wird alles gut.«
»Nein,
Antanasia. Nein, es ist nicht gut. Nichts wird gut.«
Bis zu
diesem Moment hatte ich nicht bemerkt, dass ein blinkendes rotes Licht durch
mein Fenster fiel und ein verrücktes Blutmuster an die Wände warf.
»Lucius?
Was geht da vor?«
Er
antwortete nicht. Aber er hielt mich noch immer in seinen Armen, als Dad ins
Zimmer gestürmt kam.
»Lucius,
die Polizei ist hier«, sagte Dad. Er wirkte seltsam gefasst. »Ein Mädchen
behauptet, von einem Vampir gebissen worden zu sein, und sie hat dich identifiziert.«
»Lucius?«
Ich schaute zu ihm auf, in der verzweifelten Hoffnung auf eine Antwort.
Aber Lucius
küsste mich nur noch einmal sachte auf die Lippen und wandte sich dann zu
meinem Vater um. »Es ist das Beste,
wenn ich mich dem hier allein stelle, Mr Packwood«, erklärte er. »Bitte – lassen Sie es mich diesmal ohne Ihre Hilfe schaffen.«
Mein Vater
zögerte, dann trat er beiseite und ließ Lucius gehen, und als ich versuchte,
ihm zu folgen, hielt Dad mich in seinen Armen fest.
Kapitel 55
Sie hat
Lucius reingelegt«,
erklärte ich meinen Eltern. »Faith hat geschworen, dass sie sich an ihm rächt,
weil er sich von ihr getrennt hat. Sie hat alles erfunden.«
Sie warfen
sich einen Blick zu, der mir zeigte, dass sie mir nicht so recht glaubten.
»Lucius hat
schon vor Tagen mit Faith Schluss gemacht«, erklärte ich. »Und zwar weil er
Angst hatte, dass er sie beißen würde. Er wusste, dass er sich nicht mehr unter
Kontrolle hatte, und deswegen hat er die ganze Sache beendet.«
Mom räumte
die Teller von meiner kläglichen Party weg. »Jessica, Lucius hat etwas sehr
Schlimmes durchgemacht und damit ziemlich zu kämpfen gehabt. Wir können nicht
sicher sein, was passiert ist.«
»Gar nichts
ist passiert!«
»Und ist in
deinem Zimmer auch ›gar nichts‹ passiert?«, fragte Dad. »Du bist zu verliebt
in Lucius, um objektiv zu sein, Jessica.«
»Er ist ein
Vladescu«, fügte Mom hinzu, während sie die Teller in der Spüle abstellte. Sie
wirkte mitgenommen. »Er will es nicht sein, aber vielleicht konnte er nicht
länger dagegen ankämpfen. Vielleicht war es ein Fehler, dass wir ihn bei uns
aufgenommen haben.«
»Du bist
unfair. Nur weil seine Onkel schrecklich sind, bedeutet das nicht, dass Lucius
ein Ungeheuer ist! Er hat Faith nicht gebissen. Bitte, lasst uns zum
Polizeirevier fahren!«
Meine
Eltern tauschten einen weiteren unsicheren Blick. Dann sagte Dad: »Jessica,
egal, wie wir dazu stehen, Lucius hat uns gebeten, ihn damit allein fertig
werden zu lassen. Wir werden seine Wünsche respektieren. Und du wirst das
Gleiche tun.«
»Ich bin
achtzehn«, bemerkte ich. »Ich brauche eure Erlaubnis nicht mehr.«
»Aber du
brauchst einen Wagen«, stellte Mom fest.
Ich eilte
zu dem Haken an der Hintertür, wo meine Eltern die Schlüssel aufbewahrten.
Weg. »Wo sind die Schlüssel?«
»Das ist
nur zu deinem Besten, Jess«, sagte Dad. »Ihr seid schon viel zu weit gegangen.
Du solltest das Ganze mal etwas langsamer angehen lassen.«
»Und es ist
unsere Pflicht, dich zu beschützen«, ergänzte Mom. »Wir wollen Lucius natürlich
auch helfen. Aber du kommst für uns an erster Stelle.«
Ich starrte
sie an und fühlte mich hintergangen.
»Er will
unsere Hilfe nicht, Jessica. Wir haben getan, was wir konnten«, sagte Dad.
Das Telefon
klingelte und ich riss den Hörer förmlich an mich. »Lucius?«
»Nein, hier
ist Mindy.«
»Ich kann
jetzt nicht reden –«
»Es geht um
Lucius«, unterbrach Mindy mich. Sie klang panisch.
»Was ist
los? Was ist mit ihm?«
»Ich weiß
nicht, ob ich es dir erzählen sollte.«
»Sag es
einfach, Mindy. Bitte.«
»Sie sind
außer Kontrolle geraten«, erklärte sie. »Sie wollen ihn zusammenschlagen
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