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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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war
unmöglich.
    »Du
solltest dich langsam daran gewöhnen«, erklärte Lucius.
    »Bekommt
man die Requisiten für diesen Trick in ... einem Zauberergeschäft?«
    »Es ist
kein Trick. Bitte hör auf, dieses Wort zu benutzen.« Lucius trommelte
mit den Fingern auf den Beifahrersitz. Es war unschwer zu erkennen, dass er
wieder frustriert war. »Vampirische Verwandlung ist ein Phänomen. Wenn
du das Buch gelesen hättest, das ich dir gegeben habe ...«
    Ich
stöhnte. »Oh Gott, schon wieder dieses Thema.« Die Ausgabe von Jung und
Untot lag noch immer unter meinem Bett. Ich war nach wie vor fest
entschlossen, das Buch wegzuwerfen, kam aber irgendwie nicht dazu. Ich wollte
nicht darüber nachdenken, warum.
    »Ja,
›dieses Thema‹«, sagte Lucius. »Wenn du das Handbuch gelesen hättest,
wüsstest du, dass männliche Vampire in der Pubertät Reißzähne entwickeln. Es
geschieht, wenn wir außerordentlich wütend sind. Oder ... erregt.«
    »Also
behauptest du da etwa gerade, ›Reißzähne‹ seien so etwas wie eine ...«
Ich hatte sagen wollen »Erektion«, als benutzte ich dieses Wort täglich. Aber
die Wahrheit war, ich
hatte es noch nie laut ausgesprochen und stellte fest, dass ich es auch jetzt
nicht konnte. Aber Lucius verstand auch so.
    »Ja. Das.
Genau. Häufig ist es eine Art Nebeneffekt, wenn du verstehst, was ich sagen
will. Aber mit ein wenig Übung lässt sich das problemlos kontrollieren. Auch
Frauen können natürlich Reißzähne wachsen.«
    »Warum
wachsen mir dann keine, wenn ich doch angeblich so ein toller Vampir bin?«
Früher oder später würde ich ihn mit einfacher Logik besiegen.
    Aber Lucius
gab prompt zurück: »Frauen müssen zuerst gebissen werden. Ich muss dich
beißen. Es ist ein großes Privileg für einen Mann, der Erste zu sein, der seine
Verlobte beißt.«
    »Fang bloß
nicht wieder von dieser Verlobung an«, erwiderte ich ernst. In diesem Moment
entdeckte ich den Eingang des Outlets und fuhr eine schnelle Kurve. »Nicht mal
im Scherz. Das Thema ist durch.«
    Lucius
legte den Kopf schief. »Ist es durch?«
    »Ja.«
    Ich fuhr in
eine Parklücke. »Was ist mit Spiegeln? Wenn du Klamotten anprobierst, wirst du
dich dann in einem Spiegel sehen können?«
    Lucius rieb
sich die Schläfen. »Du hast doch sicher schon Physik gehabt. Weißt du, welche
Gesetze der optischen Spiegelung zugrunde liegen?«
    »Natürlich
weiß ich das. Ich bin jemand, der fest an Naturwissenschaften glaubt, schon
vergessen? Das war nur ein Scherz.« Ich stellte den Motor aus. »Also, lass uns
das noch mal zusammenfassen: Du kannst dich nicht in eine Fledermaus
verwandeln, du löst dich im Sonnenlicht nicht auf und du hast ein Spiegelbild.
Was können Vampire eigentlich? Warum ist es so cool, einer zu sein?«
    »Was wäre so
vorteilhaft daran, sich im Sonnenlicht aufzulösen? Oder nicht in einen Spiegel
schauen zu können, um festzustellen, ob man gut gekleidet ist?«
    »Du weißt,
was ich meine. Du sagst ständig, Vampire seien so toll. Ich würde einfach gerne
wissen, warum.«
    Lucius ließ
sich gegen die Rückenlehne fallen. Er starrte hoch zur Decke des Vans, als
flehe er um Geduld oder um Rat. »Wir sind die mächtigste Rasse der
übermenschlichen Wesen. Anmut und Stärke zeichnen uns aus. Wir sind ein Volk
der Rituale und Traditionen. Wir haben unglaubliche mentale Kräfte: die
Fähigkeit, ohne Sprache zu kommunizieren, wenn es nötig ist. Wir herrschen
über die dunkle Seite der Natur. Ist das ›toll‹ genug für dich?«
    Ich
entriegelte die Tür. »Warum trinkt ihr dann Blut?«
    Lucius stieß
einen tiefen Seufzer aus und öffnete seine eigene Tür. »Warum sind alle so
besessen von dem Blut? Es gibt da noch so viel mehr.«
    Das Thema
begann, mich zu langweilen. Irgendwie war ich ohnehin abgelenkt, jetzt, wo wir
gleich einkaufen gehen wollten. »Also, wohin willst du als Erstes gehen?«
    Lucius kam
um den Van herum, legte mir die Hände auf die Schultern und drehte mich in
Richtung des Levi's-Outlets. »Dorthin.«
    Fünf
Geschäfte und etwa fünfhundert Dollar später sah Lucius Vladescu beinahe wie
ein amerikanischer Teenager aus. Und noch dazu, das musste ich zugeben, wie ein
ziemlich heißer amerikanischer Teenager. Jeans standen ihm noch besser als
diese schwarzen Stoffhosen. Und als er ein locker sitzendes weißes Polo-Shirt
anprobierte – nachdem er zu dem Schluss gekommen war, dass ein T-Shirt für rumänischen
Adel zu sehr nach Reality TV bei MTV aussah –, na ja, die Wirkung war ziemlich
umwerfend.

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