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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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für die wunderbar sexbesessene Melinda
entwickelt) und »nette« Küsse mit einem schlichten Bauern zu tauschen?
    Ich
freue mich auf deine Ansichten, obwohl ich bereits deine phänomenal negative
Antwort fürchte. Aber du hast mich dazu erzogen, nicht nur skrupellos zu sein,
sondern ehrenhaft, Vasile, und ich habe das Gefühl, es ist eine Frage der
Ehre, diese Themen zur Sprache zu bringen.
    Dein
langsam genesender
    Lucius
    PS: Noch
einmal zu der Puppe: Die Augen sollten aus Knöpfen bestehen, falls möglich. Das
scheint ein »zentrales Merkmal« zu sein.

Kapitel 25
    Mom, ich will, dass du mir sagst, was
gestern Nacht passiert ist.«
    Mom saß zu
Hause in ihrem Arbeitszimmer, die Brille auf der Nasenspitze, und brütete im
bleichen Schein ihrer Schreibtischlampe über jüngst gelieferten akademischen
Zeitschriften. Beim Klang meiner Stimme schaute sie auf. »Ich hatte gehofft,
dass du bald kommen würdest, um zu reden, Jess.«
    Sie deutete
auf den klobigen, ausrangierten Ohrensessel, der neben ihrem Schreibtisch stand
und als Gästestuhl fungierte. Ich ließ mich hineinsinken und zog mir die modrige
peruanische Wolldecke über die Beine.
    Mom drehte
ihren Stuhl zu mir um, schob sich die Brille ins Haar und schenkte mir ihre volle
Aufmerksamkeit. »Wo sollen wir anfangen? Mit dem, was auf der Veranda zwischen
dir und Lucius vorgefallen ist?«
    Ich wurde
rot und wandte den Blick ab. »Nein. Darüber will ich nicht reden. Ich will
darüber reden, was vorgestern Abend passiert ist. Als ihr Lucius
hierhergebracht habt. Warum? Warum nicht in ein Krankenhaus?«
    »Ich habe
es dir doch schon erklärt, Jessica. Lucius ist etwas Besonderes. Er ist anders.«
    »Anders inwiefern?«
    »Lucius ist
ein Vampir, Jessica. Ein Arzt, der an einer amerikanischen Universität
ausgebildet wurde, würde nicht wissen, wie er ihn behandeln muss.«
    »Er ist nur
ein ganz normaler Typ, Mom«, beharrte ich.
    »Ist er
das? Glaubst du das wirklich immer noch? Selbst nach dem, was du gesehen hast,
als du vor der Tür gehockt hast?«
    Ich starrte
auf meine Hände hinunter, wickelte einen losen Faden um den Zeigefinger und
riss ihn aus der Decke. »Es ist so verwirrend, Mom.«
    »Jessica?«
    »Hmm?« Ich
blickte auf.
    »Du hast
Lucius doch auch berührt.«
    »Mom, bitte
...« Nicht schon wieder dieses Thema.
    Mom sah
mich gelassen an. »Dein Vater und ich sind nicht blind. Dein Vater hat die
letzten Momente deines ... Zusammentreffens ... mit Lucius an Halloween mitbekommen.«
    Ich war
froh, dass die Schreibtischlampe nur einen winzigen Lichtkegel auf den
Schreibtisch warf, denn meine Wangen brannten wie Feuer. »Es war nur ein Kuss.
Eigentlich nicht mal das.«
    »Und wenn
du Lucius berührst, bemerkst du dann nichts ... Ungewöhnliches?«
    Seine
Kühle. Ich wusste sofort, was sie meinte, aber aus irgendeinem Grund wich ich
aus. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    Mom musste
klar sein, dass ich nicht absolut ehrlich war. Sie hatte nicht viel übrig für
Leute, die intellektuell träge wurden, wenn sie sich mit einer schwierigen
Frage konfrontiert sahen. Sie schob sich die Brille wieder auf die Nase. Ich
wusste, dass ich entlassen war. »Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, was du
im Esszimmer gesehen hast. Was du gefühlt hast. Was du glaubst.«
    »Ich will glauben, was real ist«, jammerte ich. »Ich will die Wahrheit verstehen.
Du weißt schon, im Sinne der Aufklärung.
Geometrische Ordnung, die Aberglauben ersetzt hat. Sir Isaac Newton. Der das
›Mysterium‹ der Schwerkraft aufgeklärt hat. Und der einmal gesagt hat:
›Mein größter Freund ist Wahrheit.‹ Wie kann ein Vampir
›wahr‹ sein?«
    Meine Mom
sah mich lange an. Ich konnte die Uhr auf ihrem Schreibtisch ticken hören,
während sie in Gedanken ihren beträchtlichen Schatz an Wissen ordnete.
    »Isaac Newton«,
sagte Mom schließlich, »bewahrte sich zeitlebens den Glauben an die Astrologie.
Wusstest du das nicht? Wie passt das zu deinem angeblich rationalen Wissenschaftler?«
    »Ähm,
nein«, gab ich zu. »Das wusste ich nicht.«
    »Und du
erinnerst dich an Albert Einstein?«, bemerkte Mom mit einem Anflug von
Selbstgefälligkeit in der Stimme. »Der das Atom entschlüsselt hat?
Etwas, das wir uns vor etwa einem Jahrhundert kaum vorstellen konnten? Einstein
sagte einmal: ›Das Schönste, das wir erfahren können, ist das
Mysteriöse.‹« Sie hielt inne. »Wenn Atome jahrtausendelang unerkannt bleiben
konnten, obwohl sie doch allgegenwärtig sind ... warum dann nicht

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