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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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sein.«
    »Ich bin
ohnmächtig geworden.«
    Lucius
lächelte traurig und schaute aus dem Fenster. »Unglaublich. Selbst wenn ich
bewusstlos auf einem Tisch liege, gelingt es mir noch, dich anzuwidern. Ein
beachtliches Talent, das ich da habe.«
    »Nein. Es
war nicht nur der Anblick des Blutes. Ich ... ich habe es auch gerochen.«
    Lucius
drehte langsam den Kopf, um mich anzusehen, als könne er nicht ganz glauben,
was er gerade gehört hatte. In seinen Augen glomm ein kleiner Funke. »Du hast
es gerochen?«
    »Ja.«
    »Und wie
genau hat es gerochen?«
    »Es war
stark. Beinahe überwältigend.«
    »Ja. So ist
es. So wird es.«
    »Das ist
es, was du immer in deinem Smoothie-Becher hast, oder?«
    Lucius
lächelte schief. »Habe ich auf dich wirklich den Eindruck gemacht, dass ich
Erdbeersmoothie aus einem Kiosk in einem Einkaufszentrum trinken würde? Habe
ich meine Gefühle gegenüber allem Rosafarbenen noch nicht klar genug zum
Ausdruck gebracht?«
    »Ja. Ich
schätze, ich hätte es wissen müssen.« Eine Frage war plötzlich in meinen
Gedanken aufgetaucht. Eine Frage, von der ich mir nicht sicher war, ob ich die
Antwort wissen wollte. Aber ich musste einfach fragen. »Lucius, woher bekommst du es?« Bilder aus alten Filmen, von verängstigten Frauen in hauchdünnen
Nachthemden, die vor reißzahnbewehrten
Angreifern kauerten, tauchten vor meinem inneren Auge auf. »Holt ihr es euch
... mit Gewalt?«
    »Oh,
Jessica ... Vampire haben da über die Jahrhunderte hinweg ihre Methoden
entwickelt. Heute geht es nicht mehr so raubtierhaft zu wie in der
Vergangenheit. Häufig wird es gesammelt aufbewahrt wie Wein. Man braucht nicht
jedes Mal eine Weintraube auszudrücken, um Champagner zu trinken, weißt du.«
    Vorsichtig,
um seine Rippen zu schonen, verschränkte Lucius die Finger hinterm Kopf, ließ
sich ins Kissen sinken und schaute zur Decke auf. Ein sehnsüchtiger Unterton
trat in seine tiefe Stimme. »Unser Keller in Rumänien ... Manche Leute sagen,
er sei der beste auf der Welt. Jahrgänge bis zurück zum Jahr 1700. Man kann
einfach mit dem Finger schnippen, einen Dienstboten herbeirufen, den
›Stoff‹ – um einen meiner liebsten umgangssprachlichen
Ausdrücke zu verwenden – seiner Wahl nennen und genießen.«
    Halb
angewidert und auf eindeutig beunruhigende Weise erregt ließ ich ihn
weiterreden und beobachtete, wie er immer tiefer in einen Tagtraum versank.
    »Und dann,
wenn zwei Vampire heiraten – sich für die Ewigkeit vereinen –, haben sie
natürlich einander. Das ist angeblich der feinste Tropfen. Die reinste Quelle.«
Lucius wurde noch nachdenklicher. »Mann und Frau. Vermischtes Blut. Könnte es
eine stärkere Bindung zwischen zwei Wesen geben?«
    Ein kleines
Lächeln huschte über seine Lippen. »Der Liebesakt ist dagegen ein flüchtiges
Vergnügen. Unzweifelhaft ein intimer Akt. Nicht zu unterschätzen – oder zu versäumen.
Und natürlich, jenseits seiner anderen offenkundigen Vorzüge, von
entscheidender Bedeutung für die Fortpflanzung.«
    Das Lächeln
verschwand. »Aber sein Blut mit einem anderen zu teilen: Seine
verletzbarste Stelle zu entblößen, wo der Puls direkt unter der Haut schlägt,
und das Vertrauen in seinen Partner zu haben, dass dieser keinen Vorteil aus
der Situation zieht ... Daneben wirkt Sex beinahe bedeutungslos. Sex ist ein
ungleicher Akt zwischen Mann und Frau. Aber Blut ... Blut kann man wahrhaft von
gleich zu gleich teilen.«
    Er schien
vergessen zu haben, dass ich an seiner Seite hockte. Wie gebannt hörte ich ihm
zu. Gebannt und ... mehr noch.
    Oder
vielleicht hatte Lucius meine Anwesenheit doch nicht ganz vergessen. Sein Blick
flackerte zu mir herüber. »Aber natürlich denkst du, ich hätte
Wahnvorstellungen, du denkst, ich rede von Unmöglichem, von Irrationalem. Und
du hast recht: Die Existenz von Vampiren ist irrational. Wir vereinen
das ganz und gar Unmögliche in uns.«
    Blut eines
gut gereiften Jahrgangs. Reißzähne, die sich in pulsierende Adern bohrten. Es
klang immer noch verrückt. Aber nicht länger unmöglich. Und auch nicht länger
abstoßend, so wie Lucius es beschrieb. Nein, nicht im Geringsten. »Lucius, ich
habe gesehen, wie du das Blut getrunken hast. Es ist nicht unmöglich.«
    »Ach,
Jessica.« Er nahm die Hände hinterm Kopf hervor. »Warum jetzt? Warum so
verdammt spät in dem gottverfluchten Spiel – wie Coach Ferrin es so wunderbar
blasphemisch ausdrücken würde?«
    »Wie meinst
du das? Spät im Spiel?« Ich hatte eigentlich das Gefühl, als

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