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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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nachdenklich. »Halt die Klappe,
Mann«, sagte er. »Du hast es ja nicht gespürt.«
    Ich hörte
das Geräusch von Büchern, die unsanft zurück in die Regale gestellt wurden.
»Lass uns abhauen«, sagte Ethan. »Ich werde jemand anderen finden, der uns den
Aufsatz schreibt.«
    Sie gingen
davon, aber dennoch hörte ich Dornrands letzte Bemerkung: »Vladescu – eines
Tages wird er kriegen, was er verdient. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Und
ich werde rausfinden, was es ist ...«
    Dornrands
Stimme verlor sich, als sie die Bibliothek verließen.
    Ich starrte
ins Leere und versuchte, mir einzureden, dass das vage Unbehagen, das in mir
hochgekrochen war, vollkommen ungerechtfertigt war. Aber irgendwie konnte ich
das nicht so recht glauben. Frank Dormand war ein unbarmherziger Schläger, so
sicher wie Lucius ein Vampir war. Seit ich denken konnte, hatte Frank es auf
mich abgesehen. Ich wusste, wenn er sich einmal in etwas verbissen hatte, ließ
er nicht mehr davon ab ...
    Was ist,
wenn Frank Nachforschungen über Lucius' Leben anstellt? Seine Vergangenheit?
Was er ist? Könnte
Dormand irgendetwas herausfinden?
    Nein.
    Die
Vorstellung war beinahe lachhaft. Frank Dormand konnte nicht mal in einer
Highschool-Bibliothek ein Buch über den Völkerbund finden. Er würde nie
dahinterkommen, dass Lucius ein Vampir war. Nicht in einer Million Jahren.
    Und selbst
wenn er etwas herausfand, was war das Schlimmste, was passieren konnte? Lebanon
County war nicht Rumänien. Es war ein zivilisierter Ort. Die Leute hier
bildeten keine Mobs oder ermordeten ihre Nachbarn mit Pflöcken, um Gottes
willen. Die Vorstellung war absurd. Lucius würde nichts passieren.
    Warum
fühlte ich mich dann also nicht besser, als ich meine Bücher für den Abend
zusammenpackte, der Mathematik den Rücken kehrte – und Logik Logik sein ließ?

Kapitel 30
    Lieber Vasile,
    der
Dezember in Lebanon County, Pennsylvania, würde dich »umhauen«, wie man hier
sagt. Von all den vielen Ausdrücken, die ich während meines langen Aufenthalts
hier gelernt habe, ist das mein Favorit. Ist es etwas Gutes, »umgehauen« zu
werden? Oder was Schlechtes? Selbst aus dem Kontext heraus ist es manchmal
schwierig, das zu erkennen – obwohl ich es mir immer gerne bildlich vorstelle.
    Um beim
Thema optische Reize zu bleiben: Der Dezember wird hier in den Vereinigten
Staaten mit großer Begeisterung gefeiert. Aggressiv, könnte man sagen. Jede
zur Verfügung stehende Fläche wird mit Ketten funkelnder Lichter behängt,
Gebäude werden unter Grünzeug begraben und in der Bevölkerung bricht eine an
Wahnsinn grenzende Leidenschaft für das Aufstellen übergroßer, aufblasbarer,
winkender »Schneemänner« vor Häusern aus. Was für eine Hysterie – und die
Tannenbäume sind kein Mythos, Vasile. Die Leute kaufen sie wirklich, im
Überfluss. Sie stehen überall zum Verkauf Stell dir vor, für das Privileg zu bezahlen,
ein schmutziges Stück Wald in dein Wohnzimmer zu schleifen, um es mit
Glaskugeln zu schmücken und anzustarren.
    Warum
ein Baum? Wenn man schon Glaskugeln zur Schau stellen muss – und ich würde
ernsthaft davon abraten –,
warum dann nicht in einer Art Vitrine? Auf einem Regal?
    Ehrlich,
ich habe so viel Energie darauf verwandt, Vampire gegen den Vorwurf der
»Irrationalität« zu verteidigen. Hätte ich von der allseits gebräuchlichen,
vorübergehenden Verwendung von Tannen im Hausinneren gewusst, hätte ich
lediglich gesagt: »Ja, vielleicht bin ich irrational. Aber ich lasse die Bäume dort, wo sie hingehören. Draußen.
Sag du es mir: Wer ist jetzt hier der Verrückte?«
    Aber
genug zum Thema »Feiertage«. (Heute Morgen habe ich kurz überlegt, meinen Kopf
so lange unter Wasser zu halten, bis ich ertrinke und vor einer weiteren Runde
»Jingle Beils« verschont bleibe!) Ich schreibe im Wesentlichen, um zu
vermelden, dass ich sehr wenig zu vermelden habe. Ich scheine genesen zu sein
und beherrsche neuerdings die Kunst, im »Sozialkundeunterricht« zu schlafen.
(Leiern Sie nur weiter vor sich hin, Ms Campbell! Ich habe Sie in Ihrem
schändlichen Bemühen ausgetrickst, den ermüdenden Ersten Weltkrieg zu einem der
dramatischsten Konflikte auf Erden zu machen: Senfgas! Schützengräben! Die Auslöschung
von nicht weniger als vier Reichen!)
    Oh und
da ist noch etwas. Es wird dich vielleicht interessieren – oder auch nicht – zu erfahren, dass ich außerdem eine Freundin gewonnen habe. Ein recht
lasterhaftes Mädchen, Vasile. Ich bin ziemlich zuversichtlich,

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