Der Vampir, den ich liebte
dir das mal
an.«
»Was?« Ich
drehte mich um und mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus.
Lucius war
eingetroffen, Faith am Arm. Sie schimmerte geradezu in einem silbernen
Abendkleid mit schmalen Trägern, die ihr über die Schultern rutschten, und Handschuhen,
die sich bis zu ihren Ellbogen hinaufschlängelten. Außerdem trug sie ein
funkelndes Diadem in ihrem blonden Haar, wie eine Art Eisprinzessin. Eine grell
glitzernde Schneekönigin.
Und Lucius
... Lucius war ihr dunkles Gegenstück in einem perfekt sitzenden Smoking.
Selbst von der anderen Seite der Turnhalle aus konnte man ohne Weiteres sehen,
dass sein Anzug nicht geliehen war wie der von Jake. Lucius' Smoking war für
seinen großen, schlanken Körper maßgeschneidert worden, die Hosen saßen perfekt
und seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert.
Ich schaute
Jake an. Sein Smoking war angemessen. Dezentes Schwarz. Nichts Anstößiges oder
Peinliches. Aber er spannte ein wenig über seinen massigen Schultern und die
Fliege saß ein winziges bisschen schief.
Es war
absolut unfair, die beiden zu vergleichen – ich meine, Jake konnte sich nun mal
einfach keinen maßgeschneiderten Smoking leisten –, aber ich verglich sie dennoch.
Mein Verlobter hatte noch nie so gut ausgesehen. Und Faith funkelte wie ein
schlanker, kühler Eiszapfen an Lucius' Arm. Sie drückte sich an ihn, zog ihn zu
sich herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er lachte und ließ Zähne
aufblitzen, die so makellos weiß waren wie sein gestärktes Hemd.
»Das wird
Ethan aber gar nicht gefallen«, murmelte Jake und grinste.
Ich schaute
mich in der dunklen Turnhalle um und entdeckte Ethan Strausser auf Anhieb,
direkt neben seinem plumpen, einfältigen Freund Frank Dormand. Ethan warf
Lucius und Faith mörderische Blicke zu, seine Brust hob und senkte sich vor
Zorn. Er zerdrückte seinen Plastikbecher und Punsch spritzte auf sein Hemd,
was ihn nur noch wütender zu machen schien. Er wischte an dem Fleck herum und
ich konnte sehen, dass seine Lippen einen Strom von Flüchen formten.
»Oh Mann,
der ist echt stinksauer«, bemerkte Jake. »Luc sollte nachher auf dem Parkplatz
besser aufpassen. Ich habe gehört, dass Ethan ihm in den Arsch treten will. Er
will ihn plattmachen, weil er sich an Faith rangemacht hat.«
Ich sah
wieder zu Lucius hinüber. Er führte Faith gerade auf die Tanzfläche, sie ließ
sich in seine Arme fallen, während ihre behandschuhte Hand an seiner Brust
emporwanderte und um seinem Hals liegen blieb. Lucius legte ihr die Hand auf
den Rücken, auf die zarte Wölbung ihres Rückgrats.
Ich hatte
genug gesehen. »Komm«, sagte ich und griff nach Jakes Hand. »Lass uns tanzen.«
»Klar, wenn
du keine Angst hast, dass ich dir auf die Füße trete«, witzelte Jake. »Ich bin
nicht besonders gut.«
»Schon
okay, Jake«, versicherte ich und merkte, wie mein Herz auf einmal ganz weich
wurde für diesen Kerl, der mich durch die Turnhalle führte und meine Hand in
seinen von der Arbeit schwieligen großen Händen hielt. Natürlich konnte Jake
nicht tanzen und er besaß keinen Smoking oder wusste, wie man ein weltgewandtes
Kompliment machte. Er war ein Bauernjunge, kein rumänischer Königssohn. Ich
glitt in seine Arme und unter den funkelnden Lichtern drehten wir uns langsam
im Kreis.
»Das fühlt
sich schön an«, sagte Jake und drückte mich an sich.
»Ja«,
stimmte ich ihm zu und versuchte, mich auf diesen Moment der Zärtlichkeit zu
konzentrieren. Er ist nett, Jess. Versuch, etwas zu empfinden. Versuch, es
einfach zu genießen, mit einem netten, normalen Jungen zusammen zu sein ...
Versuch, Lucius und Vampire und Pakte zu vergessen ...
Jake lehnte
die Stirn an meine. Wir waren fast gleich groß. »Jess ...« Er zog mich enger an
sich. »Es ist schon eine Weile her, seit ich dich geküsst habe.«
»Ja, das
stimmt.« Ich war nicht sicher, was ich sonst sagen sollte. Versuch es
einfach, Jess ...
Jake
schmiegte sich enger an mich. Seine Lippen waren kurz davor, meine zu berühren,
als er plötzlich von mir weggerissen wurde. »Hey, was zum ...?«
»Darf ich
übernehmen?«
Lucius
stand vor uns. Er lächelte, aber es war kein glückliches Lächeln.
Jake legte
den Arm wieder um meine Taille. »Luc, wir tanzen gerade.«
»Und jetzt
übernehme ich. Da, wo ich herkomme, macht man das so.«
»Wir sind
hier aber nicht in ... wo immer du herkommst«, sagte Jake.
»Lucius!«,
zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen und funkelte ihn an. Nein. Er
hatte kein Recht
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