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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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gelöst.« Er zögerte. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe – das war nicht meine Absicht.« Er hatte schon die Hand am Türknauf, als sie mit einem Ruck aufblickte.
    »Gehen Sie nicht. Es – ist nicht Ihre Schuld. Sie sind sehr nett mit Emily umgegangen – und geschickt. Das hat mir gefallen.«
    Er drehte sich zu ihr um, und sie meinte, einen Anflug von Erleichterung in seiner Miene zu lesen. »Ich bin ins kalte Wasser gesprungen. Dank Ihrer Aufzeichnungen glaubte ich zu wissen, wie weit ich mich vorwagen konnte, und es ist gut gegangen, obwohl ich einmal befürchtet habe, sie könnte in Tränen ausbrechen.«
    »Ja, bei der Sache mit der Traurigkeit.« Charlotte erinnerte sich an den eindringlichen Moment und fragte sich, ob er aus eigener Erfahrung gesprochen hatte.
    »Natürlich fühlte sie sich an ihre Mutter erinnert. Interessant erscheint mir jedoch, dass sie keine unmittelbare Verbindung zu sehen schien, als ich auf Geister zu sprechen kam.«
    »Ich habe in meinem Bericht erwähnt, dass ihre Stimmungen häufig wechseln und unberechenbar sind. Man weiß vorher nie, wie sie auf Äußerungen oder Ereignisse reagiert.«
    »Ich war heute Morgen in Guildford bei der Zeitung«, sagte er unvermittelt. »Der Redakteur berichtete, es habe tatsächlich Gerüchte über eine bevorstehende Trennung der Eheleute gegeben, obwohl er mir keine Einzelheiten genannt hat. Er hat es aus Rücksicht auf Sir Andrews gesellschaftliche Stellung nicht in die Öffentlichkeit getragen.«
    »Tilly Burke hatte also recht?«, fragte Charlotte überrascht.
    »Es sieht aus, als würde sie in der Tat nicht nur Unsinn reden, wie Sie bereits vermutet haben.«
    »Wäre es sinnvoll, noch einmal mit ihr zu sprechen?«
    »Zumindest sollten wir es in Betracht ziehen. Lady Ellen Clayworth muss sich ihr anvertraut haben. Woher sonst hätte sie von den Eheproblemen wissen sollen, wenn diese nicht allgemein bekannt waren? Sie haben erwähnt, dass die beiden Frauen einander nahestanden.«
    Charlotte sah ihn nachdenklich an. »Das ist richtig. Und wir sollten auch Nora, das Kindermädchen, noch einmal dazu befragen. Ich bin mir nicht sicher, wie viel sie tatsächlich über die Vorgänge hier im Haus weiß. Sie hängt an Emily, das ist eindeutig, und würde alles tun, um ihr zu helfen.«
    »Haben Sie sie schon einmal darauf angesprochen?«
    Charlotte nickte. »Ja, aber sie ist mir ausgewichen. Als ich sie fragte, ob Sir Andrew seine Frau habe ›fortschicken‹ wollen, wie Tilly Burke es ausdrückte, hat sie das Zimmer verlassen.«
    »Einfach so?«
    »Sie hat mich um Erlaubnis gebeten, und ich konnte sie ihr schlecht verwehren. Sie hat deutlich gezeigt, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Es ist nicht an mir, sie dazu zu zwingen; außerdem musste ich auf meine Position im Haus achten, da ich noch nicht lange in Chalk Hill arbeite.«
    Mr. Ashdown lehnte sich mit verschränkten Armen an die Tür. »Wenn die Ehe der Clayworths nicht glücklich war, könnte Emily das durchaus gemerkt haben, zumal ihre Mutter einen so ungewöhnlich engen Umgang mit ihr pflegte. Ich würde gern mit Nora sprechen. Was halten Sie davon?«
    Charlotte nickte. »Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn ein Außenstehender sie befragte.«
    »Gut, dann führen Sie mich bitte zu ihr.«
    Er trat beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen, und Charlotte drehte sich auf der Schwelle des Schulzimmers um. »Bleiben Sie zum Tee?«
    »Sehr gern.«
    »Gut, ich gebe in der Küche Bescheid.«
    Nora sprang auf, als sie das Kinderzimmer betraten, und strich mit den Händen verlegen über ihr tadelloses Kleid.
    »Verzeihung, ich hatte mich nur hingekniet, um Miss Emily etwas zu zeigen …«
    »Schon gut, Nora. Dies ist Mr. Ashdown, der auf Einladung von Sir Andrew im Hause weilt. Er möchte dir einige Fragen stellen.«
    Nora riss die Augen auf und schaute unsicher in Mr. Ashdowns Richtung.
    »Natürlich, aber –«
    »Es ist nichts Schlimmes, Nora«, sagte Mr. Ashdown und trat vor. »Sollen wir ins Schulzimmer gehen?«
    Das Kindermädchen nickte und warf Charlotte einen Hilfe suchenden Blick zu, bevor sie mit dem Besucher das Zimmer verließ.
    »Was will er sie denn fragen?«, erkundigte sich Emily, die vor ihrem prächtigen Puppenhaus auf dem Boden kniete. Es war das erste Mal, dass Charlotte sie damit spielen sah. »Soll sie ihm etwas über die Gegend erzählen?«
    Charlotte setzte sich auf einen Stuhl. »Das ist durchaus möglich.«
    Emily drehte eine kleine

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