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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Porzellanpuppe in der Hand, die echtes dunkelbraunes Haar hatte und ein hellgrünes Kleid trug.
    »Das ist ein wunderschönes Puppenhaus.«
    »Hatten Sie früher auch eins?«
    »Ja, aber es war viel kleiner, mit zwei Zimmern und einer Küche. Ich musste es mir mit meinen Schwestern teilen.«
    Emily ließ die Puppe von einem Zimmer ins nächste wandern.
    »Hat sie einen Namen?«, fragte Charlotte.
    »Das ist Ellen-Mama.«
    Das Mädchen setzte die Puppe neben ein kleines Bett, in dem eine noch winzigere Gestalt lag. »Im Bett, das ist Emily. Ellen-Mama erzählt ihr eine Geschichte, damit sie einschlafen kann. Und sie gibt ihr noch etwas zu trinken.«
    Die Puppe stand auf und beugte sich über das Kind.
    Die Bewegung löste etwas in Charlotte aus, das sie nicht genau benennen konnte.
    »Finden Sie ihn nett?«, fragte Emily unvermittelt.
    »Wen meinst du?« Charlottes Überraschung war nicht gespielt.
    »Mr. Ashdown.«
    »Ich kenne ihn kaum«, sagte sie ausweichend.
    »Das macht doch nichts. Er ist sehr freundlich und kann interessant erzählen.«
    »Das stimmt.«
    Emily wandte sich wieder ihrem Puppenhaus zu. »Ellen-Mama geht jetzt auch schlafen. Aber sie ist immer in der Nähe und kommt, wenn Emily nicht schlafen kann oder Schmerzen hat.«
    »Hat sie häufig Schmerzen?«
    »Manchmal. Oder Fieber. Oder ihr ist übel. Oft ist sie sehr müde und kann den ganzen Tag nicht aufstehen. Dann liest Ellen-Mama ihr vor oder sitzt bei ihr und stickt oder singt ihr etwas vor. Das ist schön.«
    Charlotte wagte kaum zu atmen.
    »Wenn sie nicht bei Emily sein kann, ist Nora da. Emily ist nie allein.«
    »Und ihr Vater?«
    »Der muss oft nach London, Politik machen. So wie heute. Aber das ist nicht so schlimm, weil Ellen-Mama bei ihr bleibt.«
    Charlotte beobachtete das Mädchen aufmerksam, konnte aber keine Tränen oder Erregung feststellen. Emily wirkte ganz ruhig, als täte es ihr gut, sich auf diese Weise an die kostbare Zeit mit ihrer Mutter zu erinnern.
    »Gibt es auch eine Vaterpuppe?«
    »Ja, die ist hier hinten.«
    Emily griff in eins der Zimmer und holte eine Puppe in Männerkleidung hervor, die hinter einer Zeitung versteckt war. »Das ist Papa. Er liest Zeitung und hat viel zu tun.«
    »Unternimmt er auch Dinge mit Ellen-Mama?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Manchmal. Nicht oft. Nur wenn Emily gesund ist.«
    »Und wenn sie krank ist, bleibt Ellen-Mama bei ihr, während Papa allein verreist?«
    »Ja, immer.«
    Emily hatte die Puppen beiseitegelegt und die Hände im Schoß gefaltet.
    »Ich freue mich, dass du mir dein Puppenhaus gezeigt hast«, sagte Charlotte vorsichtig.
    Emily nickte geistesabwesend, als wäre sie noch in ihren Erinnerungen gefangen.
    Beim Tee plauderten sie über das Wetter, London und das Theater, und Charlotte bat Mr. Ashdown, ihnen von dem genialen Detektiv zu erzählen, über den er in seinem Artikel berichtet hatte. Sie hoffte, Emily damit abzulenken, die plötzlich schweigsam geworden war.
    »Ich fand die Geschichten äußerst unterhaltsam«, bemerkte Mr. Ashdown. »Wenn ich wieder in London bin, kann ich Ihnen gern ein Exemplar schicken.«
    »Das wäre sehr freundlich.«
    »Es ist durchaus faszinierend, wie dieser Holmes aus den geringsten Spuren die unglaublichsten Dinge rekonstruiert.« Er schaute Emily nachdenklich an. »Ich versuche es mal. Ich sehe da ein Mädchen vor einem Teller mit einem Stück Kuchen. Das Mädchen zerbröselt den Kuchen, ohne etwas davon zu essen. Das lässt zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder ist das Mädchen nicht hungrig, oder es mag den Kuchen nicht. Falls Letzteres zutrifft, könnte es wiederum bedeuten, dass es grundsätzlich keinen Kuchen mag oder keinen Früchtekuchen, wohl aber Schokoladen- oder Biskuitkuchen. Verrätst du mir, was davon zutrifft?«
    Emily hatte den Kopf zur Seite geneigt, die Augen halb geschlossen, und schien auf etwas zu horchen, das nur sie selbst hören konnte.
    »Emily, was ist los? Mr. Ashdown hat dich etwas gefragt.«
    Charlotte schaute Mr. Ashdown an, der leicht die Stirn runzelte und einen Finger an die Lippen legte.
    »Was hörst du?«, fragte er ganz leise.
    Emily rührte sich nicht, und Charlotte glaubte schon, sie habe ihn nicht verstanden.
    »Sie spricht mit mir.«
    Mr. Ashdown hob eine Augenbraue.
    »Was sagt sie?«
    Im Zimmer war es so leise, dass Charlotte ihr eigenes Herz schlagen hörte.
    »Bald. Sie kommt bald. Und dann holt sie mich.«
    Charlotte schaute Mr. Ashdown entsetzt an, doch er schüttelte kaum merklich den

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