Der Verrat: Thriller (German Edition)
zu hart getreten habe. Das sind definitiv nicht die richtigen Schuhe dafür.« Er führte mich aus dem Ballsaal hinaus zur Hotelbar. Nachdem wir einen ruhigen Ecktisch gefunden hatten, schickte er Simon zur Theke, der große Gins holte. »Das war Ihr Ex, oder? Der, wegen dem Sie nach Brighton gezogen sind, um ihn loszuwerden?«
Ich nickte. »Der Teil hat ganz gut funktioniert. Er weiß nicht, wo ich wohne. Darum ist er heute aufgekreuzt. Und deshalb ist er auch auf Joshus Gedenkfeier aufgetaucht. Er hat immer noch nicht aufgegeben.«
»Das klingt übel«, meinte er.
Simon kam mit den Drinks zurück. »Und zwar verdammt übel. Wenn George und ich nicht da gewesen wären, hatte das schlimm ausgehen können.«
»Glaub mir, ich weiß das. Und ich weiß eure Hilfe zu schätzen, Jungs.« Ich hob mein Glas und prostete ihnen zu.
»Was haben Sie da draußen gemacht?«, fragte George Simon.
»Ich wollte frische Luft schnappen«, antwortete er. »Ich war mal mit Scarlett hier zum Dinner und erinnerte mich daran, dass es am anderen Ende des Parkplatzes einen kleinen Garten gibt. Ich dachte, dort würde mich niemand finden.« Plötzlich wirkte er, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Entschuldigung, ich vermisse sie, das ist alles. Nicht sehr professionell, ich weiß. Aber sie war mir sehr ans Herz gewachsen.«
George räusperte sich. »So ging es ja fast jedem, der sie näher kennenlernte.« Er nahm einen großen Schluck von seinem Drink. »Stephanie, ich mag jetzt nicht auch noch Druck auf Sie ausüben, aber Sie müssen wirklich etwas gegen diesen Mistkerl unternehmen. Es ist schon schlimm genug, wenn er nur Ihnen nachstellt, aber Sie müssen jetzt auch an Jimmy denken. Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich mir vorstelle, dass dieser verletzliche kleine Junge so eine Szene miterleben müsste. Oder sogar Schlimmeres. Ich glaube, Sie werden mit der Polizei reden müssen.«
Ich seufzte. »Die werden es nicht ernst nehmen. Nicht, bis er etwas wirklich Schlimmes tut. Und, nein, dieser kleine Zwischenfall auf dem Parkplatz zählt nicht als etwas Schlimmes.«
Schweigend und verdrossen starrten wir alle für ein paar Minuten in unsere Drinks. Dann wurde Simon plötzlich munter. »Was wäre, wenn du einen netten Cop kennen würdest, den du hinzuziehen könntest und der mal ein paar deutliche Worte mit ihm spricht?«
»Das wäre einen Versuch wert«, fand George. »Wenn man den richtigen Typen dafür kennen würde.«
»Na ja, ich dachte … was ist mit dem Beamten, der die Ermittlung bei Joshus Tod durchführte? Das schien mir ein anständiger Kerl zu sein. Und du bist doch ganz gut mit ihm zurechtgekommen, oder? Du hast doch bei der Gedenkfeier mit ihm gesprochen, wenn ich mich recht entsinne.« Simon lächelte ermutigend.
Und so kamen Nick Nicolaides und ich wieder in Kontakt.
47
N ick war gewiss kein unentschlossener Mann, doch als er jetzt, eindeutig schon nach Mitternacht, vor Phat Phi D im Regen stand, zögerte er einen Moment. Er bezweifelte nicht im Geringsten, dass Jimmy lebendig und gesund wiederzubekommen jetzt oberste Priorität war. Doch er sann darüber nach, ob sich dies wirklich am besten dadurch erreichen ließ, dass er alle aktuellen Informationen über Pete Matthews so schnell wie möglich an Special Agent McKuras weiterleitete. Zugegeben, er war kein Experte für Strafverfolgung im Ausland, doch das Bild von Amis, die mit gezückten Waffen den Laden stürmen, war ja nicht umsonst zum gängigen Klischee geworden. Er erinnerte sich an Waco. Er wollte unbedingt vermeiden, dass Jimmy im wahrsten Sinne des Wortes ins Kreuzfeuer geriet. Sogar für Matthews selbst wünschte er sich das nicht, wenn er ganz ehrlich war. Der Kerl war ein Unruhestifter und ein Mistkerl, aber er verdiente es nicht zu sterben.
Er klappte seinen Kragen hoch, um sich vor dem Wetter zu schützen, und ging langsam zu seinem Wagen zurück. Hinter dem Lenkrad zusammengesunken, dachte er über seine verschiedenen Zusammentreffen mit Pete Matthews nach. Das erste Mal, bei Joshus Gedenkfeier, war er mit einer Situation konfrontiert worden, die er nicht verstand. Stephanie hatte gesagt, er tue Scarlett einen Gefallen, wenn er Matthews bäte zu gehen, doch als er ihr vorhielt, sie benutze ihn nur als Deckung, um sich zu verkrümeln, hatte sie das nicht geleugnet.
Es hatte keinen Sinn ergeben. Er hätte nicht mal sagen können, wie er überhaupt zu diesem Schluss gekommen war. Er vermutete, dass es mit ihrer
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