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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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nötig.«
    »Ich ziehe es vor, von ihm als meinem Vater zu denken.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Dein Vater war ein Schurke, genau wie du. Du ähnelst Randolph in keiner Weise.«
    »Und doch ist er der einzige Vater, den ich jemals hatte – den ich jemals haben werde.« Er machte sich nicht die Mühe, dasselbe über sie zu sagen.
    Sie spottete nur über seine Kleidung. »Du siehst furchtbar aus. Nimmst du etwa an einem Mummenschanz teil?«
    »Entschuldigt. Ich wollte mit dem Wechseln der Kleidung keine Zeit verlieren, bevor ich zu ihm ging.« Warum nur machte er sich die Mühe, seine Beweggründe Victoria erklären zu wollen? Es führte ja doch zu nichts.
    »Weißt du, es macht überhaupt keinen Unterschied. Du kannst hier bis in alle Ewigkeit jeden Tag hereingekrochen kommen, er wird dir nicht vergeben. Randolph vergisst niemals einen Betrug.«
    Am liebsten würde er sich vor ihrer Bitterkeit zurückziehen. Wie eine Königskobra. Er lächelte matt. »Noch nicht einmal, wenn ich auf dem Bauch angekrochen käme und um Vergebung bäte?«
    »Du bist impertinent.«
    Er schlug sich mit einer Hand an die Wange. »Oh, nein, nicht impertinent. Bitte sagt, dass das nicht stimmt.«

    Ihr Mund arbeitete vor unterdrücktem Zorn. »Dies ist dein Haus. Ich kann dir nicht befehlen, es zu verlassen. Aber ich verlange von dir, dass du meinen Weg nicht kreuzt, wenn du es vermeiden kannst.«
    Nathaniel verneigte sich spöttisch vor ihr. »Wie immer, Mutter, überhäuft Ihr mich mit Eurer mütterlichen Zuneigung, ohne dass ich es verdiente. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
    Mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken zu und ließ sie stotternd stehen. Nathaniel fragte sich, wo Willa wohl war.
     
    Allein in ihrem riesigen Bett schlief Willa mit ausgebreiteten Armen und arglos wie ein Kind. Nathaniel setzte sich vorsichtig auf die Kante ihrer dicken Matratze und beobachtete sie.
    Er hatte gebadet und sich umgezogen, denn er hatte genug von den Kommentaren über seine Kleidung. Sein Haar war sauber und mithilfe eines Bandes im Nacken zusammengebunden. Passend zu seiner Stimmung trug er einen extrafeinen schwarzen Rock, und er fragte sich, ob Willa so jemals den staubigen Reisenden in ihm erkennen würde, den sie geheiratet hatte.
    Er hoffte, sie würde mögen, was sie sah.
    Willas strahlende Gesundheit belebte ihn, nachdem er seinen bleichen und verfallenden Vater gesehen hatte. Willa war geradezu wild und leidenschaftlich vital, sie erinnerte ihn daran, dass das Leben weiterging.
    Süße, zauberhafte Willa.
    Ihre Wimpern lagen dicht und dunkel auf ihren Wangen, und selbst im Kerzenlicht konnte Nathaniel die Sommersprossen auf ihrer Nase ausmachen. Ihre Lippen waren weich und voll und drängten ihn, sie zu küssen.
    Selbst wenn sie vollkommen regungslos war, führte ihr
Haar ein Eigenleben. Zahlreiche Strähnchen waren aus ihrem Zopf entwischt und kringelten sich auf dem Kissen. Er reichte über sie, um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen, die sich über ihren Mund gelegt hatte. Für einen kurzen Moment hing sie fest, und ihre Lippen bewegten sich verschlafen, bis er die Locke befreit hatte. Seufzend drückte sie den Kopf tiefer ins Kissen.
    Nathaniel wickelte die seidige Strähne um seinen Finger. Sie war warm und feucht von Willas Atem. Er beugte sich über sie. Was war das nur für ein Duft, der die von Vorhängen umgrenzte Bettstatt erfüllte? Er war leicht und blumig, aber zugleich würzig in seiner Süße. Genau wie Willa.
    Jasmin. Er blieb sitzen, obwohl er das Rätsel gelöst hatte. So dicht über ihr spürte er die Wärme, die von ihrem Körper aufstieg, er konnte ihr kaum widerstehen.
    Gab es irgendetwas, das verführerischer war als Willas Wärme? Körperlich und seelisch war sie ein Freudenfeuer aus Energie und Zuwendung. Er wollte seine froststarre Seele an ihrer Glut erwärmen, wollte das letzte eisige Leid des Krieges und den frostigen Schmerz des Verrats von ihren Strahlen hinwegtauen lassen.
    Er war müde, und alles tat ihm weh, sowohl physisch wie psychisch. Er wollte seine Kleider und seine Sorgen ablegen und zu Willa zwischen die Laken schlüpfen. Er wusste, sie würde ihn schlaftrunken in ihrem Bett willkommen heißen, und er würde in ihren Armen ein duftendes Paradies finden. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, und sie beide wären eine Insel im um sie herum tobenden Meer.
    Er hielt den Drang kaum aus. Eine Nacht nur, flehte er sich selbst an. Nur eine Nacht liebender

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