Der Waldläufer
wollten mir die Häute abnehmen, die Biberfelle nämlich und meine eigene Haut, und schon hatte mir Red-Hand das Messer einmal um den Kopf gezogen, als Pepe kam und ihm mit dem Kolben bedeutete, wem das Fell gehöre. Wir ließen damals die Schufte laufen, besser aber wäre es gewesen, wenn wir ihnen den Weg in die ewigen Jagdgründe gezeigt hätten.«
Jetzt erhob sich drüben wieder die Stimme des Mestizen.
»Ihr wollt wissen, was Euch erwartet? Ergebt Euch auf Gnade und Ungnade!«
»Wem?«
»Mir. Es giebt einen Mann, der Schwarzvogel heißt; dieser will Euch gerne bei sich sehen, und ich werde Euch ihm unversehrt überliefern.«
»Seid Ihr fertig?«
»Ja.«
»Dann sollt Ihr auch unsere Antwort haben: Es giebt einen Mann, der Eure Büchse hat; Ihr sollt ihre Kugeln schmecken!«
»Der meine Büchse hat?« frug der Mestize gespannt.
Fabian erhob sich.
»Wollt Ihr noch einmal Abschied von ihr nehmen?« frug er, das Gewehr zeigend.
»Teufel, Tiburcio Arellanos! Jetzt giebt es keine Gnade mehr. Feuer!«
Es blitzte drüben auf, während El Mestizo, Red-Hand und der Indianer verschwanden. Aber im Nu lagen auch Pepe und Fabian am Boden; die verrätherische Kugel schlug in einen Stein, drüben jedoch ertönte ein lauter Schrei. Mit dem Blitze drüben hatte der Kanadier abgedrückt, und seine Kugel hatte ihr Opfer gefunden. Der Kampf war begonnen worden zum Nachtheile der Belagerer, die ihren Verrath mit dem ersten Todten bezahlen mußten.
Pepe zog sein Messer und machte einen Einschnitt in den Stamm der einen Fichte.
»Eine Rothhaut. Bleiben elf!«
»Oder: Drei Weiße, bleiben zwei,« meinte der Kanadier. »Das Gesträuch, zwischen welchem hervorgeschossen wurde, hat eine dünne, lichte Stelle, hinter welcher ich nicht ein dunkles Gesicht, sondern dasjenige eines Weißen schimmern zu sehen glaubte.«
Seine Meinung wurde sofort bestätigt. Es wurde von sechs Händen drüben ein Weißer über die Büsche emporgehoben; man sah deutlich, daß ihm die Kugel durch den Kopf gegangen war. Im nächsten Augenblicke flog er über den Rand des Felsens herüber und stürzte mit laut schallendem Aufschlage in die Tiefe des Wasserkessels.
»Baraja!« meinte Fabian.
»Ja, Baraja,« bestätigte Rosenholz. »Die göttliche Gerechtigkeit begräbt ihn an demselben Orte, an welchem sein Opfer Oroche den Tod gefunden hat.«
»Und diese Gerechtigkeit,« fügte Dormillon bei, »läßt ihn als Ersten in einem Kampfe fallen, den er angestiftet hat. Nun ist der Letzte stumm, von dem ein Verrath der Bonanza zu befürchten gewesen wäre. Das Gold bleibt Euch sicher, Sennor Fabian!«
»Sie vermuthen es nach der lügenhaften Aussage des Verräthers hier unter uns in dem Grabe und werden den wirklichen Ort nie finden.«
»Aber die Ruhestätte Deines Oheims entweihen, mein Sohn. Doch ich hoffe, daß es uns gelingen wird, ihrer so Viele zu treffen, daß ihnen dies vergehen wird. Wir sind zu Dreien; theilen wir also die Angriffslinie in drei Strecken, von denen jeder von uns eine mit seiner Büchse bewacht! Ich nehme den Theil rechts, bis zu dem wilden Rebengerank; Du, Pepe, nimmst die linke Flanke bis herauf zu dem Nußgesträuch, und Du, Fabian, das Centrum zwischen Beiden. Auf diese Weise konzentriren wir unsere Aufmerksamkeit auf eine Strecke, welche so wenig ausgedehnt ist, daß unser Auge nicht ermüdet.«
»So werde ich mir gleich einen Rothen holen!« meinte Pepe. »Ich lasse mich fressen, wenn dort hinter der kleinen Cypresse nicht ein Indianer sein Wigwam aufgeschlagen hat.«
Er gab dem Laufe seiner Büchse eine sichere Unterlage, zielte einen Augenblick lang und drückte dann los. Ein lautes Geheul gab Zeugniß, daß er nur zu gut getroffen habe.
»Die Hallunken sind so gütig, uns zu benachrichtigen, daß wir nur noch elf rothe Felle zu durchlöchern haben,« lachte er.
»Von denen sofort eines ein Loch bekommen wird,« fügte Fabian hinzu.
Auch seine Büchse donnerte, und ein zweites Geheul bewies, daß er sein Wort gehalten habe.
Einige Minuten lang herrschte jetzt drüben Ruhe, dann aber krachten sämmtliche Büchsen, welche dem Feinde zur Verfügung standen, und die Kugeln schlugen vor und hinter den Jägern in die Steine der Verschanzung und des Plateau’s; aber keine einzige verursachte auch nur den geringsten Schaden.
Noch mehrere solcher Salven folgten, doch mit demselben Resultate. Die während der Nacht errichtete Balustrade erwies sich als so vortrefflich, daß sich die Jäger hinter ihr vollständig in
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