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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Antwort aus.
    »Hinab, Pepe! Wir müssen den Fuß der Pyramide untersuchen!«
    Sie glitten die steile Böschung hinab und schritten in fieberhafter Aufregung rings um das Grabmal herum. Da stieß der Fuß Dormillons an etwas Hartes. Er hob es auf.
    »Rosenholz, komm her! Wir befinden uns auf der Spur. Ich habe hier zwischen den Steinen seine Büchse gefunden!«
    Der Kanadier kam herbeigeeilt und nahm die Waffe in die Hand.
    »Sie ist noch geladen. Er ist im Ringkampfe überwältigt worden. O, wäre es doch Tag; dann könnten wir Alles aus den Spuren sehen!«
    Er blickte rathlos zur Höhe. Ein matter Flimmer oscillirte durch die Dunkelheit. Er stieg einige Schritte empor und ergriff den Gegenstand.
    »Sein Messer!«
    »Und hier sein Hut!« rief Pepe. »Santa Lauretta, Du hast Recht, Rosenholz; er ist überfallen worden.«
    Diese Gewißheit war jetzt unumstößlich. Sie ertheilte dem Kanadier die Wuth eines angeschossenen Ebers.
    »Fabian!« brüllte er, daß es die Echo’s wiederdonnerten.
    Seine hohe Gestalt bebte unter der übermächtigen Aufregung, und es lag ein furchtbarer Grimm in dem knirschenden Tone, mit dem er, Pepe die Faust schwer auf die Schulter legend, betheuerte.
    »Wir werden ihn wiederfinden, todt oder lebendig. Aber wehe Denen, die ihn angetastet haben; sie müssen sterben, und wenn sie der Satan selbst beschützt! – –«
X
Die Verfolgung
    Es war am Nachmittage des vorigen Tages, als ein Reiter den Ufern des Rio Gila folgte, der den Boden mit außerordentlich aufmerksamen Blicken musterte. Er war von eleganten, nervigen Körperformen, trug eine feine Serape von Santille, Kamaschen von scharlachrothem Tuche und Moccassins von einer außerordentlich kunstreichen Arbeit.
    Sein Kopf war mit einer Art Turban bedeckt, durch welchen sich die glänzende Haut einer ungeheuren Klapperschlange wand.
    Von Zeit zu Zeit blieb er halten und stieg auch wohl vom Pferde, wenn er im Zweifel war, ob er sich noch auf der richtigen Fährte befinde. Es mußten zwei Männer sein, denen er folgte, denn wenn einmal ihre Spur sich dem Flusse näherte, so ließen sich in dem feuchter werdenden Boden zweifellos die Eindrücke von zweien Paaren verschiedener Füße erkennen.
    Auf einmal blieb er überrascht halten. Die beschriebene Spur wurde von der Seite her von den Huftritten eines Pferdes gekreuzt, welches nach dem Flusse zu gelenkt worden war. Der Reiter überlegte, welcher Fährte er folgen solle. Er war, wie man auf den ersten Blick sehen mußte, ein Comanche, und mußte einen ungewöhnlichen Muth besitzen, sich so allein mitten in das Jagdgebiet der ärgsten Feinde seines Stammes, der Apachen, zu wagen.
    Nach kurzem Nachdenken hatte er sich entschlossen und lenkte nach dem Flusse ein. An einer Stelle des Ufers hatte der vorher passirte Reiter sein Pferd abgesattelt und in den Fluß getrieben. Es mußte sehr ermüdet oder auch wohl krank gewesen sein. Dann war er so ziemlich in der Richtung der Spuren der zwei Männer wieder davongeritten.
    Das Gras, auf welchem der Sattel abgelegt worden war, lag noch tief niedergedrückt, und da, wo das Wasser den Schlamm des Ufers wusch, stand es noch schmutzig gelb in den Hufeindrücken des Pferdes. Dieses letztere hatte den Fluß jedenfalls erst vor kaum fünf Minuten verlassen.
    Der Comanche gab seinem Thiere die Sporen und bog sich während des Rittes weit nach vorn nieder, um die Fährte während des sausenden Galoppes nicht zu verlieren. Sie führte vom Strome wieder ab, und noch war er nicht lange geritten, so sah er den Verfolgten vor sich.
    Dieser bemerkte ihn, schien aber hier mitten in der Apacheria keine Veranlassung zur Besorgniß zu kennen und hielt sein Pferd an. Erst als ihm der Verfolger so nahe gekommen war, daß er die Malereien in dem Gesichte desselben erkennen konnte, wandte er sich und trieb sein Pferd zur schleunigen Flucht an.
    Es war sehr mitgenommen und hinkte.
    »Hund, Schakal, Kröte!« rief der Comanche hinter ihm. »Der Apache fürchtet in seinem Lande den Comanchen. Die Angst hat ihm das Herz zerfressen. Er kann nur Pferde rauben und fliehen!«
    Er machte Miene, die mit silbernen Nägeln beschlagene Büchse von der Schulter zu nehmen, besann sich aber anders. Auf feindlichem Gebiete konnte ein lauter Schuß sein Verderben sein. Er wickelte den Lasso von seinen Hüften los, befestigte das obere Ende desselben am Sattelknopfe und wirbelte es dann mit der Rechten in langen, geordneten Schlingen über seinem Kopfe.
    »Wollen die Füße des Koyoten

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