Der Weg des Feuers
Der gewalttätige Widerstand war jedenfalls keine Sinnestäuschung! Es konnte nicht mehr lange dauern, und der Blonde würde dem General wichtige Hinweise liefern, mit deren Hilfe Anschläge verhindert und zahlreiche Festnahmen ermöglicht werden konnten.
Doch jetzt hatte er plötzlich einen Auftrag, auf den er nicht vorbereitet war. Und was er eben erfahren hatte, erschwerte ihm seine Aufgabe nur noch.
»Du willst doch nicht etwa diesen Trupp angreifen?«, fragte er den unruhigen Kameraden. »Wir sind nur zu zweit!«
»Ich bin mir sicher, dass sie den Käfig nicht ununterbrochen bewachen, weil dieser angebliche Gefangene auf unser Eingreifen hofft. Wenn sie bei Einbruch der Nacht ein Lager aufschlagen, befreien wir ihn.«
Um sich nicht verdächtig zu machen, durfte sich der Blondschopf dem Befehl des Propheten nicht widersetzen. Aber wie sollte er nun diesen Plan vereiteln? Entweder beteiligte er sich an der Ermordung eines Landsmanns und Verbündeten, der überdies auch noch Königlicher Sohn war, oder er versuchte, ihn zu retten, und machte so die Anstrengungen von Monaten zunichte. Denn dann konnte er unmöglich zurück zu dem Stamm, den er verraten hätte. In der Dämmerung machte der Trupp in der Nähe eines Wäldchens Halt. Die Soldaten stellten den Käfig unter eine Tamariske und aßen gut gelaunt zu Abend. Dann legten sie sich schlafen und überließen den Gefangenen dem Schutz einer Wache, die aber auch bald einnickte.
»Siehst du, es ist, wie ich dir gesagt habe, sie lassen uns freie Hand«, sagte der Unruhige.
»Glaubst du nicht, dass sie uns eine Falle stellen wollen?«, fragte der Blonde.
»Ganz bestimmt nicht, alles verläuft so, wie es der Prophet vorhergesagt hat! Und er täuscht sich nie.«
»Was hältst du davon, wenn wir zuerst die Soldaten töten?«, schlug der Blonde in der Hoffnung auf eine überstürzte Flucht vor.
Dann musste er nur noch Mittel und Wege finden, Iker davon zu verständigen, dass man ihn verraten hatte und er sein Vorhaben aufgeben musste.
»Auf keinen Fall«, schnitt ihm der andere das Wort ab. »Sie tun nur so, als würden sie nichts merken. Wir holen uns jetzt den Ägypter.«
Der Blonde traf eine Entscheidung.
Sobald der Königliche Sohn befreit war, würde er den Aufständischen töten und sein wahres Gesicht zeigen. Dann war sein Auftrag genauso gescheitert wie der von Iker. Aber sie hätten wenigstens überlebt.
Dieser erniedrigende Zustand war beinahe unerträglich, aber der Schreiber hielt sich tapfer, indem er die Worte der Weisen wiederholte und an Isis dachte. Manchmal musste er beinahe lachen: Hätte sie ihn so sehen können, was würde sie dann wohl von seiner Liebeserklärung halten?
Doch die quälende, bohrende Angst kehrte immer wieder schnell zurück.
Würden die Aufständischen eingreifen, und wenn ja, wie?
Würden sie alle niedermetzeln?
In diesem Käfig kauernd, reagierten seine Sinne äußerst empfindlich. Iker konnte nicht richtig schlafen und hörte jedes noch so kleine Geräusch.
Zwei Männer krochen auf ihn zu.
Der Wachsoldat schnarchte.
Die Widerständischen standen auf, einer hielt sich den Zeigefinger an den Mund und bedeutete Iker, still zu sein. Dann zerschnitten sie die dicken Seile, die die Käfigstangen zusammenhielten.
Und der Königliche Sohn konnte endlich sein Gefängnis verlassen!
Der Unruhige vertraute seinem Gefährten.
Als der Gefangene zitternd aus seinem Käfig kroch, machte der Blonde einen Schritt zurück.
Aber als er sein Messer zog, um es dem Aufständischen in den Rücken zu bohren, traf ihn ein brennender Schmerz im Genick.
Der Schmerz war so heftig, dass er nicht einmal mehr schreien konnte, die Waffe fallen ließ und in die Knie ging. Dann schnitt ihm jemand den Hals durch.
Dreizehn tötete schnell und präzise.
»Dieser Abschaum war ein Verräter im Dienst von Nesmontu«, erklärte er dem Unruhigen, der vor Entsetzen wie versteinert war. »Ich bin ein Schüler des Propheten.«
»Bist du etwa der Junge, der ganz allein eine Karawane in seine Gewalt gebracht hat?«
»Ja, der bin ich, aber ich bin kein Junge. Hol dir die Leiche von diesem Verräter, und dann verschwinden wir.«
»Wozu sollten wir uns mit diesem Aas belasten?«
»Das wirst du schon noch sehen.«
Die drei Männer machten sich nun schleunigst davon. Erst als sie sich in Sicherheit fühlten, blieben sie stehen, um nach Luft zu schnappen.
Iker war so erschöpft, dass er sich auf den Boden legte und die Augen schloss, unfähig, dem
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